Am europäischen Anleihenmarkt setzte sich der Ausverkauf bei zahlreichen Staatsanleihen fort. Die Kurse fielen, im Gegenzug ging es für die Renditen deutlich nach oben. Die Verzinsung der zehnjährigen Bundesanleihen (Bunds) stieg auf knapp 0,8 Prozent - der höchste Stand seit fünfeinhalb Monaten. Die Renditen stehen vor dem größten wöchentlichen Anstieg seit über einem Jahrzehnt.
Zudem drückten anstehende Neuemissionen am Donnerstag auf die Bond-Kurse. Frankreich und Spanien wollten Staatsanleihen im Gesamtvolumen von etwa zwölf Milliarden Euro verkaufen. Polen hat aufgrund der Unruhen auf dem Anleihenmarkt einen Anleihen-Verkauf für heute abgesagt, meldet die FT.
Zehnjährige italienische und spanische Papiere warfen in der Spitze 2,047 und 2,025 Prozent ab – zum Monatsanfang hatten die Renditen noch bei jeweils rund 1,5 Prozent gelegen. Erstmals muss Spanien in den vergangenen Tagen für alle Anleihen-Laufzeiten wieder Zinsen zahlen. Die Zeiten, in denen die Staaten fürs Schuldenmachen bezahlt wurden, sind vorerst vorbei.
Seit gut einer Woche trennen sich Anleger gleich reihenweise von europäischen Staatsanleihen. Die Zinssätze für die Euro-Staatsanleihen sind daher deutlich gestiegen. Niemand kann wirklich sagen, was dahintersteckt, weil die EZB durch ihr Anleihen-Ankauf-Programm die Märkte manipuliert.
Der erneuter Kurssturz an den Anleihemärkten drückt auch die europäischen Aktienmärkte: Der Dax verlor am Vormittag 1,6 Prozent auf 11.167 Punkte, der EuroStoxx50 gab zeitweise sogar 2,1 Prozent auf 3484 Zähler nach.
Für weitere Unruhe an den Märkten sorgt auch die heutige Wahl in Großbritannien: Vom Wahlausgang hängt ab, ob das Land über einen Ausstieg aus der Europäischen Union – den Brexit – abstimmen wird.