Politik

Frankreich: Supermärkte dürfen keine Lebensmittel mehr wegwerfen

Lesezeit: 1 min
23.05.2015 00:48
Französische Supermärkte dürfen ab sofort keine Lebensmittel mehr wegwerfen oder mutwillig zerstören. Deutschland will dem Beispiel nicht folgen. Doch auch Deutschland praktiziert eine gewaltige Verschwendung: Jährlich landen hierzulande 11 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll.
Frankreich: Supermärkte dürfen keine Lebensmittel mehr wegwerfen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Französische Supermärkte dürfen unverkaufte Lebensmittel nicht mehr einfach wegwerfen. Die Nationalversammlung verabschiedete am Donnerstagabend in Paris einstimmig eine Regelung, wonach nicht vermeidbare Lebensmittelabfälle künftig gespendet, kompostiert oder als Tierfutter verwendet werden müssen. Große Märkte sollen dafür mit karitativen Organisationen zusammenarbeiten.

Regierung und Parlament wollen auf diese Weise die Verschwendung von Lebensmitteln bekämpfen. Pro Kopf werden in Frankreich jährlich bis zu 30 Kilogramm Lebensmittel weggeworfen. Ziel der Regierung ist es, diesen Abfall im Gesamtwert von bis zu 20 Milliarden Euro bis zum Jahr 2025 zu halbieren. Ab sofort ist es den Händlern im Lebensmittelbereich verboten, ihre unverkaufte Ware zu zerstören. So gibt es in Frankreich die Praxis, Chlor über Mülleimer mit noch essbaren Lebensmitteln zu schütten, um diese aus dem Verkehr zu ziehen.

Eine Sprecherin von Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) sagte der Nordsee-Zeitung, Frankreich sei diesbezüglich kein Vorbild: «In Deutschland geben bereits zahlreiche Supermarktketten unverkaufte und noch genießbare Lebensmittel insbesondere an die Tafeln auf freiwilliger Basis ab.»

Die Sprecherin betonte, bei der Vermeidung von Lebensmittelabfällen setze die Bundesregierung weniger auf Gebote oder Verbote eines bestimmten Produktions- oder Konsumverhaltens. Im Vordergrund stünden unter anderem Aufklärungsaktionen, Beratung sowie die Sensibilisierung der Verbraucher.

Laut einer Studie für das Ernährungsministerium landen in Deutschland jährlich etwa 11 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll. Davon stammen 6,7 Millionen Tonnen von Privathaushalten.

Rechnerisch entspricht dies pro Bundesbürger (Basis: 81,8 Millionen Mitglieder privater Haushalte) 81,6 Kilogramm, wie die Autoren der Universität Stuttgart im Jahr 2012 erläuterten. Der Rest fällt bei Lebensmittelindustrie, Handel und Großkunden wie der Gastronomie an.


Mehr zum Thema:  

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft EU-Austritt Deutschlands: Ist „Dexit“ der Weg in die Katastrophe?
23.05.2024

Seit dem Brexit-Referendum wird in Deutschland immer wieder über einen möglichen EU-Austritt, den „Dexit“, diskutiert. Eine aktuelle...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Grenzziehung: Russlands Planspiele sorgen für Besorgnis bei Nachbarn
22.05.2024

Ein russisches Gesetzesprojekt zur Neubestimmung der Ostsee-Grenzen sorgt für Aufregung bei Nachbarländern. Litauen spricht von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Handelskonflikt mit USA und EU heizt sich auf: China erwägt höhere Import-Zölle auf Verbrenner
22.05.2024

Der Handelskonflikt zwischen den USA und China eskaliert weiter und erfasst nun auch europäische Autobauer, die gar keine E-Autos...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank: Konjunkturaussichten hellen sich langsam auf
22.05.2024

Die deutsche Wirtschaft scheint das Gröbste überstanden zu haben. Nach einem leichten Wachstum zu Jahresbeginn dürfte die Konjunktur...

DWN
Politik
Politik Lehrerverband will Islamunterricht: Lösung für bessere Integration oder Anbiederung?
22.05.2024

Gut 1,6 Millionen Schüler moslemischen Glaubens besuchen mittlerweile Deutschlands Schulen. Für sie wünscht sich der Präsident des...

DWN
Immobilien
Immobilien Bessere Laune im Bausektor, aber Auftragsmangel immer noch zentrales Problem
22.05.2024

Auf dem ZIA-Finance Day letzte Woche ging es - unter anderen Schlüsselthemen - um die sich stabilisierende makroökonomische Lage in...

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: Börsen im Rally-Modus – Aktienmärkte erreichen Allzeithochs, Metalle glänzen
22.05.2024

Die vergangene Woche konnte sich sehen lassen: Die internationalen Finanz- und Rohstoffmärkte warteten mit beeindruckenden Preisbewegungen...

DWN
Politik
Politik Erleichterungen für Hausarztpraxen im Fokus
22.05.2024

Das Bundeskabinett befasst sich mit einer stärkeren Absicherung der Gesundheitsversorgung für Patientinnen und Patienten - besonders in...