Gemischtes

Der andere Amerikaner: Winnetou-Darsteller Pierre Brice ist tot

Lesezeit: 1 min
06.06.2015 14:10
Der französische Schauspieler Pierre Brice ist im Alter von 86 Jahren gestorben. Er stand als Winnetou für die Idee, dass nicht immer der Weiße Mann alles besser kann. In diesem Sinn konterkarierte er auch erfolgreich ein Klischee der US-Selbstdarstellung.
Der andere Amerikaner: Winnetou-Darsteller Pierre Brice ist tot

Mehr zum Thema:  
USA >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
USA  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der französische Schauspieler und «Winnetou»-Darsteller Pierre Brice ist tot. Der 86-Jährige sei am Samstag in einem Krankenhaus bei Paris in den Armen seiner Frau gestorben, teilten das Management und der Anwalt des Schauspielers mit. Den genauen Ort nannte das Management nicht. Brice starb an den Folgen einer Lungenentzündung.

Berühmt wurde Brice in Deutschland vor allem als «Winnetou». Der Romanheld von Karl May war die Rolle seines Lebens. In den 60er Jahren spielte er ihn insgesamt elf Mal. Seinen ersten Auftritt hatte der in Brest geborene Schauspieler 1962 im «Schatz im Silbersee». Sein Filmtod löste 1965 eine Protestwelle aus, daraufhin durfte der Indianer für kurze Zeit wieder auferstehen. Die Filmreihe endete 1968. Aber auch auf der Bühne trat er für die Sache der Indianer ein.

Pierre Brice, der eigentlich Pierre Louis Baron de Bris hieß, hat auch privat die Ideale und Werte wie Freiheit, Menschenwürde und Toleranz seiner legendären Filmfigur vertreten. Das sei auch der Grund dafür gewesen, dass er fast 40 Jahre die berühmte Indianerfigur gespielt habe, sagte er einmal.

Pierre Brice alias Winnetou hat für eine ganze Generation die Hoffnung verkörpert, dass am Ende das Gute siegen wird - auch, wenn der Held stirbt. Mit Brice erfuhr auch das Amerika-Bild in Deutschland eine Differenzierung: Während zahlreiche Hollywood-Schinken mit den bösen Deutschen (oft verkörpert durch Gerd Fröbe) und den stets überlegenden Deutschen mitunter recht propagandistisch eingesetzt wurden, schuf der Winnetou ein sympathisches Gegenmodell: Er spielte den Indianer, der die weißen Männer durch seine Intelligenz in Schach hielt. Er war dabei sympathisch und vermittelte auf unaufdringliche Weise das Gefühl, dass das Leben in einer echten multikulturellen Gesellschaft einfach besser sein muss.

Linke-Fraktionschef Gregor Gysi hat den verstorbenen Winnetou-Darsteller Pierre Brice als «Idol von ganzen Kinder- und Elterngenerationen» gewürdigt. «Pierre Brice verkörperte einen richtig guten und klugen Indianer. Es gab in seinen Filmen viele andere gute Indianer, nur ganz wenig böse Indianer, viele böse weiße Schurken, aber auch einige gute Weiße. All das widersprach dem damaligen offiziellen Bild aus den USA», sagte Gysi der dpa.

Gysi erinnerte sich auch an seine persönliche Begegnungen mit Pierre Brice. «Als ich ihm das erste Mal in einer Talkshow begegnete, stellte ich fest, dass er selbst bescheiden und nett war. Sein Tod tut weh.» Der französische Schauspieler war am Samstag im Alter von 86 Jahren gestorben.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  
USA >

Anzeige
DWN
Ratgeber
Ratgeber Sichere Mobilgeräte für Ihr Business: Das Samsung Security Ecosystem

In vielen Unternehmen sind Smartphones und Tablets längst zum unverzichtbaren Arbeitsmittel geworden. Je nach Einsatzgebiet sind die...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: Es geht schlicht um die Neuordnung Europas
23.09.2023

Bei Friedensverhandlungen zwischen Brüssel, wo die Zentralen der EU und der NATO stehen, und Moskau geht es unweigerlich um eine...

DWN
Politik
Politik Kommunen unter Druck: Ampel ändert Strategie bei der Migration
23.09.2023

Kehrtwende in der Migrationsfrage: Die Innenministerin lehnt stationäre Grenzkontrollen nicht mehr ab, der Kanzler ist für schnellere...

DWN
Politik
Politik Arbeit unterbewertet? Das Bürgergeld 2.0: Ein visionärer Ansatz für Deutschland?
23.09.2023

Zahlt sich Arbeit noch aus? Gerade Geringverdiener behalten oft weniger im Portemonnaie als Sozialleistungsempfänger. Könnte ein...

DWN
Politik
Politik Zweifler überzeugt? Ein Jahr Giorgia Meloni
23.09.2023

Ein Jahr ist es her, dass Giorgia Meloni in Italien die Wahl gewann. Im Ausland waren die Sorgen groß, dass das EU-Gründungsmitglied weit...

DWN
Politik
Politik Wohnungsnot: Bauministerin Geywitz will Energie-Vorschriften aufweichen
23.09.2023

Die Bundesregierung ist von ihrer Zielvorgabe von 400.000 Neubauten meilenweit entfernt. Jetzt sollen die Energiesparstandards einkassiert...

DWN
Immobilien
Immobilien DWN-Interview: „Verstöße gegen die Mietpreisbremse werden leider gar nicht kontrolliert“
23.09.2023

Im DWN-Interview spricht der Präsident des Deutscher Mieterbundes (DMB) Lukas Siebenkotten über die Krise auf dem deutschen Mietmarkt. Er...

DWN
Finanzen
Finanzen Fondskosten: „Die TER liefert kein vollständiges Bild“
23.09.2023

Anleger schauen auf die TER, um die Kosten eines Fonds abzuschätzen. Doch Experten sehen das Kostenmaß kritisch.

DWN
Technologie
Technologie Wessen KI-Revolution?
23.09.2023

Der Fortschritt in der Entwicklung Künstlicher Intelligenz bringt weitgehende gesellschaftliche Herausforderungen und Risiken mit sich....