Griechenland braucht nach Einschätzung der Zentralbank dringend eine Einigung mit den Gläubigern. Andernfalls könnte das Land «Schlimmes» erleben. In seinem am Mittwoch vorgelegten Bericht zur Lage der griechischen Wirtschaft warnt die Zentralbank in ungewöhnlich dramatischen Worten: «Ein Fehlschlag der Verhandlungen wird der Anfang eines schmerzhaften Kurses sein. Dies würde zum Austritt Griechenlands aus dem Euro-System und höchstwahrscheinlich zum Ende der Mitgliedschaft Griechenlands in der EU führen.» Der Abschluss einer Vereinbarung zwischen Griechenland und den Gläubigern sei ein «historischer Imperativ», den beide Seite nicht ignorieren könnten. Die Zentralbank gibt sich interessanterweise in einem Nebensatz sehr optimistisch: Man habe schon weitgehende Übereinstimmung erzielt, nun gelte es, die letzten Details zu fixieren. Diese Botschaft deutet darauf hin, dass die EZB, der ja die Zentralbank in Athen angehört, im Grund auch davon ausgeht, dass es eine Einigung geben werde.
Die Warnung vor dem Zerfall der EU hat natürlich einen hohen taktischen Wert: Vor allem Angela Merkel und Francois Hollande müssten dann vor ihre Völker treten und das sündteure Scheitern des politischen Experiments einräumen. Auch der österreichische Bundeskanzler Werner Faymann, der am Mittwoch in Athen weilte, hat große Sorgen um seine eigene Zukunft: Österreich steckt in einer verheerenden Spirale der Arbeitslosigkeit und würde auf die Spur Griechenlands geraten, wenn die Target-Forderungen der Oesterreichischen Nationalbank an die griechische Zentralbank abgeschrieben werden müssten.
Die Krise werde «unkontrollierbar» werden, schreibt die Zentralbank, es werde Ansteckungen geben. Die Griechen von heute hätten nicht das Recht, ihren Nachfahren dieses Problem zu übertragen. Die Zentralbank bezeichnet eine Umstrukturierung des griechischen Schuldenberges als wichtigen Bestandteil einer Lösung des Euro-Problems.