Gemischtes

Mutig: Berliner Philharmoniker wählen Kirill Petrenko zum Chefdirigenten

Die Berliner Philharmoniker haben den in Russland geborenen Kirill Petrenko zum neuen Chefdirigenten gewählt. Petrenko ist ein Experte für zeitgenössische Musik und stellt die Musik bedingungslos in den Vordergrund. Petrenko soll weiter als Chef der Bayrischen Staatsoper tätig sein.
22.06.2015 17:00
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper München, Kirill Petrenko, wird neuer Chefdirigent der Berliner Philharmoniker. Die Musiker hätten den 43-Jährigen zum Nachfolger von Sir Simon Rattle (60) gewählt, gab das Orchester am Montag bekannt. Eine erste geheime Wahl war Anfang Mai ohne Ergebnis zu Ende gegangen.

Wann Petrenko in Berlin anfängt, werde noch Thema von Verhandlungen sein, sagte Orchestervorstand Peter Riegelbauer. Petrenkos Vertrag mit der Bayerischen Staatsoper läuft bis 2018. Rattle hatte angekündigt, dass er seinen Vertrag über das Jahr 2018 nicht verlängern werde. Der Brite ist seit 2002 in Berlin im Amt. 2017 tritt er als Chefdirigent des London Symphony Orchestra an und will dann ein Jahr lang zwischen Berlin und London pendeln.

Petrenko tritt in die Fußstapfen von Philharmoniker-Chefs wie Wilhelm Furtwängler, Herbert von Karajan und Claudio Abbado.

Petrenko sagte den Philharmonikern in einer ersten Reaktion:

»Man kann es gar nicht in Worte fassen, was in mir gefühlsmäßig vorgeht: Von Euphorie und großer Freude bis zu Ehrfurcht und Zweifel ist da alles drin. Ich werde meine ganze Kraft mobilisieren, diesem außergewöhnlichen Orchester ein würdiger Leiter zu sein, und bin mir auch der Verantwortung und der hohen Erwartungen bewusst. Vor allem erhoffe ich aber vom gemeinsamen Musizieren viele Momente des künstlerischen Glücks, die unsere harte Arbeit belohnen und unser Künstlerleben mit Sinn erfüllen sollen.«

Nikolaus Bachler, Intendant der Bayerischen Staatsoper, beglückwünschte Petrenko zur Berufung nach Berlin, fügte aber hinzu: «Gleichzeitig freue ich mich, dass Herr Petrenko und ich gemeinsam eine vom Bayerischen Kultusminister angebotene Vertragsverlängerung an der Bayerischen Staatsoper anstreben», erklärte Bachler.

Die 1882 gegründeten Berliner Philharmoniker ist eines der wenigen Orchester, die ihren Chefdirigenten selber wählt. Am 11. Mai hatten sich die 127 wahlberechtigten Musiker nach fast zwölf Stunden auf keinen Namen einigen können. Die Wahl wurde vertagt. Nun sei die Wahl in etwas mehr als drei Stunden am Sonntag über die Bühne gegangen, sagte Riegelbauer. Petrenko hat die Orchestermusiker von Anfang an für sich eingenommen, obwohl er es bisher nur drei Mal dirigiert hat. Darunter waren Bach, Bartok, Elgar, Skrjabin - mit Ausnahme von Beethoven war jedoch keiner der großen Klassiker darunter. Damit trifft das Orchester eine mutige Entscheidung: Simon Rattle, mit dem sich die Musiker zuletzt nicht mehr so gut verstanden haben wie zu Beginn seiner Ära, hat die zeitgenössische Musik zum fixen Bestandteil der philharmonischen Konzerte gemacht und das Berliner Publikum mit vielen jungen Komponisten, aber auch mit klassischen Zeitgenossen erfreut.

Als weitere Kandidaten waren immer wieder Christian Thielemann (Staatskapelle Dresden), Andris Nelsons (Boston Symphony Orchestra) und Gustavo Dudamel (Los Angeles Philharmonic) genannt worden.

Petrenko ist seit 2013 an der Bayerischen Staatsoper. Petrenko wurde im russischen Omsk geboren, 1990 zog er mit seiner Familie nach Vorarlberg in Österreich. Dort war sein Vater Geiger im Symphonieorchester. Von 2002 bis 2007 war er Generalmusikdirektor der Komischen Oper Berlin.

Der Russe hat die Berliner Philharmoniker bisher nur drei Mal als Gast dirigiert - erstmals 2006. Das Orchester sei damals sofort begeistert gewesen, sagte Vorstand Ulrich Knörzer. «Es war damals nicht die Frage, ob wir ihn wieder einladen, sondern nur wann», sagte Knörzer. Jetzt wolle das Orchester ihn ganz haben.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Rezession 2025: Düstere Aussichten für Deutschland
13.05.2025

Die deutsche Wirtschaft tritt auf der Stelle – und das ausgerechnet in einer Phase, in der neue Impulse dringend nötig wären. Der...

DWN
Politik
Politik Rentenversicherung: Warum Bärbel Bas' Beamten-Vorschlag 20 Milliarden Euro im Jahr kosten würde
13.05.2025

Geht es nach Arbeitsministerin Bärbel Bas, sollen künftig auch Beamte in die gesetzliche Rentenversicherung aufgenommen werden. Eine neue...

DWN
Panorama
Panorama Reichsbürger-Verbot: Dobrindt zerschlägt "Königreich Deutschland"
13.05.2025

Sie erkennen den Staat nicht an, verbreiten Verschwörungstheorien und zahlen häufig keine Steuern. Die Szene der Reichsbürger war...

DWN
Politik
Politik Geopolitischer Showdown in der Türkei: Selenskyj, Putin – und Trump im Anflug
13.05.2025

Ein historisches Treffen bahnt sich an: Während Selenski den russischen Präsidenten zu direkten Friedensgesprächen nach Istanbul...

DWN
Panorama
Panorama Umwelt? Mir doch egal: Klimaschutz verliert an Bedeutung
13.05.2025

Klimaschutz galt lange als gesellschaftlicher Konsens – doch das Umweltbewusstsein in Deutschland bröckelt. Eine neue Studie zeigt, dass...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohntraum wird Luxus: Preise schießen in Städten durch die Decke
13.05.2025

Die Preise für Häuser und Wohnungen in Deutschland ziehen wieder deutlich an – vor allem in den größten Städten. Im ersten Quartal...

DWN
Finanzen
Finanzen Wird die Grundsteuer erhöht? Zu viele Ausgaben, zu wenig Einnahmen: Deutsche Kommunen vorm finanziellen Kollaps
13.05.2025

Marode Straßen, Bäder und Schulen: Fast neun von zehn Städten und Gemeinden in Deutschland droht in absehbarer Zeit die Pleite. Bereits...

DWN
Politik
Politik EU im Abseits: Trump bevorzugt London und Peking – Brüssel droht der strategische Bedeutungsverlust
12.05.2025

Während Washington und London Handelsabkommen schließen und die USA gegenüber China überraschend Konzessionen zeigen, steht die EU ohne...