Nach dem Kurssturz in China hat erstmals ein ausländischer Investor das Verhalten der Finanzaufseher offen kritisiert. Der australische Finanzdienstleister AMP warf den Regulierungsbehörden der Volksrepublik am Donnerstag vor, für die Panik-Verkäufe mitverantwortlich zu sein. Die eingeleiteten Maßnahmen seien kontraproduktiv gewesen und hätten die Lage nur verschlimmert, bemängelte Fondsmanager Patrick Ho vom AMP Capital China Growth Fund. Der Marktwert des größten australischen Fonds, der ausschließlich in chinesische Aktien investiert, hat sich seit Beginn des Kurseinbruchs vor sechs Wochen um fast 40 Prozent auf umgerechnet rund 300 Millionen Euro reduziert. Die chinesischen Börsen büßten in dieser Zeit rund ein Drittel ein.
Zuvor hatten sich die Kurse seit dem Spätherbst bis in den Juni hinein mehr als verdoppelt. Dies habe auch zahlreiche chinesische Anleger angelockt, schrieb Ho in einer E-Mail an die Nachrichtenagentur Reuters. Die Rally sei aber negativ beeinflusst worden, als die Behörden versuchten, diese Entwicklung zu bremsen. "Danach verfielen viele Anleger in Panik-Verkäufe." Die Regulierer ergriffen eine ganze Reihe von Maßnahmen, um die Märkte zu beruhigen. Sie stoppten Börsengänge, setzten den Handel mit zahlreichen Papieren aus und verboten auch den Besitzern von Firmenanteilen über fünf Prozent einen Verkauf der Aktien in den nächsten sechs Monaten.
Der Börsen-Crash schürte auch Sorgen um das Wirtschaftswachstum in China, wo der Konjunkturmotor ohnehin ins Stottern geraten ist. In Australien wird das mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt. Denn die dortige Wirtschaft mit ihrer großen Bergbauindustrie ist stark vom Rohstoffhunger Chinas abhängig.