Politik

TTIP: Kommission versteht Aufregung um Geheimhaltung nicht

Die EU-Kommissarin Malmström versteht die Aufregung über den erschwerten Zugang zu TTIP-Dokumenten nicht. Vielmehr habe es wohl „einige Konfusion“ gegeben. Schließlich ginge es ja nur um einen Bericht. Deshalb wolle man zukünftig „detaillierte Berichte“ über die Verhandlungen veröffentlichen.
23.08.2015 02:44
Lesezeit: 1 min

„Nach einigen Veröffentlichungen vertraulicher Dokumente musste die Kommission jedoch die Entscheidung treffen, den vertraulichen Bericht über die zehnte Verhandlungsrunde in einem sicheren Leseraum auszulegen“, hieß es vergangene Woche. Die Kritik an dieser Entscheidung folgte prompt. Schließlich sollten zumindest die nationalen Parlamente die Möglichkeit haben, sich etwas über die TTIP-Verhandlungen zu informieren, wenn es schon die Bürger selbst nicht können. Und es ist auch nicht das erste Mal, dass der EU-Kommission mangelnde Transparenz vorgeworfen wird. Neben einer EU-Bürgerinitiative befasst sich auch die EU-Ombudsfrau Emily O’Reilly mit diesem Thema. In der EU-Kommission will teilt man diese Kritik jedoch nicht.In ihrem Blog äußerte sich Malmström nun zu den Ereignissen der vergangenen Woche.

Wie stark Deutschland in dieser Debatte eine Rolle spielt, zeigen Malmströms Eingangsworte:

„Der deutsche Vizekanzler und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel hat mir seine Gedanken zur Transparenz der Verhandlungen für das EU-US-Freihandelsabkommen mitgeteilt, wie auch zuvor schon Bundestagspräsident Norbert Lammert. Ich werde in den kommenden Tagen direkt mit Bundesminister Gabriel sprechen. Angesichts der öffentlichen Debatte zum Thema möchte ich meine Position aber schon jetzt öffentlich klarstellen.“

Malmström kann die Aufregung über die letzte Zurückhaltung des TTIP-Berichts nämlich nicht verstehen:

„In der aktuellen Debatte über die Transparenz der TTIP-Verhandlungen in einigen Mitgliedstaaten scheint es einige Konfusion zu geben: es gibt keine generellen neuen Restriktionen  - lediglich ein Bericht wurde in einem Leseraum ausgelegt.“ Dabei habe es sich um eine temporäre Maßnahme gehandelt, um zu erwägen, wie ein Minimum an Vertraulichkeit gewahrt werden kann. „Die Entscheidung scheine unnötige Verwirrung gestiftet zu haben. Das bedaure ich“, so Malmström. „Um solche Missverständnisse künftig zu vermeiden - und als Teil unserer laufenden Bemühungen, für ein Höchstmaß an Transparenz bei den TTIP-Verhandlungen zu sorgen -, wird die Kommission von nun an detaillierte und umfassende Berichte über die Verhandlungen auf ihrer Website in allen EU-Amtssprachen veröffentlichen.“

Wie die Mitgliedsstaaten ihre eigenen Parlamente über TTIP informieren, liege in ihrer Verantwortung:

„Ich verstehe, dass es unerlässlich ist für nationale Parlamentarier, über die EU-Handelsverhandlungen vollumfänglich informiert zu sein. Deshalb werde ich die Regierungen in ihren Bemühungen unterstützen, wenn sie sicherstellen wollen, dass Parlamentarier alle Informationen bekommen, die sie brauchen, um demokratische Kontrolle auszuüben. Meine Dienststellen stehen bereit, den Regierungen der EU-Mitgliedstaaten dabei zu helfen, den Mitgliedern der nationalen Parlamente – einschließlich des Bundestags - alle nötigen Informationen bereitzustellen. Alle Neuerungen in meiner Handelspolitik werden stets mehr Offenheit bedeuten, nicht weniger. Das ist die Zusicherung, die ich zu Beginn meines Mandats gegeben habe. Ich bin entschlossen, dieses Versprechen zu halten."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Gesundheitscheck vor der Einstellung: Rechte und Grenzen für Bewerber
01.06.2025

Ein Vorstellungsgespräch ist erfolgreich verlaufen, doch bevor der Arbeitsvertrag unterschrieben wird, fordert der potenzielle Arbeitgeber...

DWN
Technologie
Technologie SaaS ist tot – die Zukunft gehört der KI, nicht Ihrer Plattform
01.06.2025

Niemand will die Nutzung Ihrer Plattform lernen – Unternehmen wollen Ergebnisse. Künstliche Intelligenz ersetzt Tools durch fertige...

DWN
Panorama
Panorama EU-Reform könnte Fluggastrechte deutlich schwächen
01.06.2025

Von Verspätungen betroffene Fluggäste haben in Zukunft möglicherweise deutlich seltener Anspruch auf Entschädigung. Die EU-Staaten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wettlauf um die Zukunft: Wie die USA ihre technologische Überlegenheit retten wollen
01.06.2025

China wächst schneller, kopiert besser und produziert billiger. Die USA versuchen, ihre Führungsrolle durch Exportverbote und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freelancer: Unverzichtbare Stütze in flexiblen Arbeitswelten
01.06.2025

Trotz Homeoffice-Boom bleibt die Nachfrage nach Freelancern hoch. Warum Unternehmen auf Projektarbeiter setzen, wo die Vorteile liegen –...

DWN
Politik
Politik „Choose Europe“: Brüssel will Gründer mit Kapital halten
31.05.2025

Die EU startet einen neuen Wachstumsfonds, der Start-ups mit Eigenkapital unterstützen und in Europa halten soll. Doch Geld allein wird...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Energiewende umgekehrt: US-Firmen fliehen vor Trumps Klimapolitik – nach Europa
31.05.2025

Während Trump grüne Fördermittel in den USA kürzt, wendet sich die Clean-Tech-Branche von ihrer Heimat ab. Jetzt entstehen in Europa...

DWN
Politik
Politik Ärztepräsident warnt vor „Versorgungsnotstand“
31.05.2025

Ärztepräsident Klaus Reinhardt warnt vor Beeinträchtigungen im medizinischen Netz für Patienten, wenn nicht bald Reformen zu mehr...