Finanzen

Schwarzer Montag: Auch die Wall Street stürzt ab

Lesezeit: 3 min
24.08.2015 17:25
Dow Jones und Nasdaq sind ebenfalls vom Abwärtssog an den internationalen Börsen erfasst worden. Es wird erwartet, dass die Entwicklung noch nicht zu Ende ist. Apple-Chef Tim Cook kämpft mit verzweifelten Methoden um den Kurs des Technologie-Unternehmens.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

An der Wall Street gingen die Kurse zur Eröffnung im Gefolge des weltweiten Börsen-Crashs dramatisch in die Knie: Dow-Jones - und S&P500 verloren allein in den ersten Handelsminuten rund sechs Prozent, der Dow ging um mehr als 1.000 Punkte nach unten. An der Computerbörse Nasdaq ging es mehr als acht Prozent abwärts.

"Wir sind mitten in einer Panikattacke und China ist das Epizentrum", erklärten die Analysten von JP Morgan Cazenove. Die Furcht vor den Folgen einer Wachstumsdelle in China für die gesamte Weltwirtschaft mache die Investoren höchst nervös, sagte Tobias Basse von der NordLB.

Der Einbruch der US-Börsen veranlasste Apple-Chef Tim Cook zu außergewöhnlichen Maßnahmen. Cook schrieb eine E-Mail an den bekannten Börsenkommentator Jim Cramer, in der er die Sorgen der Anleger über die Entwicklung des China-Geschäfts von Apple zu entschärfen versuchte. Cramer ist der absolute bad boy unter den TV-Kommentatoren, der sich in der Vergangenheit bei seinen meist lautstark und vulgär vorgetragenen Prognosen auch schon des öfteren sehr deutlich geirrt hatte.

Apple habe im Juli und August weiterhin ein «starkes Wachstum» in China verzeichnet und das Tempo der iPhone-Aktivierungen habe sogar angezogen, versicherte Cook.

So ein Update zwischen Quartalsberichten ist ein einmaliger Schritt für den über Jahrzehnte notorisch verschlossenen Konzern. Die Apple-Aktie steht jedoch auch angesichts der Turbulenzen in China schon seit Wochen unter Druck. Binnen eines Monats verlor sie fast ein Fünftel ihres Werts. China ist auf dem Weg, zum wichtigsten Markt für Apple zu werden und brachte im vergangenen Quartal mehr als ein Viertel der Erlöse ein. Der Finanzblog Zerohedge stellt allerdings die berechtigte Frage, ob eine solche Marktbeeinflussung überhaupt zulässig sei - Cook habe seine Aussage, die selbstverständlich kursrelevant ist, nicht offiziell über die vorgeschriebenen Wege kommuniziert:

Wie die gesamte Wall Street erholte sich Apple nach der ersten Panik-Attacke.

Der Dax rutschte bei sehr hohen Umsätzen in der Spitze um 6,8 Prozent auf 9445 Punkte ab - das war der niedrigste Stand seit Anfang Januar. Noch im April hatte der Leitindex dank der milliardenschweren Geldspritzen der Europäischen Zentralbank (EZB) ein Rekordhoch von 12.390,75 Zählern aufgestellt. Der EuroStoxx50 verlor sieben Prozent. Begonnen hatte das Beben in der Nacht in China, wo der Shanghai-Composite 8,5 Prozent absackte. Die Entscheidung der Pekinger Regierung, Pensionsfonds erstmals Investitionen am Aktienmarkt zu gestatten, enttäuschte die Anleger. Börsianer hatten offenbar damit gerechnet, dass die chinesische Notenbank die Märkte mit neuen Geldspritzen stützen würde.

China galt bislang als einer der zukunftsträchtigsten Absatzmärkte weltweit. Ob deutsche Autobauer oder französische Luxusgüterhersteller - sie alle haben zuletzt vor allem auf die Chinesen als Konsumenten gesetzt. Entsprechend sind die Aktienkurse dieser Branchen seit Wochen auf Talfahrt. Denn schon seit Jahresbeginn häufen sich die Anzeichen für eine stärkere Abkühlung der chinesischen Wirtschaft. Von den früher zweistelligen Wachstumsraten ist schon lange nichts mehr zu sehen. Für 2015 strebt die Regierung ein Plus von sieben Prozent an - es wäre der kleinste Zuwachs seit einem Vierteljahrhundert.

Die chinesische Zentralbank versucht sich mit aller Macht gegen den Abwärtstrend zu stemmen: So ließ sie die Landeswährung Yuan kräftig abwerten, was chinesische Waren im Ausland billiger macht - und ausländische Waren in China teurer. Viele Anleger sahen darin einen weiteren Beleg, dass es um die nach den USA zweitgrößten Volkswirtschaft alles andere als gut bestellt ist.

An den Rohstoffmärkten nahmen die Anleger ebenfalls Reißaus. China ist einer der größten Konsumenten von Industrierohstoffen. Der Preis für Nordseeöl der Sorte Brent fiel um 4,8 Prozent auf 43,28 Dollar je Fass (159 Liter) und damit auf den tiefsten Stand seit März 2009. Kupfer verbilligte sich um 3,4 Prozent auf 4882 Dollar je Tonne und war damit so billig wie seit mehr als sechs Jahren nicht mehr.

Belastet wurden die Aktienbörsen in Europa neben den China-Sorgen auch durch einen wieder steigenden Euro -Kurs, der europäische Waren im Ausland verteuert. Grund dafür sind die Spekulationen auf eine Verschiebung der ersten Zinserhöhung in den USA seit der Finanzkrise 2007/08. "Die Risiken in China und die dadurch ausgelösten Turbulenzen an den Finanzmärkten sollten die Fed dazu bringen, einen Zinsschritt im September zu verschieben", erklärte Commerzbank-Analystin Esther Reichelt. Daher lösten viele Anleger ihre Wetten auf einen steigenden Dollar auf, was im Gegenzug den Euro in der Spitze auf 1,1711 Dollar trieb. Damit notierte die Gemeinschaftswährung Euro wieder auf dem Niveau von Mitte Januar.

Zuflucht suchten die Anleger in den gern als sichere Häfen angesteuerten zehnjährigen Bundesanleihen. Auch der Goldpreis setzte seine Aufholjagd fort und zog leicht um 0,2 Prozent auf 1162,91 Dollar je Feinunze an.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Politik
Politik Biden setzt Zeichen: Todesurteile werden zu lebenslangen Haftstrafen umgewandelt
25.12.2024

Der scheidende US-Präsident Joe Biden positioniert sich klar gegen die Todesstrafe auf Bundesebene. Sein Nachfolger Donald Trump vertritt...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft DWN-Interview: Hat Deutschlands Bergbau eine Zukunft?
25.12.2024

Deutschlands Bergbau steckt in einer kritischen Phase: Das Land verfügt über wertvolle Rohstoffe und ist in Bergbautechnologien führend....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Klimaneutralität Deutschland: Wie der Ländervergleich die Fortschritte zeigt
25.12.2024

Deutschland muss seine Bemühungen zur Erreichung der Klimaziele des Pariser Abkommens intensivieren. Laut einer Bertelsmann-Studie...

DWN
Politik
Politik Auf einmal haben alle Ideen! Wahlkampfversprechen: Was die Parteien zu Steuern, Rente, Klima planen
25.12.2024

Die Wahlkampfprogramme der deutschen Parteien werden erst am kommenden Dienstag offiziell vorgestellt. Die Grundthemen und Positionierungen...

DWN
Politik
Politik CO2-Preis steigt - was das beim Tanken und Heizen bedeutet
25.12.2024

Das neue Jahr könnte mit höheren Preisen an der Tankstelle beginnen. Das liegt an einem steigenden CO2-Preis. Ab 2027 könnte sich dieser...

DWN
Technologie
Technologie KI-Wettlauf: Wie Europa den Anschluss an die Welt verliert
25.12.2024

Europas Wettbewerbsfähigkeit steht vor einer existenziellen Herausforderung. Während künstliche Intelligenz (KI) eine technologische und...

DWN
Panorama
Panorama Aus nach 170 Jahren: Schokohersteller Cadbury ist kein Hoflieferant mehr
25.12.2024

Das nennt man wohl: aus der königlichen Gunst gefallen. Die Chocolatiers von Cadbury müssen zu Weihnachten einen schweren Schlag...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft CO₂-Entnahme: Revolution oder Greenwashing? Der Weg zu einer emissionsneutralen Zukunft
25.12.2024

Die Europäische Union hat sich verpflichtet, ihre Treibhausgasemissionen bis 2050 auf null zu reduzieren, und es gibt deutliche Anzeichen...