Finanzen

Aktien-Crash: Panik-Verkäufe an allen Börsen der Welt

Lesezeit: 3 min
24.08.2015 18:09
Von Tokio über Frankfurt bis nach New York ist es am Montag zu Panik-Verkäufen an den Aktien-Märkten gekommen. Die Anleger haben offenbar auch das Vertrauen in die Zentralbanken verloren. Ein Ende des Absturzes ist noch nicht zu erkennen, auch wenn sich die US-Börsen mittlerweile wieder etwas gefangen haben.
Aktien-Crash: Panik-Verkäufe an allen Börsen der Welt

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Aktienmärkte sind am Schwarzen Montag weltweit dramatisch abgestürzt. Der Euro-Stoxx rutschte auf das Niveau von 2008. In den USA waren alle Sektoren von den Verkäufen betroffen. Bloomberg TV bezeichnete die Ausverkäufe in Europa als "Panik-Verkäufe". Zerohedge berichtete ebenfalls von Panik-Attacken in den USA.

Die Panik legte sich jedoch im Handelsverlauf relativ rasch: Der Dow Jones gab zunächst 1000 Zähler ab, in Punkten der größte Verlust seiner Geschichte. Allerdings kämpften sie sich im weiteren Verlauf nach oben und lagen gegen Mittag (Ortszeit) weniger als ein Prozent im Minus. Symbolisch für die Entwicklung waren die Titel von Apple : Nach einem Absturz von zunächst 13 Prozent drehten sie sogar ins Plus.

Der Dow-Jones-Index für die Standardwerte lag mit 16.354 Punkten 0,64 Prozent im Minus. Der breiter gefasste S&P-500 tendierte mit 1953 Zählern etwa 0,9 Prozent tiefer. Die Technologiebörse Nasdaq stand bei 4690 Punkten, ein Rückgang von 0,33 Prozent. In Frankfurt hatte der Dax mit 9648 Punkten 4,7 Prozent im Minus geschlossen.

Die Furcht vor einem deutlichen Konjunktureinbruch in China hat zu Wochenbeginn erneut Schockwellen durch die Märkte gejagt. Anleger warfen weltweit Aktien und Industrierohstoffe wie Öl und Kupfer aus ihren Depots. Der Dax, in dem zahlreiche Titel exportorientierter Unternehmen notiert sind, rutschte erstmals seit Mitte Januar wieder unter die psychologisch wichtige Marke von 10.000 Punkten. Damit sind die seit Jahresanfang angehäuften Gewinne aufgezehrt. "Wir sind mitten in einer Panikattacke und China ist das Epizentrum", schrieben die Analysten von JP Morgan Cazenove in einer Studie. Sein NordLB-Kollege Tobias Basse ergänzt: "Anleger fürchten, dass die Wachstumsdelle in China in der Weltwirtschaft ihre Spuren hinterlassen wird." Das mache die Investoren "super-nervös".

Beobachter sehen die Möglichkeit eines monumentalen Crashs, weil viele Faktoren zusammenwirken. Die Société Générale schrieb in einer Analyse, dass die massiven Abverkäufe darauf zurückzuführen seien, dass die Anleger das Vertrauen in die Zentralbanken verloren hätten. Diese hatten die Märkte in den vergangenen Monaten mit Geld geflutet, die Anleger ins Risiko getrieben und damit eine veritable Asset-Blase aufgepumpt. Deren Platzen scheint nun begonnen zu haben.

Bereits seit einiger Zeit deuten die rapide abgesunkenen Rohstoffpreise auf fundamentale Verwerfungen an den Märkten.

China ist einer der größten Konsumenten von Rohstoffen und ein wichtiger Absatzmarkt für Europa - Anleger beobachten die konjunkturelle Entwicklung in China mit Sorge. Zuletzt hatten sich Anzeichen für eine stärkere Abkühlung der chinesischen Wirtschaft gemehrt, wichtige Konjunkturdaten fielen schlechter aus als erwartet. Von den früher zweistelligen Wachstumsraten ist schon lange nichts mehr zu sehen. Für 2015 strebt die Regierung ein Plus von sieben Prozent an - es wäre der kleinste Zuwachs seit einem Vierteljahrhundert.

Die chinesische Zentralbank versucht sich mit aller Macht gegen den Abwärtstrend zu stemmen: So ließ sie die Landeswährung Yuan kräftig abwerten, was chinesische Waren im Ausland billiger macht. Viele Anleger sahen darin einen weiteren Beleg, dass es um die nach den USA zweitgrößten Volkswirtschaft alles andere als gut bestellt ist.

Nach den Kurseinbrüchen an der chinesischen Börse zu Wochenbeginn, nahmen auch Aktienanleger in Europa Reißaus. Der Dax fiel in der Spitze um 3,6 Prozent auf 9760 Zähler. Anfang April hatte er noch auf einem Rekordhoch von 12.390,75 Zählern notiert. Die europäischen Finanzmärkte rauschten um knapp drei Prozent auf den tiefsten Stand seit sieben Monaten - insgesamt wurden durch den Kursrutsch rund 230 Milliarden Euro an Börsenwert vernichtet.

Der Shanghai-Composite ging am Montag 8,5 Prozent schwächer aus dem Handel. Die Entscheidung der Regierung, Pensionsfonds erstmals Investitionen am Aktienmarkt zu gestatten, blieb ohne spürbare Auswirkungen. Investoren hatten offenbar damit gerechnet, dass die chinesische Notenbank die Märkte mit neuen Geldspritzen stützt..

Belastet wurden die Aktienbörsen in Europa neben den China-Sorgen auch durch einen wieder erstarkten Euro, der europäische Waren im Ausland verteuert. Spekulationen auf eine spätere Zinswende trieben die Gemeinschaftswährung auf 1,1499 Dollar, den höchsten Stand seit fast sieben Monaten.

Am Rohstoffmarkt rutschten die Preise für das Nordseeöl Brent und das US-Öl WTI in der Spitze um mehr als vier Prozent ab und notierten mit 43,28 und 38,69 Dollar je Fass auf dem tiefsten Stand seit sechseinhalb Jahren. Kupfer war mit 4903 Dollar je Tonne ebenfalls so billig wie seit mehr als sechs Jahren nicht mehr. Schwächelt die Wirtschaft im Reich der Mitte, fürchten Anleger einen deutlichen Nachfrageeinbruch bei Industrierohstoffen wie Öl und Kupfer.

Vor allem exportorientierte Industriezweige wie die Autobauer litten unter den Befürchtungen der Börsianer, dass sich der Wachstumsrückgang in China als langfristiger Trend herausstellen könnte. BMW und Daimler verloren im Dax zeitweise mehr als fünf Prozent. Der europäische Branchenindex gab in der Spitze 4,2 Prozent nach, seit Monatsbeginn kommt er auf ein Minus von rund 13 Prozent.

Zuflucht suchten die Anleger in den gern als sichere Häfen angesteuerten zehnjährigen Bundesanleihen. Die Kurse stiegen, im Gegenzug fiel die Rendite bis auf ein Drei-Monats-Tief von 0,541 Prozent zurück.


Mehr zum Thema:  

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Immobilien
Immobilien Zwangsversteigerungen 2024: Zahl stark gestiegen
15.01.2025

Deutlich mehr Immobilien zwangsversteigert: Die Wirtschaftskrise und steigende Zinsen hinterlassen Spuren, besonders bei Eigentümern. 2024...

DWN
Politik
Politik Wider den Hedonismus: Warum Wehrpflicht (und Zivildienst) Deutschland wieder auf Spur bringen
15.01.2025

Als Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), vom russischen Überfall auf die Ukraine richtig geschockt, die Zeitenwende für Deutschland ausrief,...

DWN
Technologie
Technologie Wie ehemalige IT-Nerds der russischen Suchmaschine Yandex den KI-Markt Europas aufmischen
14.01.2025

Russische IT-Nerds bauen in Amsterdam das KI-Unternehmen Nebius auf. Informatiker um den Yandex-Suchmaschinen-Gründer Arkadi Wolosch...

DWN
Finanzen
Finanzen Bafin-Kontenvergleich: Alle Girokonten in Deutschland im Überblick
14.01.2025

Die Finanzaufsicht Bafin bringt Transparenz in den Kontomarkt: Mit dem neuen Bafin Kontenvergleich können Verbraucher alle Girokonten in...

DWN
Politik
Politik Russischer Außenminister Lawrow: "USA wollen nach Nord-Stream Gaspipeline TurkStream zerstören"
14.01.2025

Russlands Außenminister Lawrow beschuldigt die USA, mit ukrainischen Drohnenangriffen die Gasleitung TurkStream lahmlegen zu wollen....

DWN
Politik
Politik CDU-Heizungsgesetz: Wie die Union das Heizungsgesetz abschaffen will - und warum das schlecht wäre
14.01.2025

Das Habecksche Heizungsgesetz, offiziell Gebäudeenergiegesetz (GEG), gilt seit Januar 2024. Die CDU plant, das GEG bei einer möglichen...

DWN
Politik
Politik Weitere Ukraine-Hilfe? Pistorius zu Besuch in Kiew spricht sich dafür aus
14.01.2025

Ukraine-Hilfe 2025: Verteidigungsminister Boris Pistorius bleibt optimistisch, was die Fortsetzung der Unterstützung für die Ukraine...

DWN
Politik
Politik NATO-Gipfel: Schutz für Ostsee-Infrastruktur geplant
14.01.2025

Nato schützt sich künftig besser vor Sabotageakten gegen wichtige Infrastruktur wie Kabel und Pipelines. Deutschland steuert mit...