Gemischtes

China-Krise belastet deutsche Autobauer

Lange Zeit haben die deutschen Autobauer in China beeindruckende Wachstumsraten gesehen. Dass sich das Tempo normalisieren würde, war auch den Konzernen klar. Doch der Einbruch, der sich nun abzeichnet, fällt deutlich heftiger aus als befürchtet.
25.08.2015 15:36
Lesezeit: 2 min

Die schwächelnde Konjunktur in China und anderen wichtigen Schwellenländern bremst das Wachstum der deutschen Autobauer aus. Während die Automärkte in Russland und Brasilien schon länger in der Krise sind, schrumpfte der Absatz der deutschen Hersteller im Reich der Mitte im zweiten Quartal um sechs Prozent, wie aus einer am Dienstag veröffentlichten Untersuchung der Unternehmensberatung EY hervorgeht. Damit entwickle sich der wichtige Wachstumsmarkt immer mehr zum Sorgenkind, heißt es in der Studie.

Jahrelang konnten die deutschen Autokonzerne der weltweiten Konkurrenz die Rücklichter zeigen – nun wird die Luft auch für sie dünner“, sagte EY-Partner Peter Fuß. „Die starke Abhängigkeit vom chinesischen Markt könnte sich nun als Achillesferse erweisen.“ Allerdings sei auch klar gewesen, dass sich die enormen Wachstumsraten nicht halten lassen würden. „Mit einer Normalisierung der Lage in China hatte die Branche gerechnet – der aktuelle Einbruch kam in dieser Heftigkeit aber überraschend“, sagte Fuß.

China werde immer mehr zu einem normalen Automarkt, hatte auch der damalige BMW-Chef Norbert Reithofer schon zu Jahresbeginn erklärt. Weltweit werde die Lage schwieriger vorhersehbar, sagte Reithofer, heute Chefaufseher bei BMW, damals. So habe man viele Pläne für den Wachstumsmarkt Russland gehabt, die über Jahre auch funktioniert hätten. 2014 habe sich das geändert. „Bumm hat's gemacht und vorbei war es mit diesen schönen Plänen.“ So etwas passiere möglicherweise in Zukunft noch häufiger als bisher.

Dabei sind Russland und Brasilien für die Autobauer vor allem Zukunftsmärkte - mit einem bisher auch in guten Zeiten überschaubaren Absatz. China hingegen ist ein wichtiger Pfeiler für die Hersteller.

Volkswagen etwa habe im zweiten Quartal 36 Prozent seiner Autos in China verkauft, bei BMW lag der Anteil bei 20 Prozent, bei Daimler bei 16 Prozent. Bisher macht sich das in den Finanzen der Konzerne nur auf dem zweiten Blick bemerkbar: Der Umsatz von VW, BMW und Daimler stieg gemeinsam um überdurchschnittliche 15 Prozent. Das liege aber vor allem am schwachen Euro, der Einnahmen außerhalb der Eurozone beim umrechnen aufwertet und damit die Erlöse steigen lässt.

Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer rechnet angesichts des schwächeren Wachstums und der Börsenturbulenzen in China für 2016 sogar mit einem schrumpfenden Autoabsatz im Reich der Mitte. „All jene, die in China besonders stark sind, werden im Jahr 2016 Einbußen in den Gewinnen hinnehmen müssen“, sagte Dudenhöffer am Dienstag. Es sei zu befürchten, dass ein Minus in China auch den weltweiten Absatz drücken wird. Angesichts der Entwicklungen sei nicht auszuschließen, dass der Automarkt in China bereits in diesem Jahr schrumpfen werde.

In den ersten sieben Monaten des Jahres wurden in China 10,66 Millionen Pkw verkauft. Das ist noch ein Plus von 5,3 Prozent“, sagte Dudenhöffer. Sollte das Minus in den kommenden Monaten überschaubar bleiben, könne in diesem Jahr noch ein minimales Plus stehen. „Die Autobauer müssen sich auf ein schwieriges Jahr 2016 einstellen.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Ölpreis: OPEC-Konflikt eskaliert – Saudi-Arabien warnt vor Marktchaos
11.05.2025

Ein gefährlicher Riss geht durch die mächtige Allianz der OPEC-Plus-Staaten. Statt mit geschlossener Strategie die Preise zu...

DWN
Politik
Politik Kann Deutschland Europa retten? Der neue Koalitionsvertrag offenbart alte Schwächen
11.05.2025

Zum Europatag 2025 richtet sich der Blick erneut nach Berlin. Die Erwartungen an Deutschland sind hoch – nicht nur innerhalb der Union,...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.