Technologie

Das schnelle Geld: Investoren pumpen Milliarden in Berliner Internet-Firmen

Lesezeit: 2 min
28.08.2015 00:04
Berlin kann seinen Ruf als Europas neues Silicon Valley erstmals mit Zahlen untermauern: Die Berliner Start-ups haben in diesem Jahr bereits 1,4 Milliarden Euro an Risikokapital eingesammelt. Berlin hat damit die Investment-Metropole London als europäischen Spitzenreiter überholt.
Das schnelle Geld: Investoren pumpen Milliarden in Berliner Internet-Firmen
Risikokapitalinvestitionen in Europa 2013-2015: Investitionsvolumen in Millionen Euro. (Grafik: EY)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Berliner Startups waren bei Investoren im ersten Halbjahr 2015 erstmals beliebter als ihre Konkurrenten aus London. Die jungen Unternehmen aus der deutschen Hauptstadt erhielten 2015 bereits 1,4 Milliarden Euro an Risikokapital und damit erstmals mehr als die Firmen in der Stadt an der Themse. Diese erhielten knapp 1,1 Milliarden Euro, wie aus einer aktuellen Studie von Ernst & Young (EY) hervorgeht. Damit hatte Berlin europaweit die Nase vorn. Mit großen Finanzierungsrunden fiel in diesem Jahr unter anderem der Essens-Lieferdienst Delivery Hero auf, an dem auch die Berliner Firmenschmiede Rocket Internet beteiligt ist.

Besonders beliebt sind in Berlin Start-ups für Apps und Online-Werbung,  jüngstes Beispiel für eine erfolgreiche Finanzierungsrunde ist etwa die Mobile App Marketing-Plattform Remerge: Das Berliner Jungunternhemen hat jüngst 3 Millionen Dollar bei Investoren für eine Expansion auf den US-Markt eingesammelt und eröffnet demnächst eine Zweistelle in Kalifornien, berichtet Tech Crunch.

Insgesamt wurden der Erhebung zufolge von Januar bis Juni rund 1,9 Milliarden Euro in deutsche Unternehmen investiert, die nicht älter als zehn Jahre sind. Das sind schon jetzt 300 Millionen Euro mehr als im ganzen letzten Jahr. Und allein 1,4 Milliarden Euro davon entfielen auf Risikokapitalinvestitionen in Berlin.

Auch in Deutschland gebe es inzwischen erfolgreiche Exits, also Ausstiege von Investoren durch gewinnbringenden Verkauf, was deutsche Start-ups zu attraktiven Investitionszielen mache. „Immer mehr junge Unternehmen treten den Beweis an, dass sie die vor allem mit der Digitalisierung verbundenen Umbrüche aktiv und erfolgreich mitgestalten können – das schafft Vertrauen auf Seiten der Investoren“.

In Berlin tummeln sich seit ein paar Jahren immer mehr Startups. Gute Infrastruktur und vergleichsweise günstige Büroimmobilien und ebenso vergleichsweise günstige gut ausgebildete junge Mitarbeiter aus aller Welt sind dabei mit ausschlaggebend. Die Ideen der Start-ups  in Berlin und anderen deutschen Städten sind zunehmend auch für die Investoren überzeugend: „In der Hauptstadt hat sich ein funktionierendes Ökosystem für Start-ups etabliert, das international absolut wettbewerbsfähig ist“ sagt Peter Lennartz von EY. Es werde Englisch gesprochen und die Zahl der internationalen Konferenzen, der Investoren und der ‚Co-Working Spaces‘ sei ebenso gestiegen wie die Anzahl der Acceleratoren-Programme – sowohl unabhängige als auch von Corporates aufgelegte. Das spiegele sich nun eben auch in der Höhe der Investitionen in diese Start-ups.

Laut der Studie deutet sich auch europaweit ein Rekord an: Im ersten Halbjahr flossen den Startups 6,5 Milliarden Euro Risikokapital zu. 2014 waren es insgesamt 7,6 Milliarden Euro. Europas Start-ups finden also generell in diesem Jahr einen guten Zugang zu Investoren. „Die drei größten Start-up-Märkte Europas – Großbritannien, Deutschland und Frankreich – liegen alle auf Kurs, die Summe von 2014 zu übertreffen“, so EY.

Der Anstieg liegt aber auch an der gesteigerten Risikobereitschaft der Investoren durch die aktuelle Niedrigzinspolitik: Auf der Suche nach höheren Renditen in der Niedrigzinsphase nehmen Kapitalgeber derzeit höhere Risiken in Kauf und stecken damit auch mehr Geld in junge Firmen.  „Die Risikobereitschaft der nationalen und insbesondere der internationalen Investoren ist so groß wie lange nicht mehr“, sagt Peter Lennartz von EY. „Sie sind auf der Suche nach renditeträchtigen Anlagemöglichkeiten. Mit der derzeitigen Volatilität der Märkte und der andauernden Niedrigzinsphase bieten junge, dynamische Unternehmen eine reizvolle Alternative für Investoren.“

Unter den europäischen Top-Start-up-Standorten finden sich neben Hamburg und München noch zwei weitere deutsche Städte. In neun Finanzierungsrunden kamen in Hamburg bisher 195 Millionen Euro zusammen, in München waren es bei 13 Finanzierungsrunden im bisherigen Jahresverlauf 119 Millionen Euro. Das reicht für Platz fünf und sechs hinter Paris und Stockholm.


Mehr zum Thema:  

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Sorgen über steigende Anleiherenditen und Kritik an den Magnificent Seven
15.01.2025

Die Welt der Finanzmärkte ist besorgt über die steigenden Anleiherenditen, die eine Bedrohung für Aktien darstellen könnten. Ebenso...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflationsdaten USA: Verbraucherpreise im Dezember gestiegen - Dax springt auf Rekordhoch
15.01.2025

Im Dezember 2025 stiegen die US-Verbraucherpreise um 2,9 Prozent. Die Kerninflation fiel dagegen leicht, wie das US-Arbeitsministerium...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Diesel-Spritkosten schnellen nach oben - und könnten wegen Ölpreis weiter steigen
15.01.2025

In Deutschland steigen die Spritkosten. Vor allem der Liter Diesel hat sich in den letzten fünf Wochen stark verteuert. Als Ursachen macht...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Steigende Kaufkraft in Deutschland 2025: Studie sieht große regionale Unterschiede
15.01.2025

Trotz der wirtschaftlich schwierigen Lage soll die Kaufkraft der Deutsche laut einer Studie 2025 leicht steigen. Vor allem höhere Löhne...

DWN
Politik
Politik Kalifornien untersagt Immobilienspekulation in Brandgebieten
15.01.2025

Kalifornien verbietet Immobilienspekulation in Brandgebieten. Gouverneur Newsom will Angebote unter Marktwert für drei Monate untersagen,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Unmotivierte Arbeitnehmer: Nur 48 Prozent der Deutschen geben am Arbeitsplatz ihr Bestes
15.01.2025

Nicht nur die Wirtschaft schwächelt in Deutschland, auch die Arbeitsmoral der Arbeitnehmer. Ein weltweiter Vergleich zeigt: Nicht einmal...

DWN
Politik
Politik EPA: Elektronische Patientenakte kommt - Lauterbach betont Sicherheit der E-Patientenakte
15.01.2025

Die EPA (Elektronische Patientenakte) wird in Arztpraxen eingeführt - zunächst nur in Testregionen, später bundesweit....

DWN
Finanzen
Finanzen Aktionäre in Deutschland: Weniger Deutsche investieren ihr Geld an der Börse
15.01.2025

Die Zahl der Aktionäre in Deutschland ist erneut rückläufig: Zum zweiten Mal in Folge sank die Anzahl, liegt aber weiterhin über der...