Finanzen

Zins-Wende in den USA könnte zu Pleite-Welle führen

Lesezeit: 1 min
12.09.2015 01:23
Die Zinswende in den USA könnte eine Pleite-Welle von US-Unternehmen führen. Wenn der Leitzins steigt, müssen Unternehmen höhere Zinsen für Unternehmens-Anleihen aufbringen. Eine Verschärfung der Kreditkonditionen ist in Sicht.
Zins-Wende in den USA könnte zu Pleite-Welle führen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

US-Unternehmen sind mit über vier Billionen Dollar verschuldet, die in den kommenden fünf Jahren zurückgezahlt werden müssen. Die Aussicht auf eine baldige Zinswende und strengere Kreditkonditionen in den USA könnte die Lage der Unternehmen weiter verschärfen und eine Pleitewelle auslösen. Steigt der Leitzins um ein Prozentpunkt, bedeutet das für die Unternehmen 15 bis 20 Milliarden Dollar Mehrausgaben für Zinsen netto. Die FT zitiert Analysten, die fürchten, dass diese Entwicklung zahlreiche Unternehmen in existentielle Schwierigkeiten bringen könnten. Denn anders als die Aktienkurse haben sich die Umsätze nicht positiv entwickelt: Viel Unternehmen lieferten ein gutes Ergebnis, weil sie auf Investitionen verzichtet haben.

Das Rätselraten über den Zeitpunkt der Zinswende in den USA hat die Anleger zum Wochenschluss vorsichtig gestimmt. Bei dünnen Umsätzen verbuchten die US-Börsen am Freitag Gewinne. Die Nervosität vor der Zinsentscheidung der Fed am Donnerstag führte zu einem schwankungsanfälligen Handel mit deutlichen Aufs und Abs. "Das wird bis zu dem Fed-Treffen auch so bleiben", sagte Analyst Randy Frederick von der Bank Charles Schwab. "Und falls die Fed sich kommende Woche gegen eine Zinserhöhung entscheidet, wird es so weitergehen und möglicherweise noch viel länger anhalten."

In Erwartung der Zinswende hatten US-Konzerne zwischen von 2012 bis 2014 jährlich eine Billion Dollar aufgenommen, um von der Niedrigzins-Politik der Fed zu profitieren, berichtet die Financial Times. Die Unternehmen hatten bisher einen einfachen Zugang zu Cash, um Übernahmen, Rückkäufe und Dividendenstrategien zu finanzieren. Der Aktienmarkt entwickelte sich auf diesem Weg euphorisch. Bei genauerem Hinsehen entspricht der kreditfinanzierte Aktienrückkauf jedoch der China-Blase. Nur haben dort Privatpersonen auf Pump gekauft und nicht die Unternehmen.

In der ersten Hälfte des aktuellen Jahres hat sich die Kapitalaufnahme auf dem Anleihenmarkt durch Blue-Chip-Unternehmen, also Unternehmen mit besonders hohem Wert wie Apple, Comcast oder Exxon, im Vergleich zum Vorjahrszeitraum um 50 Prozent erhöht. Die Kapitalaufnahme von Unternehmen, die über Ramschanleihen verfügen, stieg hingegen im ersten Halbjahr 2015 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um insgesamt 21 Prozent.

Nach jeder längeren Phase von Leitzinserhöhungen schnellten die Ausfallraten bei Unternehmensanleihen in die Höhe. Unternehmen konnten nicht mehr zahlen. So stieg nach der Zinserhöhungsphase 2004-2007 die Ausfallrate für Unternehmensanleihen von 1,1% auf bis zu 14,8% im Oktober/November 2009. Ähnliches lässt sich auch nach vorhergehenden Zinserhöhungsphasen beobachten.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Russlands Kriegswirtschaft: Putin geht das Geld nicht aus
25.04.2024

Russlands Wirtschaft wächst weiterhin, ist aber stark von der der Kriegsproduktion abhängig. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius...

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von fossilen Treibstoffen wie Benzin und...

DWN
Politik
Politik Sunaks Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Präsident: Zinssenkungspfad unklar, digitaler Euro erstrebenswert
24.04.2024

Spannende Aussagen von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel: Ihm zufolge wird die EZB nach einer ersten Zinssenkung nicht unbedingt weitere...

DWN
Technologie
Technologie Habeck sieht großes Potenzial in umstrittener CO2-Einlagerung
24.04.2024

Die Technologie "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung) ist in Deutschland ein umstrittenes Thema. Inzwischen gibt...

DWN
Politik
Politik Chinesische Spionage: Verfassungsschutz mahnt Unternehmen zu mehr Vorsicht
24.04.2024

Der Verfassungsschutz warnt vor Wirtschaftsspionage und Einflussnahme aus China. Vor allem für deutsche Unternehmen wäre eine naive...

DWN
Panorama
Panorama Fahrraddiebe nehmen vermehrt teure E-Bikes und Rennräder ins Visier
24.04.2024

Teure E-Bikes und Rennräder sind seit Jahren immer häufiger auf den Straßen zu sehen - die Anzahl von Diebstählen und die...

DWN
Technologie
Technologie KI-Hype in Deutschland: Welle von neuen Startups formiert sich
24.04.2024

Obwohl die Finanzierung von Jungfirmen allgemein ins Stocken geraten ist, werden in Deutschland gerade unzählige KI-Startups gegründet....