Politik

In Österreich zeichnet sich ein schweres politisches Erdbeben ab

Lesezeit: 1 min
18.09.2015 22:47
Politische Anspannung in Österreich: Der offene Konflikt zwischen Außen- und Innenpolitik stärkt die FPÖ. Die anstehenden Landtagswahlen in den kommenden Wochen werden die Stimmung innerhalb der Bevölkerung verdeutlichen.
In Österreich zeichnet sich ein schweres politisches Erdbeben ab

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Grenzkontrollen zu Österreich haben viele Bürger in unserem Nachbarland in helle Aufregung versetzt. Viele befürchten, dass durch diese Maßnahmen mehr Flüchtlinge in der Alpenrepublik einen Asylantrag stellen könnten, weil der Transit nach Deutschland stärker reguliert wird.

Jüngsten Zahlen zufolge könnten diese Sorgen berechtigt sein, denn die Fallzahlen hatten sich zuletzt deutlich erhöht. Da die Einwohnerzahl von Österreich mit 8,5 Millionen Menschen nur ein Zehntel der deutschen Bevölkerung beträgt, sind die Kapazitäten hier viel kleiner, was noch mehr Angst schürt. Die chaotischen Bilder von der ungarischen Grenze verfehlen ihre Wirkung auf die öffentliche Meinung in dem Alpenland nicht.

Innenpolitisch ist Bundeskanzler Werner Faymann von der SPÖ wegen der Krise bereits massiv unter Druck geraten. Bislang fuhr er einen sehr lockeren Kurs und konnte damit die Sorgen der Bürger nicht entkräften. Zudem sind die Spannungen innerhalb seiner Koalition mit der ÖVP deutlich größer geworden.

Sebastian Kurz, der konservative Außenminister, plädiert für einen stringenteren Kurs. Der Migrationsdruck wird sich noch erhöhen. So ist garantiert, dass sich der Streit zwischen beiden Parteien weiter verschärft.

Die verfahrene Situation spielt aber vor allem der rechtsgerichteten FPÖ in die Karten. In einer Umfrage des Gallup Instituts, die vom 1. bis 3. September durchgeführt wurde, liegt die Partei bereits bundesweit mit 30% an der Spitze. Da sich seitdem die Krise verschärft hat und die Lösungsvorschläge von Parteichef Heinz-Christian Strache bei vielen Bürgern großen Zuspruch finden, dürfte dieser Wert zuletzt sogar noch deutlich gestiegen sein.

Einen guten Lackmustest, wie es um die Stimmung im Land steht, wird es in den kommenden Wochen mit zwei Landtagswahlen in Oberösterreich und Wien geben. Für die Hauptstadt ist die Stimmzettelabgabe für den 11. Oktober angesetzt. Hierbei ist es möglich, dass die FPÖ stärkste Kraft wird und die SPÖ deutlich zweistellig verliert. Dies würde den Druck auf Faymann massiv erhöhen, weil seine Kritiker auch innerhalb der Regierung dann lauter werden.

Vorzeitige Neuwahlen, wie zuletzt in Deutschland im Jahr 2005, schließen wir nicht aus. Ähnlich wie einst Gerhard Schröder, könnte auch Faymann sein Amt dann verlieren.

***

In Kooperation mit PLATOW Medien. Seit 70 Jahren steht der Name PLATOW für unabhängige Berichte und Exklusivrecherchen aus Wirtschaft, Kapitalmarkt und Politik. Der PLATOW Brief liefert Ihnen 3x pro Woche auf je 4 Seiten aktuelle Hintergrundinformationen aus der Finanzwelt, Analysen zu den internationalen Kapitalmärkten, zur Konjunktur und zu Zinsen. Für ein 4-wöchiges Probeabonnement können Sie sich hier anmelden.


Mehr zum Thema:  

DWN
Panorama
Panorama Corona-Maßnahmen führen zur Ausrottung eines Grippe-Stamms: Umstellung auf Dreifach-Impfstoff
23.11.2024

Die Grippeschutzimpfung hat sich für die aktuelle Saison verändert: Statt eines Vierfach-Impfstoffs wird nun ein Dreifach-Impfstoff...

DWN
Politik
Politik Tiefpunkt der Brandenburger Politik: Ministerin entlassen - Minister tritt zurück
23.11.2024

Machtprobe im Streit um die Klinikreform: Regierungschef Dietmar Woidke entlässt in der Bundesratssitzung die grüne Gesundheitsministerin...

DWN
Politik
Politik Rocketman: Putin kündigt Serienproduktion neuer Mittelstreckenwaffe an
23.11.2024

Der Westen verurteilt den Einsatz der neuen russischen Mittelstreckenrakete gegen die Ukraine als neuerliche Eskalation - Moskau feiert...

DWN
Politik
Politik Rentenversicherung vor Engpässen: DRV fordert Maßnahmen zur Stabilisierung
23.11.2024

Die Deutsche Rentenversicherung warnt vor einer möglichen Finanzierungslücke bis 2027. Trotz stabiler Einnahmen erfordert die Rentenkasse...

DWN
Politik
Politik Streit ums liebe Geld: UN-Klimagipfel geht in die Verlängerung
22.11.2024

Milliarden für den Klimaschutz – doch wie weit sind die Staaten wirklich bereit zu gehen? Auf der UN-Klimakonferenz in Baku entbrannte...

DWN
Politik
Politik Netanjahu Haftbefehl: Deutschland und die rechtliche Zwickmühle
22.11.2024

Der Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu erschüttert die internationale Bühne. Deutschland sieht sich in einem schwierigen Spagat:...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bosch kürzt 5.550 Stellen - 3.800 davon in Deutschland
22.11.2024

Bosch steht vor massiven Einschnitten: Bis zu 5.550 Stellen sollen wegfallen, davon allein 3.800 in Deutschland. Die Krise in der...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis-Prognose 2025: Nach Kurskorrektur steigt der Goldpreis aktuell - wohin geht die Reise?
22.11.2024

Der Goldpreis steht derzeit im Fokus von Anlegern und Edelmetallexperten. Gerade in unsicheren Zeiten wollen viele Investoren Gold kaufen,...