Unternehmen

Deutscher Mittelstand sitzt auf ausreichend Rücklagen

Lesezeit: 1 min
23.09.2015 10:47
Die finanziellen Mittel des deutschen Mittelstands sind erheblich gewachsen. Die Risikobereitschaft der Unternehmen steigt aber nur leicht an. Niedrige Zinsen sollen dieses Denken nun ändern.
Deutscher Mittelstand sitzt auf ausreichend Rücklagen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die bereits zum sechsten Mal durchgeführte Studie zum Anlageverhalten des deutschen Mittelstandes, welche von der Commerzbank zusammen mit der Fachhochschule des Mittelstandes (FHM) erarbeitet wurde, zeigt, dass die Liquiditätspolster des deutschen Mittelstands deutlich angeschwollen sind – und zwar von durchschnittlich 2,7 Millionen Euro in 2014 auf 5,9 Millionen Euro in 2015.

„Cash is King“ könnte man meinen – reduziert ein Liquiditätspolster doch erheblich die operativen Risiken. Außerdem erleichtern reichlich vorhandene liquide Mittel die Gespräche mit Banken, um beispielsweise Realinvestitionen zu finanzieren. Dies gilt allerdings nur, wenn Unternehmen auch bereit sind, Risiken einzugehen und in ihr operatives Geschäft zu investieren, was nach wie vor nicht der Fall ist.

Martin Keller, Geschäftsbereichsleiter Product Management der Commerzbank, bemerkt, dass Unternehmen Realinvestitionen vornehmlich in Form von Ersatzinvestitionen tätigen. Bei Erweiterungsinvestitionen in neue Maschinen oder neue Märkte sei der deutsche Mittelstand weiterhin sehr vorsichtig. Die Folge ist überschüssige Liquidität, für die risikoscheue Unternehmer eine attraktive Renditequelle suchen.

Der deutsche Mittelstand werde durch das Niedrigzinsumfeld zum Umdenken gezwungen, das nach Ansicht von 86 Prozent der befragten Unternehmen auch noch mindestens drei Jahre andauern dürfte, betont Volker Wittberg, wissenschaftlicher Leiter der Studie. So ist die erwartete Mindestverzinsung für das eingesetzte Kapital von 5,88 Prozent in 2007 auf 2,42 Prozent in 2015 gesunken. Gleichzeitig sind Mittelständler immer öfter bereit, längere Laufzeiten (mehr als sechs Monate) der investierten Gelder in Betracht zu ziehen oder Kursschwankungen in Kauf zu nehmen, um eine ansehnliche Verzinsung zu erwirtschaften.

Die Ausweitung der Anlagezeiträume ist sicherlich auch auf die Strafzinsen zurückzuführen, die Banken für kurzfristig angelegte Termingelder ihrer Kunden an die EZB abdrücken müssen. Ob diese Strafzinsen dann auch irgendwann wieder zu Realinvestitionen führen werden, bleibt abzuwarten.

***

In Kooperation mit PLATOW Medien. Seit 70 Jahren steht der Name PLATOW für unabhängige Berichte und Exklusivrecherchen aus Wirtschaft, Kapitalmarkt und Politik. Der PLATOW Brief liefert Ihnen 3x pro Woche auf je 4 Seiten aktuelle Hintergrundinformationen aus der Finanzwelt, Analysen zu den internationalen Kapitalmärkten, zur Konjunktur und zu Zinsen. Für ein 4-wöchiges Probeabonnement können Sie sich hier anmelden.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

 


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Machtkampf in Ostasien: „Shangri-La“ im Zeichen der Konfrontation
08.06.2023

Der Machtkampf der USA mit China prägt die Sicherheitskonferenz Shangri-La Dialogue in Singapur. Für Ostasien steht viel auf dem Spiel....

DWN
Politik
Politik Rundfunkgebühr: Ministerpräsidenten erteilen neuen Geldforderungen klare Absage
08.06.2023

Die Forderung des SWR-Intendanten und derzeitigen Vorsitzenden der ARD, Kai Gniffke, nach einer Erhöhung der Rundfunkgebühren, stößt...

DWN
Finanzen
Finanzen Schweizer Parlament gibt grünes Licht für Credit-Suisse-Untersuchung
08.06.2023

Das Schweizer Parlament macht den Weg frei für eine Untersuchung zum Zusammenbruch der Credit Suisse. Nun müssen Bankmanager fürchten,...

DWN
Politik
Politik Faeser: „Müssen das Europa der offenen Grenzen retten“
08.06.2023

Vor dem Treffen der EU-Innenminister hat sich Nancy Faeser (SPD) für eine Reform des Asylsystems stark gemacht. Grüne und Linke warnen...

DWN
Politik
Politik Trump wegen Geheimunterlagen-Affäre im Visier der Ermittler
08.06.2023

Seit Monaten untersucht ein Sonderermittler den Fund streng geheimer Geheimdienstunterlagen bei Ex-Präsident Trump. Über den Stand der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Unternehmensinsolvenzen: Vor allem junge Firmen sind betroffen
08.06.2023

Laut Institut für Wirtschaftsforschung (IWH) sind derzeit vor allem junge Unternehmen von der Pleite betroffen. Insgesamt ging rund ein...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Russlands hohe Öl-Exporte riskieren Streit mit OPEC
07.06.2023

Russland hat eigentlich eine Drosselung seiner Rohöl-Förderung angekündigt. Doch die Exporte auf dem Seeweg sind weiter stark. Nun...

DWN
Finanzen
Finanzen Digitaler Euro: Rechtsrahmen steht noch in diesem Monat
07.06.2023

Die Einführung eines digitalen Euro nimmt immer mehr an Fahrt auf. Dabei will die Europäische Kommission noch in diesem Monat Vorschläge...