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Analysten: Winterkorns Rücktritt war alternativlos

VW-Chef Martin Winterkorn tritt zurück. Der 68-jährige Manager zog damit am Mittwoch die Konsequenzen aus dem Skandal um manipulierte Abgaswerte in den USA. Laut Analysten hatte er keine andere Wahl.
24.09.2015 00:03
Lesezeit: 1 min

Martin Winterkorn zieht die Konsequenzen aus dem Abgas-Skandal. Dazu Analysten in ersten Reaktionen:

Frank Biller, LBBW:

"Nach den Irritationen der letzten Tage gab es verstärkt den Wunsch nach einem Neuanfang. Sicherlich wäre das mit dem bestehenden Vorstandsvorsitzendem schwierig geworden." Es stelle sich auch die Frage, hätte er es nicht wissen müssen und stärker hinschauen müssen als CEO. "Das erwartet man von einem Vorstandsvorsitzenden, dass er Verantwortung übernimmt. Nun ist die Chance da für einen Neuanfang und damit ein Zurückgewinnen des Vertrauens in VW." Jetzt müsse man versuchen, das Vertrauen massiv wiederherzustellen.

Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler:

"Es sieht so aus, als ob das unvermeidlich war, die Größe dieses Skandals hat keine andere Möglichkeit gelassen. Winterkorn hat einen guten Job gemacht und hat es nicht verdient, geopfert zu werden. Aber bei der Größe des Problems und da er für Entwicklung im Konzern zuständig war, muss man diese Pille auch schlucken, wenn es schiefläuft wie jetzt."

Für einen Neuanfang würde dafür sprechen, dass man jemand von außen nimmt, der sich aber auskennt. Kandidaten sind nach Einschätzung von Pieper: Porsche-Chef Matthias Müller, Audi-Boss Rupert Stadler und VW-Markenchef Herbert Diess.

Marc-René Tonn, M.M. Warburg:

"Das ist der erste einer ganzen Reihe von Schritten. Der Rücktritt kam nicht völlig unerwartet, war aber auch nicht zwingend." Es sei wichtig, dass Winterkorn die Verantwortung übernehme, ohne dass ihn eine Schuld treffe. Auf die Aktie dürften sich die Personalentscheidungen weniger auswirken. "Entscheidend ist, ob sich der Skandal noch ausweitet und wie viele von den elf Millionen betroffenen Fahrzeugen diese Softwaremanipulation im Einsatz haben."

Robert Halver, bei der Baader Bank:

"Die Börse hatte fest damit gerechnet, dass Winterkorn zurücktritt, er war angesichts dieses Skandals nicht mehr im Amt zu halten." Daher habe die Aktie nicht so heftig reagiert. Der Rückzug sei der erste Schritt, um die Affäre aufzuklären - das sei positiv. "Andererseits verliert VW in Winterkorn einen Topmanager, der Benzin im Blut hatte." Nun warte der Markt gespannt auf seinen Nachfolger. "Aber da ist mir nicht bange, es gibt in Deutschland einige fähige Automanager."

 

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