Politik

Atomwaffen-Gegner Corbyn überzeugt bei erstem Auftritt als Labour-Chef

Lesezeit: 1 min
30.09.2015 00:14
Der neue Labour-Chef Jeremy Corbyn hat sich bei seiner ersten großen Rede als Kriegsgegner profiliert - und scheute auch nicht vor unmissverständlicher Kritik am Nato-Verbündeten Saudi-Arabien zurück.
Atomwaffen-Gegner Corbyn überzeugt bei erstem Auftritt als Labour-Chef

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der britische Oppositionsführer Jeremy Corbyn hat in seiner ersten Rede als Labour-Chef eine „kluge, geduldige“ Diplomatie in der Syrien-Krise gefordert. Die Luftangriffe auf die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) seien erfolglos, weil eine diplomatische Strategie fehle, sagte Corbyn am Dienstag auf dem ersten Parteitag der britischen Sozialdemokraten nach ihrer Wahlniederlage im Mai.

Corbyn legte eine vitale und unbefangene Rede vor. Er verzichtete auf die üblichen politischen Floskeln und zeigte sich als überzeugter Kriegsgegner. Er hatte auch den Mut, den Nato-Verbündeten Saudi-Arabien zu kritisieren – und zwar nicht verklausuliert, sondern unmissverständlich (Siehe Video am Anfang des Artikels).

Die deutsche Bundesregierung hat dagegen, unter Mitwirkung des Koalitionspartners SPD, im Juni den Export von 15 deutschen Patrouillenbooten nach Saudi-Arabien genehmigt. Saudi Arabien führt im Windschatten des Syrien-Krieges einen völkerrechtswidrigen Krieg gegen den Jemen.

Corbyn, der unter anderem Verstaatlichungen und die Abschaffung der britischen Atomwaffen fordert, hatte zunächst als völlig chancenlos gegolten, um Labour zu führen. Vor allem die Medien hatten sich über ihn lustig gemacht, weil er keinem der etablierten Netzwerke angehört und sich nicht darum schert, was über ihn geschrieben wird. Im Laufe des Wahlkampfes hatte er aber vor allem junge Labour-Mitglieder und -unterstützer begeistert. Erstmals konnten sich auch Wähler registrieren lassen, die weder Partei- noch Gewerkschaftsmitglied waren.

Die konservative britische Regierung will die Luftangriffe gegen den IS vom Irak auf Syrien ausdehnen, eine Abstimmung im Unterhaus wird noch in diesem Jahr erwartet. Am Mittwoch werden die Delegierten der Labourpartei das Thema beraten.

Corbyn sparte bei seiner Rede auch nicht mit Kritik an den Medien – und schlug die für ihren Spott bekannten britischen Boulevard-Medien mit ihren eigenen Waffen, nämlich mit beißendem Spott. Er hat, wie der Guardian etwas angesäuert kommentiert, schließlich nichts zu verlieren.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Vor 20 Jahren: Größte Erweiterung der Nato - eine kritische Betachtung
29.03.2024

Am 29. März 2004 traten sieben osteuropäische Länder der Nato bei. Nicht bei allen sorgte dies für Begeisterung. Auch der russische...

DWN
Technologie
Technologie Viele Studierende rechnen mit KI-Erleichterungen im Joballtag
29.03.2024

Vielen Menschen macht Künstliche Intelligenz Angst, zum Beispiel weil KI Arbeitsplätze bedrohen könnte. In einer Umfrage stellte sich...

DWN
Politik
Politik Verfassungsgericht stärken: Mehrheit der Parteien auf dem Weg zur Einigung?
28.03.2024

Das Verfassungsgericht soll gestärkt werden - gegen etwaige knappe Mehrheiten im Bundestag in aller Zukunft. Eine Einigung zeichnet sich...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschlands maue Wirtschaftslage verhärtet sich
28.03.2024

Das DIW-Konjunkturbarometer enttäuscht und signalisiert dauerhafte wirtschaftliche Stagnation. Unterdessen blieb der erhoffte...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Lauterbach will RKI-Protokolle weitgehend entschwärzen
28.03.2024

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat angekündigt, dass einige der geschwärzten Stellen in den Corona-Protokollen des RKI aus der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Brückeneinsturz in Baltimore trifft Importgeschäft der deutschen Autobauer
28.03.2024

Baltimore ist eine wichtige Drehscheibe für die deutschen Autobauer. Der Brückeneinsturz in einem der wichtigsten Häfen der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft „Made in Germany“ ist wieder gefragt - deutsche Exporte steigen deutlich
28.03.2024

Der Außenhandel in Deutschland hat wider Erwarten zu Jahresbeginn deutlich Fahrt aufgenommen. Insgesamt verließen Waren im Wert von 135,6...

DWN
Finanzen
Finanzen Der Ukraine-Krieg macht's möglich: Euro-Bonds durch die Hintertür
28.03.2024

Die EU-Kommission versucht, mehr Macht an sich zu ziehen. Das Mittel der Wahl hierfür könnten gemeinsame Anleihen, sogenannte Euro-Bonds,...