Ein Jahr nach dem Sturz von Silvio Berlusconi zieht die neue Chefin des italienischen Staatsfernsehens gegen „Bunga Bunga“ im TV ins Feld. So sollen die im staatlichen italienischen Fernsehsender RAI weit verbreiteten Game Shows mit leichtbekleideten Frauen bald Geschichte sein. Die neue Direktorin der RAI-Gruppe, Anna Maria Tarantola, führt den Feldzug gegen aufreizend angezogene Frauen auf den Bildschirmen.
Die 67-jährige, deren eisernes Auftreten an die Queen oder Thatcher erinnert, will „normalen“ Frauen im TV mehr Sendezeit einräumen als Showgirls mit Silikon-Brüsten. „Ich mag es nicht, wie Frauen im Fernsehen gezeigt werden“, sagte Tarantola, die von Regierungschef Mario Monti auf die Position gehoben wurde.
Tarantola studierte an der London School of Economics und arbeitet im Vorstand der Bank von Italien. Sie fordert nun mehr Werte und weniger Banalität im Staatsfernsehen. Das Schönheitsideal der Italiener sollte relativiert werden, Schönheitsoperationen nicht mehr so aggressiv promoted werden wie unter Berlusconi. Stattdessen sollte die Philosophie lauten: „Frauen sind schön - so, wie sie sind.“
Unterstützung erhält Tarantola von der Ministerin für Arbeit und Chancengleichheit, Elsa Fornero. Sie nahm vor allem Anstoß an einem Auftritt des Showgirls Belen Rodriguez, die in extrem freizügiger Kleidung ein Musikfestival moderierte. Fornero ist Teil der neuen weiblichen Garde von Mario Monti, die mit der Berlusconi-Ära brechen will.
Vorbei sind die Zeiten, in denen Frauen wie Mara Carfagna die Position als Ministerin für Chancengleichheit ausübten. Sie posierte in einem Männermagazin und hatte deshalb eine große männliche Anhängerschaft. Carfagna und eine andere ehemalige Ministerin werden morgen in Mailand in einem Gerichtsverfahren gegen Berlusconi wegen Sex mit einer minderjährigen Prostituierten aussagen.
Nun sind neue Frauen an der Macht. Frauen mit einem ökonomischen, politischen und wissenschaftlichem Hintergrund. Anna Maria Cancellieri, ist Innenministerin, Paolo Severino bekleidet das Amt der Jusitizministerin und bereits erwähnte Elsa Fornero ist Arbeitsministerin.
Die Gleichstellung von Frauen geht in Italien nur schleppend voran. Das Land rangierte auf dem 80igsten Platz eines Gender-Rankings des World Economic Forums. Damit lag es hinter Brunei, Ost-Timor, der Ukraine und Moldawien. Die meisten Staaten Westeuropas dagegen waren unter den Top 20. Deutschland kam auf Rang 13.
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