Finanzen

Deutschland: Chinesischer Investor Fosun plant weitere Zukäufe

Lesezeit: 2 min
09.10.2015 09:37
Der chinesische Investor Fosun plant weitere Zukäufe in Deutschland. Derzeit bemühen sich die Chinesen um den Kauf von Hauck & Aufhäuser und BHF Kleinwort Benson. „In Europa und Deutschland interessieren wir uns vor allem für Sektoren wie Essen, Getränke und Tourismus“, so der Fosun-Chef Liang Xinjun.
Deutschland: Chinesischer Investor Fosun plant weitere Zukäufe

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der Übernahmehunger der chinesischen Beteiligungsgesellschaft Fosun in Deutschland ist noch lange nicht gestillt. Der Konzern, der sich aktuell um den Kauf der Banken Hauck & Aufhäuser und BHF Kleinwort Benson bemüht, wolle in Zukunft vor allem Unternehmen aus den Bereichen Gesundheit und Konsum ("Health and Happiness") ins Visier nehmen, sagte Vorstandschef Liang Xinjun in einem am Donnerstag veröffentlichten Reuters-Interview. "In Europa und Deutschland interessieren wir uns vor allem für Sektoren wie Essen, Getränke und Tourismus." Zudem halte er in der Gesundheitsbranche Ausschau nach Investitionsmöglichkeiten in Krankenhaus-Ketten, Medizintechnik-Unternehmen und Krankenversicherungen.

Im ersten Halbjahr trug das Segment "Health and Happiness" 22 Prozent zu Fosuns Gewinn von rund 525 Millionen Euro bei. In naher Zukunft solle der Anteil auf 30 Prozent steigen, sagte Liang. "Wir haben bereits in Club Med und Cirque du Soleil investiert und sehen uns nach weiteren Möglichkeiten in diesem Bereich um." Fosun will mit diesen Firmen mehr chinesische Kunden anlocken und so für mehr Wachstum sorgen. Die Strategie basiert auf der Annahmen, dass das Milliardenvolk künftig mehr konsumiert, wie der 46-Jährige erklärte. "Wir glauben, dass die chinesische Mittelschicht ihre Ausgaben für 'Health and Happiness' in den kommenden Jahren um 17 Prozent ausbauen wird."

Fosun zählt zu den größten chinesischen Investoren im Ausland und ist in Europa unter anderem an der Modefirma Tom Tailor, dem Reisekonzern Thomas Cook und der portugiesischen Versicherung Fidelidade beteiligt. Andere Übernahmen im Finanzsektor hat Fosun bereits angekündigt, aber noch nicht abgeschlossen. Mit weiteren Zukäufe habe er es deshalb nicht eilig, betonte Liang. "Es gibt viele Dinge, die wir uns vorstellen könnten. Aber wir wollen jetzt erst einmal die Versicherungs- und Bankendeals abschließen, diese Firmen dann stärken und mehr Zeit damit verbringen, ihr Portfolio zu verbessern und ihre Gewinne zu erhöhen."

Liang hat Fosun 1992 zusammen mit drei Studienkollegen gegründet und die Firma 2007 in die Börse in Hongkong gebracht. Die Gründer halten noch rund 73 Prozent an dem Konzern, der auch nach dem jüngsten Kurssturz an den chinesischen Börsen noch 16 Milliarden Dollar wert ist. In Deutschland sorgt Fosun seit diesem Sommer für Schlagzeilen. Anfang Juli sicherte sich das Unternehmen die Mehrheit an der Frankfurter Privatbank Hauck & Aufhäuser, zwei Wochen später kündigte es eine Offerte für das britisch-deutsche Geldhaus BHF Kleinwort Benson an. Beide Übernahmen seien für Fonsuns Verhältnisse relativ klein, aber strategisch wertvoll, sagte Liang. "Plattformen in wichtigen Märkten wie Deutschland haben für uns eine große Bedeutung."

Ob die Übernahme von BHF Kleinwort Benson gelingt, mit deren Chef Lenny Fischer sich die Chinesen zerstritten haben, steht allerdings in den Sternen. Die Angebotsunterlagen werden aktuell von der belgischen Börsenaufsicht gerüft, da das Institut dort gelistet ist. Finanzkreisen zufolge warten die Belgier noch auf positive Zeichen von den Finanzbehörden in Großbritannien und Deutschland, bevor sie das Angebot offiziell zulassen wollen. Laut Liang befindet sich Fosun in einem konstruktiven Prozess mit den Behörden. "Alles ist im Zeitplan." Der Konzern hat ein Angebot von 5,10 Euro je Aktie in Aussicht gestellt, was BHF-Großaktionäre wie Stefan Quandt und Templeton als zu niedrig zurückgewiesen haben. Zur Frage, ob Fosun die Offerte aufstocken könnte, hielt sich Liang bedeckt. Im Mittelpunkt stehe die Bank, ihre Kunden und ihre Mitarbeiter, sagte er. "Wir sind sehr aufgeschlossen und wollen mit den anderen Aktionären weiterhin als Partner zusammenarbeiten."

Zugehen will Liang auch auf die Ratingagenturen. S&P hat die Firma 2014 auf "BB" herabgestuft und ihre Anleihen damit als spekulatives Investment klassifiziert. Liang hält das für ungerechtfertigt. Fosun finanziere manche Zukäufe schließlich mit Geldern seiner Versicherungs-Töchter. "Unsere Verschuldung steigt auf Konzernebene also nicht automatisch, wenn wir Übernahmen stemmen." Im Gegenteil. Die Verschuldung des Unternehmens gehe seit 2013 zurück. "Ich bin deshalb zuversichtlich, dass wir bald ein besseres Rating erhalten."


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Immobilien
Immobilien Gesundheitsimmobilien: Investmentmarkt stolpert – wie sieht die Pipeline weiter aus?
07.05.2024

Nach robustem Transaktionsvolumen in den vergangenen Jahren herrschte auf dem Investmentmarkt für Pflegeheime, Seniorenimmobilien und...

DWN
Politik
Politik Erbschaftssteuer: Droht durch Klage Bayerns ein Wettbewerb der Länder beim Steuersatz?
07.05.2024

In Karlsruhe wird es diesen Sommer mal wieder um den Dauerbrenner Erbschaftssteuer gehen. Schon zweimal hat das Verfassungsgericht von der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Menge sichergestellten Kokains im Hamburger Hafen verdreifacht
06.05.2024

Im Hamburger Hafen werden alle nur erdenklichen Waren umgeschlagen - auch Drogen. Immer mehr Kokain findet durch das Tor zur Welt seinen...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Der internationale Handel und Kriege im Fokus bei Xi-Besuch in Frankreich
06.05.2024

Auf gute Stimmung machen in Europa: Chinas Staatspräsident Xi besucht seit fünf Jahren mal wieder Frankreich und lächelt, als ihn...

DWN
Politik
Politik Neues Gesicht in der CDU: Helmut Kohl-Enkel will in Bundesvorstand gewählt werden
06.05.2024

Die Kinder von Helmut Kohl haben auf eine Karriere in der Politik verzichtet. Jetzt versucht der Enkel des früheren Bundeskanzlers,...

DWN
Politik
Politik Friedrich Merz bleibt Parteichef: CDU zur sofortigen Regierungsübernahme bereit
06.05.2024

Die CDU trifft sich zum dreitägigen Bundesparteitag in Berlin. Es geht um die Verabschiedung des neuen Parteiprogramms der Union und auch...

DWN
Politik
Politik Scholz zu Besuch in Litauen: „Jeden Zentimeter ihres Territoriums verteidigen"
06.05.2024

Mit der anlaufenden Stationierung einer gefechtsbereiten Brigade an der Nato-Ostflanke geht Deutschland im Bündnis voran. Der...

DWN
Politik
Politik Über Fidschi nach Down under: Annalena Baerbock an der Frontlinie der Klimakrise
06.05.2024

Sie zählen zu den kleinsten Klimasündern, haben aber am stärksten unter den Folgen der Erderwärmung zu leiden. Baerbock ist um die...