Politik

Türkei: Merkel bittet Erdogan um Rücknahme der Flüchtlinge

Angela Merkel hat der Türkei Visa-Erleichterungen, die Beschleunigung des EU-Beitritts und Milliarden-Hilfen versprochen – wenn die Türkei die Flüchtlinge zurücknimmt, die nach Europa kommen. Zu Erdogans Kampf gegen die Kurden im Nordirak und in Syrien äußerte sich die Kanzlerin nicht.
19.10.2015 02:12
Lesezeit: 1 min
Türkei: Merkel bittet Erdogan um Rücknahme der Flüchtlinge
Angela Merkel und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan am Sonntag in Istanbul. (Foto: TURKISH PRESIDENT'S PRESS OFFICE/EPA)

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Türkei gebeten, rasch die Voraussetzung zur Rücknahme von Flüchtlingen zu schaffen. Deutschland sei zu Entgegenkommen bei Visa-Erleichterungen, dem Beitrittsprozess zur Europäischen Union und zu finanziellen Hilfen bereit, sagte Merkel am Sonntag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem türkischen Ministerpräsidenten Ahmet Davutoglu in Istanbul. "Im Gegenzug erwarten wir (...) dann auch die schnellere Einführung der Rückübernahme-Abkommen." Auf dem Balkan geriet der Flüchtlingsstrom ins Stocken, nachdem Ungarn seine südlichen Grenzen vollständig abgeriegelt hat.

Erdogan hatte der EU bereits erklärt, dass er mindestens drei Milliarden Euro aus europäischen Steuergeldern erwarte.

Bei einem Treffen mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan sagte Merkel, es bestehe ein gemeinsames Interesse beider Länder an einer politischen Lösung des Syrien-Konfliktes: Dazu gehöre auch die Bewältigung der Flüchtlingsbewegungen. Erdogan erklärte, er habe mit Merkel die Notwendigkeit des Kampfes gegen „terroristische Organisationen“ besprochen. Dazu zählt Erdogan auch die verbotene Kurdische Arbeiterpartei PKK. Allerdings zählen in Syrien auch von der PKK unterstützten Kurdenmilizen zu den Gegnern der Extremistengruppe Islamischer Staat (IS). Die Türkei kämpft seit Monaten gegen die Kurden im Nordirak und in Syrien. Erdogan hatte bereits von der EU die Unterstützung für diesen Kampf zur Bedingung für seine Kooperation bei den Flüchtlingen gemacht.

Eine Stellungnahme Merkels oder der EU zu den militärischen Aktivitäten der Türkei gegen die Kurden in- und außerhalb der Türkei ist nicht überliefert. Zuletzt war der Chef der kurdischen Parlamentspartei verhaftet worden. Was genau Merkel mit Erdogan besprochen hat, ist unklar.

Für das türkische Entgegenkommen sei Deutschland bereit, die Liberalisierung der Einreisevorschriften für Türken zu unterstützen, sagte Merkel. Sie versprach auch, den auf der Stelle tretenden Beitrittsprozess der Türkei zur EU anzuschieben. Zudem stellte die Kanzlerin bereits von der EU signalisierte Finanzhilfen in Aussicht, da die Türkei mit rund zwei Millionen Flüchtlingen eine größere Last trage als jedes europäische Land.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.

DWN
Finanzen
Finanzen Warren Buffett: Was wir von seinem Rückzug wirklich lernen müssen
10.05.2025

Nach sechs Jahrzehnten an der Spitze von Berkshire Hathaway verabschiedet sich Warren Buffett aus dem aktiven Management – und mit ihm...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber kaufen: Was Sie über Silber als Geldanlage wissen sollten
10.05.2025

Als Sachwert ist Silber nicht beliebig vermehrbar, kann nicht entwertet werden und verfügt über einen realen Gegenwert. Warum Silber als...