Ungarn hat Grenz-Kontrollen an der gemeinsamen Grenze mit Slowenien eingeführt. Außenminister Peter Szijjarto sagte der Nachrichtenagentur MTI, es gebe Informationen, dass Flüchtlinge über Slowenien zur ungarischen Grenze gebracht würden. Daher seien vorübergehende Kontrollen nötig. Dies stehe im Einklang mit dem Schengen-Abkommen. Danach können wegen Krisensituationen die Grenzkontrollen auch in dem eigentlich pass- und kontrollfreien Schengen-Raum für maximal zwei Monate wieder eingeführt werden. Ungarn und Slowenien gehören dem Schengen-Raum an, Kroatien nicht.
Wegen der Abriegelung der ungarischen Grenze versuchen die Flüchtlinge in Kroatien jetzt über Slowenien nach Österreich und Deutschland zu kommen. Rund 3000 kamen dort am Samstag an. Die slowenischen Behörden erklärten jedoch, sie würden den Zustrom auf 2500 Menschen pro Tag begrenzen. Mehr Kapazität habe das Land nicht. Das Land unterbrach den Zugverkehr von und nach Kroatien und forderte seine Nachbarn auf, den Transitverkehr der Asylsuchenden zu bremsen.
Auf dem Balkan verschlechterte sich die Lage Zehntausender Flüchtlinge auf dem Weg nach Deutschland und Österreich durch die Entscheidung Ungarns, seine Grenze zum Nachbarn Kroatien komplett abzuriegeln. Im serbischen Berkasovo an der Grenze zu Kroatien warteten am Sonntag 40 Busse mit Migranten auf ihre Weiterfahrt nach Westeuropa, während sich mit kaltem Wetter der nahende Winter ankündigte. Viele Menschen verbrachten die Nacht in den Bussen und versuchten, sich mit Decken gegen die Kälte zu schützen.
Kroatien und Serbien müssen mit einem Rückstau rechnen, denn in den vergangenen Wochen überquerten täglich etwa 5000 Flüchtlinge ihre Grenzen auf dem Weg nach Norden. Sowohl Kroatien als auch Slowenien wollen ihre Grenzen jedoch offenhalten, solange Österreich und Deutschland die Flüchtlinge aufnehmen. Der kroatische Innenminister Ranko Ostojic warnte vor einem Domino-Effekt, sollte auch Deutschland seine Grenzen dichtmachen. "Das wird einen Haufen Probleme für alle Länder bringen und ich kann nicht vorhersagen, was in der Situation dann passieren wird", sagte er vor Reportern in einem Flüchtlingslager im Ort Opatovac im Osten des Landes. "Die riskieren ihr Leben, und niemand ist in der Lage, den Zustrom ohne Schüsse zu stoppen."