China hat derzeit mit mehreren wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen. Das Wirtschaftswachstum hat sich verlangsamt und die Regierung in Peking versucht, die Abkühlungsphase des überhitzten Immobilienmarkts unter Kontrolle zu bringen. Die Volkswirtschaften Südostasiens sind besonders vom Abschwung in China betroffen, da sie enge Handelsbeziehungen mit dem Land haben, berichtet PricewaterhouseCoopers. Die Rohstoffproduzenten leiden ebenfalls unter dieser Entwicklung, weil die Verlangsamung des chinesischen Wirtschaftswachstums zwangsläufig zum Nachfragerückgang bei Rohstoffen führt. Erschwerend kommt hinzu, dass die Schwellenländer – einschließlich China – einen schweren wirtschaftlichen Schlag erleiden werden, sobald die US-Notenbank die Zinsen erhöht.
Die betroffenen Staaten werden dann mit massiven Kapitalabflüssen zu kämpfen haben, in deren Abhängigkeit sie stehen, weil sie über ausländische Kapitalzuflüsse ihre Handelsbilanzdefizite finanzieren. Eine Verknappung der Liquidität ist in den Schwellenländern weitaus wahrscheinlicher als in den Industriestaaten. Die Folgen wären ein drastischer Rückgang der Kreditvergabe durch Finanzinstitute in Verbindung mit einem Konsumrückgang. Eine Zinserhöhung durch die Fed würde auch gleichzeitig zu einer weiteren Aufwertung des Dollars führen, was wiederum die Schulden der Schwellenländer ansteigen lassen würde. Denn diese sind in Dollar notiert. 2,6 Billionen der Dollar-Schulden gehen auf Unternehmen aus den Schwellenländern zurück. In diesem Zusammenhang sind die Türkei, Peru, Kolumbien, China, Russland, die Vereinigten Arabischen Emirate, Chile, Indonesien, Malaysia und Südafrika die anfälligsten Länder.
Deutsche Exportfirmen bekommen die Negativ-Entwicklung in China bereits jetzt zu spüren. Die Exporte in die Volksrepublik legten im ersten Halbjahr 2015 gerade einmal um 0,8 Prozent zu. Die deutsche Industrie schaut mit Skepsis in die Zukunft. Die Betriebe rechnen zwar nach Informationen des ifo-Instituts noch mit anziehenden Exporten, jedoch mit geringeren Zuwachsraten als zuletzt. „Auf mittlere Sicht wird sich die deutsche Wirtschaft von der Schwäche in China nicht mehr abkoppeln können“, sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Langfristig setzen Schlüsselbranchen wie Auto- oder Maschinenbau allerdings auf die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. „China ist der Markt Nummer eins für den deutschen Maschinenbau und er bleibt der Markt Nummer eins auf absehbare Zeit“, so der Hauptgeschäftsführer des Branchenverbandes VDMA, Thilo Brodtmann. Von Januar bis Juni gingen die Exporte der Maschinenbauer nach China um etwa fünf Prozent zurück, berichtet die Financial Times.
Kein anderes EU-Land ist so abhängig vom China-Geschäft wie Deutschland: 5,4 Prozent der deutschen Exporte landeten dort im ersten Quartal 2015. In Frankreich waren es nur 3,2 Prozent, in Großbritannien 3,1 Prozent. Insgesamt verkauften die deutschen Unternehmen im ersten Halbjahr Waren im Wert von 36 Milliarden Euro in die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt.