Die öffentlich-rechtlichen Sender fordern von der Politik die Freigabe von 1,6 Milliarden Euro, die der Rundfunkbeitrag seit 2013 an unverhofften Einnahmen gebracht hat. ARD und ZDF brauchen dieses Geld nicht – es liegt über dem, was sie bisher aus der GEZ erhalten haben und das ist mit acht Milliarden Euro im Jahr bekanntermaßen üppig. Doch die Sender verbrennen das Geld – die ARD braucht sogar noch 400 Millionen Euro obendrauf. Niemand weiß, was die Sender mit diesen exorbitanten Beträgen genau machen. Die Kosten für die Fußball-Rechte, die die Sender in den vergangenen Jahren an die korrupte Fifa überwiesen hat, sind streng geheim. Man könnte für dieses Geld vermutlich halb Syrien die Integration in Deutschland finanzieren.
Doch die Sender beschränken sich aufs Reden wie weiland Waldemar „Waldi“ Hartmann („I red bloß drüber…!“). Die FAZ echauffiert sich zu Recht über die Nähe der Sender zur Politik der Bundesregierung: Merkels Mantra „Wir schaffen das!“ sei „zur inoffiziellen Programmleitlinie geworden“. Michael Hanfeld hat sich dazu offenbar einen Tag lang das Programm angesehen und kommt zu dem Ergebnis: Die Sender „geben reichlich Sendefläche her für die Selbstdarstellung der Politik und kritisieren diese nur in Maßen“. Hanfeld vermutet, dass die Willfährigkeit der Sender gegenüber der Politik damit zu tun haben könnte, dass die Sender in Kürze die Freigabe der erwähnten 1,6 Milliarden Euro erwarten und daher den Politikern zuarbeiten.
Wir haben einen konkreten Vorschlag: Wenn die Sender das, was sie rund um die Uhr predigen, ernst meinen, sollten die Sender – und wir meinen das nicht zynisch, sondern ganz ernst – das Geld für die Flüchtlinge spenden. Die Lage ist äußerst kritisch. Ehrenamtliche und Hilfsorganisationen tragen die Last. Im Winter wird vermutlich noch mehr Hilfe gebraucht. Mit 1,6 Milliarden Euro könnte man vermutlich sofort mit intensiven Deutsch-Kursen und den ersten Berufsqualifizierung beginnen. Man könnte Programmier-Kurse und Pflege-Kurse starten, um die Leute schnell in Lohn und Brot in zukunftsträchtigen Branchen zu bringen.
Der Vorteil dieser Spende: Niemand aus den Sendern müsste entlassen werden, wenn das Geld an die Flüchtlinge statt an die Funkhäuser geht. Nicht eine Sendung würde Qualitätseinbußen hinnehmen müssen. Denn diese Einnahmen waren ja nie verplant. Die Flüchtlinge und die Helfer brauchen Hilfe sofort – also ganz konkret. Das Geld liegt auf der Bank. Es muss nur angewiesen werden (Rotes Kreuz, Ärzten ohne Grenzen, UNHCR und vor allem die kleinen lokalen Initiativen). Es geht, wie die Sender so gerne senden, um „konkrete Menschen, die in Not“ sind. Die Sender zeigen täglich die Close-Ups der großen Kinderaugen der Flüchtlingskinder: Kann man da wegschauen – und 1,6 Milliarden Euro einfach in den eigenen Säckeln verschwinden lassen?
Und die Sender könnten ihren vielen Worten mit einem Schlag eine Tat folgen lassen, die den Flüchtlingen wirklich hilft. Vielleicht treffen sich die Intendanten kurzfristig und erinnern sich an die jüngsten Leitkommentare ihrer vorzüglichen Chefredakteure, in denen diese Humanismus, Werte, Solidarität und Teilen von „der Gesellschaft“ und „der Politik“ gefordert haben. Dann schauen sie sich in die Augen und sagen: „Wir schaffen das.“ Mehr braucht es nicht.