Politik

Volkswagen: Mitarbeiter haben Vorstand aus Angst nicht die Wahrheit gesagt

Mehrere Ingenieure von VW sollen aus Angst vor dem Konzern-Chef diesem die Wahrheit verschwiegen haben, dass die von ihm öffentlich verkündeten CO2-Ziele nicht erreichbar seien. Das ist glaubwürdig - und sagt viel über das katastrophale Führungsverhalten bei VW.
08.11.2015 00:21
Lesezeit: 1 min

Im Skandal um falsche Angaben über den CO2-Ausstoß bei Volkswagen-Modellen liegen der Konzernrevision laut einem Zeitungsbericht mehrere Geständnisse von VW-Mitarbeitern vor. Die Ingenieure hätten angegeben, sie hätten die ambitionierten Ziele von dem inzwischen zurückgetretenen VW-Chef Martin Winterkorn mit legalen Mitteln nicht erreichen können, berichtete die "Bild am Sonntag" in einem Vorabbericht vom Samstag. Winterkorn hatte demnach beim Genfer Autosalon im März 2012 angekündigt, VW werde den CO2-Ausstoß seiner Modelle bis 2015 um 30 Prozent verringern.

Die VW-Techniker hätten sich den Geständnissen zufolge nicht getraut, Winterkorn mit den tatsächlichen Umsetzungsschwierigkeiten zu konfrontieren, schreibt die "BamS". Dem Bericht zufolge begannen die Manipulationen 2013 und liefen bis zum Frühjahr 2015.

Nach Informationen der Zeitung kamen die Manipulationen heraus, weil ein Wolfsburger Ingenieur Ende Oktober sein Schweigen gebrochen habe. Der Mitarbeiter der Abteilung Forschung und Entwicklung berichtete demnach seinem Vorgesetzten von einem großangelegten CO2-Betrug. Die Techniker hätten mit diversen unerlaubten Maßnahmen die Werte manipuliert, zum Beispiel durch einen höheren Reifendruck von mehr als 3,5 bar. Außerdem sei auch Diesel ins Motoröl gemischt worden, damit Testwagen leichter laufen und weniger Sprit verbrauchen.

Der Konzern prüft laut "BamS" derzeit, welche Mitarbeiter beurlaubt werden müssten. Der Techniker, der mit seinem Geständnis alles ins Rollen gebracht habe, dürfe bleiben. „Wir können nicht jemanden bestrafen, der so einen mutigen Schritt gemacht hat", hieß es dem Bericht zufolge in der Konzernspitze.

VW hatte am Dienstag mitgeteilt, dass bei der Zertifizierung von rund 800.000 seiner Fahrzeuge zu niedrige CO2- und damit auch Verbrauchsangaben festgelegt worden seien. Der CO2-Ausstoß eines Autos spielt bei der Berechnung der Kfz-Steuer eine Rolle.

Wegen manipulierter Abgaswerte steht der VW-Konzern seit Wochen massiv unter Druck. Im September hatte das Unternehmen nach Enthüllungen der US-Umweltbehörde EPA zugeben müssen, dass bei rund elf Millionen Dieselfahrzeugen Software eingesetzt war, welche die Abgaswerte als zu niedrig auswies. Durch den Skandal entstehen dem Konzern Milliardenkosten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Stromsteuer belastet Regierungskoalition
30.06.2025

In der Bundesregierung eskaliert der Streit um die Stromsteuer. Während Entlastungen versprochen waren, drohen sie nun auszubleiben –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft PwC: Künstliche Intelligenz schafft Jobs nur für die, die vorbereitet sind
30.06.2025

Künstliche Intelligenz verdrängt keine Jobs – sie schafft neue, besser bezahlte Tätigkeiten. Doch Unternehmen müssen jetzt handeln,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen United Internet-Aktie unter Druck: 1&1 reduziert Prognose
30.06.2025

1&1 senkt überraschend seine Gewinnprognose trotz zuletzt guter Börsenstimmung. Der Grund: deutlich höhere Kosten beim nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation in Deutschland sinkt im Juni auf 2,0 Prozent: Energiepreise entlasten
30.06.2025

Die Inflation in Deutschland hat im Juni einen überraschenden Tiefstand erreicht – doch nicht alle Preise sinken. Was bedeutet das für...

DWN
Politik
Politik Trumps Schritte im Nahen Osten: Nur der Anfang eines riskanten Spiels
30.06.2025

Donald Trump bombardiert den Iran, erklärt die Waffenruhe – und feiert sich selbst als Friedensbringer. Experten warnen: Das ist erst...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Raucherpause im Job: Ausstempeln erforderlich?
30.06.2025

Raucherpause im Job – ein kurzer Zug an der Zigarette, doch was sagt das Arbeitsrecht? Zwischen Ausstempeln, Betriebsvereinbarung und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lufthansa sichert sich Anteile an Air Baltic – trotz Bedenken
30.06.2025

Die Lufthansa steigt bei der lettischen Fluggesellschaft Air Baltic ein – jedoch nicht ohne Bedenken der Kartellwächter. Was bedeutet...