Finanzen

Stadt Wien will sich selbst retten: Ausstieg aus Franken-Krediten

Lesezeit: 1 min
24.11.2015 00:28
Wien will aus den Franken-Krediten stückweise aussteigen und diese in Euro konvertieren. Die Stadt hält ein Drittel ihrer Schulden in Franken und fürchtet eine Schulden-Explosion, wenn der Euro noch weiter fallen sollte. Die einfachen Bürger werden dagegen von der Republik Österreich nicht gerettet.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Stadt Wien will ab 2016 innerhalb von fünf bis sieben Jahren ihre Franken-Kredite kursunabhängig konvertieren, also aus den Franken-Krediten aussteigen. Wien hält 33,9 Prozent der Schulden in Franken. Dies entspricht einer Schuldensumme von 1,657 Milliarden Euro, berichtet Der Standard.

Als Kroatien im September dasselbe Vorhaben präsentierte, reagierte der österreichische Finanzminister mit Empörung und nannte das Vorgehen „fast antieuropäisch“.

Die kroatische Mitte-Links-Regierung hat eine Gesetzesänderungen beschlossen, wonach Kredite, die in Schweizer Franken aufgenommen wurden, in Euro umgerechnet werden sollen, so Finanzminister Boris Lalovac im September. Die Banken sollten bereits Vorkehrungen treffen, um die Raten der betroffenen 53.000 Kredite neu berechnen zu können.

Kredite in Schweizer Franken waren lange Zeit in einigen mittel- und osteuropäischen Ländern sehr beliebt, weil die Zinsen unter denen für Kredite in der Landeswährung lagen. Seit der Aufhebung der Kopplung an den Eurokurs im Januar hat der Franken aber massiv an Wert gewonnen, entsprechende Kredite verteuerten sich dadurch. In Kroatien müssen derzeit noch 53.000 Haushalte Kredite in der Schweizer Währung zurückzahlen, meist für Immobilienkäufe.

Die Kosten für die Umwandlung der Kredite belaufen sich nach Regierungsangaben auf mehr als 600 Millionen Euro. Sie sollen von den Banken getragen werden. Mehrere ausländische Banken, die in Kroatien vertreten sind, lehnen den Vorstoß ab. Ihrer Auffassung nach ist die Neuregelung nicht mit europäischem Recht vereinbar. Die Regelung würde auch Österreich hart treffen, denn die österreichischen Banken sind stark am Balkan und in Osteuropa engagiert. In Kroatien betrifft es vor allem Töchter österreichischer Institute, wie von Erste Bank, die Bank Austria, Raiffeisen International sowie die Krisen-Bank Hypo Alpe Adria.

In Polen, wo neben Österreich besonders viele Menschen Franken-Kredite halten, hatte Notenbank-Gouverneur Marek Belka im Januar bereits „außerordentliche“ Maßnahmen und eine mögliche Kürzung der Kreditraten angekündigt.

Schelling sagte dazu im September, er habe auch mit dem polnischen Finanzminister gesprochen, die Lage sei aber anders als in Kroatien. „In Polen haben die zwar auch ein Gesetz gemacht, aber zuvor mit den Banken gesprochen. In Kroatien sind die Banken überhaupt nicht einbezogen worden“. Es reiche „mit Nationalismen“. Man könne nicht erklären, dass ein „europäischer Vertrag uns wurscht ist“. Das gehe nicht, zitiert die Kleine Zeitung den Finanzminister.

Auch Ungarn hatte Banken bereits davor gezwungen, Frankenkredite zu für sie ungünstigen Wechselkursen in Forintdarlehen zu tauschen. Auf den Verlusten waren die Institute sitzengeblieben. Zu den größten Kreditgebern in Ungarn zählen österreichische Institute wie die UniCredit Bank Austria, Raiffeisen Bank International und Erste Group.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Robert Habeck sollte endlich die Kehrtwende vollziehen - im Heizungskeller Deutschlands
03.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Finanzen
Finanzen Wirtschaftsstandort in der Kritik: Deutsche Ökonomen fordern Reformen
03.05.2024

Deutschlands Wirtschaftskraft schwächelt: Volkswirte geben alarmierend schlechte Noten. Erfahren Sie, welche Reformen jetzt dringend...

DWN
Politik
Politik Rheinmetall-Chef: Deutschland muss Militärausgaben um 30 Milliarden Euro erhöhen
03.05.2024

Armin Papperger, der CEO von Rheinmetall, drängt darauf, dass Deutschland seine Militärausgaben um mindestens 30 Milliarden Euro pro Jahr...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Indische Arbeitskräfte im Fokus: Deutschland öffnet die Türen für Fachkräfte
03.05.2024

Die Bundesregierung strebt an, einen bedeutenden Anteil der indischen Bevölkerung nach Deutschland zu holen, um hier zu arbeiten. Viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Wie lege ich mein Geld an – wichtige Tipps für Anfänger
03.05.2024

Die Tipps zur Geldanlage können wirklich spannend sein, besonders wenn es darum geht, die eigenen finanziellen Ziele zu erreichen und eine...

DWN
Politik
Politik Die Bundesregierung macht Russland für den Cyberangriff auf SPD verantwortlich
03.05.2024

Im Januar des Vorjahres wurden die E-Mail-Konten der SPD von Hackern attackiert. Die Bundesregierung gibt nun "eindeutig" Russland die...

DWN
Finanzen
Finanzen Der komplette Guide zur Bankvollmacht: Sicherheit und Flexibilität im Finanzmanagement
03.05.2024

Eine Bankvollmacht kann entscheidend dafür sein, Sicherheit und Flexibilität in Ihren finanziellen Angelegenheiten zu gewährleisten....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Fleischersatz auf dem Vormarsch: Deutschland erlebt Produktionsboom
03.05.2024

Vegetarische und vegane Fleischersatzprodukte gewinnen in Deutschland an Beliebtheit: Produktion verdoppelt sich seit 2019. Fleischkonsum...