Politik

Putins Botschaft an die Türkei: Abschuss wird Folgen haben

Russland will den Abschuss eines Kampfjets durch die Türkei nicht ungestraft lassen. Die Rechnung dürften die Türken in Syrien präsentiert bekommen, wo Russland am Dienstag seine Offensive verstärkt hat. Die türkischen Militärberater stehen dort, wie der IS und die von den USA unterstützte Terror-Gruppen, mit dem Rücken zur Wand.
24.11.2015 18:51
Lesezeit: 2 min

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Russland hat den Abschuss eines russischen Kampfflugzeugs durch die Türkei als «feindselige Handlung» verurteilt. «Das ist absolut unerklärlich», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Dienstag in Moskau. Präsident Wladimir Putin «hat nicht über irgendwelche militärischen Folgen gesprochen», betonte Peskow. «Trotzdem ist es klar, dass es unausweichlich Folgen geben muss.»

Für die Behauptung, die Suchoi Su-24 habe den türkischen Luftraum verletzt, habe Ankara keine Beweise präsentiert, sagte der enge Vertraute von Kremlchef Putin. Über das Schicksal der russischen Piloten sei ihm nichts bekannt.

Russland sei gespannt auf die Ergebnisse der für Dienstagabend angekündigten Nato-Sondersitzung - einschließlich der Reaktion auf die «Provokation der türkischen Seite». Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan wird im Dezember in Moskau erwartet. Peskow sagte, bislang sei nicht entschieden, ob der Besuch stattfinde.

Die Türkei agiert in dieser Sache eindeutig mit enger Abstimmung in der Nato. Die Inspiration kommt von den US-Neocons. Die Durchführung der Aktionen obliegt den Geheimdiensten. Der Abschuss vom Dienstag zeigt die Handschrift des türkischen MIT. Der MIT betreibt gemeinsam mit der CIA in Syrien Söldner-Truppen, die mit al-Kaida und IS-Terroristen kooperieren. Russland dagegen hat selbst eine große muslimische Bevölkerung und kann sich, anders als die USA, nicht den Luxus erlauben, in einem fernen Land zu zündeln. Die Russen sind besorgt über islamistische Rückkehrer und haben ein genuines Interesse, dass in Syrien wieder eine staatliche Ordnung hergestellt wird.

Die Kommando-Aktion zum Abschuss der russischen Maschine könnte daher rühren, dass der IS und mit ihm die türkischen und amerikanischen Militärberater in der Region in die Enge getrieben wurden. Die Russen kooperieren eng mit den Iranern und der syrischen Regierung. Die iranische Nachrichtenagentur Fars zeigte am Dienstag Bilder vom Einsatz russischer Kampfhubschrauber in der Nähe von Palmyra, die gegen IS-Stellungen in den Bergen vorgehen. Die Russen decken den Vormarsch der regulären syrischen Armee. Fars meldet auch, dass die syrische Armee mehrere Regionen im Rau Lattakia befreit habe. Es soll zahlreiche Tote unter den Terroristen gegeben haben. Mit Hilfe der Russen soll die strategisch wichtige al-Gharz –Höhe befreit worden sein, meldet der arabische TV-Sender al-Mayadeen.

Lattakia ist für die Russen besonders strategisch wichtig, weshalb die militärischen Erfolge von großer Bedeutung sind. In Lattakia ist es erst vor zwei Tagen zu einer Provokation der Türkei gegen Syrien gekommen. 250 Kämpfer der sogenannten türkischen Einheitspartei waren auf syrisches Territorium vorgedrungen, um ihre „Brüder“, die Turkmenen „zu schützen“, wie arabische Medien berichten. Tatsächlich will die Türkei turkmenische Exil-Syrer als Söldner-Milizen in den Kampf schicken. Diese haben jedoch kein Interesse, weil sie sich unter Assad nicht im Mindesten unterdrückt gefühlt haben. Sie sehen die Russen als Befreier vom IS, der sie aus ihrer Heimat vertrieben hat.

Für den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan ist die Situation unerfreulich, weil durch den Kriegseintritt Frankreichs auch die Nato nicht mehr bedingungslos nach seiner Pfeife tanzen kann: Russlands Präsident Putin und Frankreichs Francois Hollande haben eine Kooperation vereinbart. Hollande muss allerdings am Dienstag nach Washington reisen. Es ist unklar, ob er das wirkungsvollere Briefing von US-Präsident Barack Obama bekommt, der gegen den Krieg in Syrien ist - oder aber ob ihn die Neocons und die Geheimdienste so unter Druck setzen können, dass er die geplante enge Allianz mit Putin wieder aufgibt.

Für Frankreichs Präsident naht ohnehin die Stunde der Wahrheit: Die Türkei ist, so der Syrien-Experte Nafeez Ahmed in einem lesenswerten Beitrag, der eigentliche Sponsor des IS. Stuart Ramsay von Sky News hat herausgefunden, dass in der Türkei massenweise syrische Pässe abgestempelt habe, mit denen Kämpfer des IS aus Kobani ausdrücklich die Einreise nach Syrien gestattet worden sei. Sie alle tragen den Stempel der türkischen Behörden (Video am Anfang des Artikels). Hollande hat den Franzosen nach den Anschlägen von Paris versprochen, den IS zu zerstören.  Bereits vor einem Jahr hatte die Newsweek berichtet, dass der IS die Türkei als Verbündeten ansehe. Ahmed schreibt, dass in diesem Krieg das Motto gelte, dass unser eigener Freund auch der Freund unseres Feindes sei.

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