Eine israelische Startup-Firma sieht sich auf dem besten Weg, den weltweiten Wettlauf um eine profitable Recyclinglösung für Kohlendioxid zu gewinnen. Nichts als Luft, Sonne und acht Jahre Spitzenforschung seien die Ingredienzen, um dem Treibhausgas „seinen Schrecken zu nehmen“, versichern die Manager von NewCO2fuels (NCF). Das stößt auf große Aufmerksamkeit, während die Weltgemeinschaft bei der Pariser Klimakonferenz Wege zur nachhaltigen Begrenzung der Erderwärmung diskutiert, die maßgeblich durch Kohlendioxidemissionen verursacht werden.
„Wir sollten gegenüber der einschlägigen Industrie nicht nur die Peitsche schwingen, sondern auch das Zuckerbrot anbieten und das Geschäftspotenzial der Wiederverwertung dieser Emissionen aufzeigen“, sagt der NCF-Chef David Banitt. Die Firma thront im obersten Stockwerk des renommierten Weizman-Instituts in Rechovot, südlich von Tel Aviv. Sie will in Industriebetrieben anfallendes Kohlendioxid in nutzbaren Brennstoff verwandeln.
Damit steht sie im globalen Wettbewerb mit einem Dutzend anderer Firmen, die auf diesen neuen Markt drängen. Der CCUS-Strategie (für „Carbon Capture, Utilization and Storage“) wird ein Marktvolumen von jährlich 22,5 Milliarden Euro beigemessen. Die Israelis wollen die Testphase für ihre technische Lösung 2016 abschließen und spätestens 2018 den Vertrieb starten. Damit hoffen sie, Konkurrenten aus den USA, China und Europa zuvorzukommen.
Der Prototyp ist ein Solarkraftwerk, das aus dem in der Luft enthaltenen Kohlendioxid einen „Syngas“ genannten Brennstoff erzeugt. Rund um das Turmgebäude im Wissenschaftspark von Rechovot speist ein Feld von Solarpanelen einen zentralen Spiegel, der wie ein Riesenbrennglas wirkt und einen Reaktor auf mehr als tausend Grad erhitzt. „In diesem Reaktor wird das Kohlendioxid unter Zugabe von Wasser durch die Hitze in Syngas umgewandelt, eine Mischung von Kohlenmonoxyd und Wasserstoff“, erläutert der Cheftechniker Uzi Aharoni das Recyclingverfahren.
Es ist somit geeignet für Industrieanlagen, in denen große Hitze und Kohlendioxide anfallen - also etwa in Stahlwerken oder bei der Kohlevergasung. Auch wenn die von der israelischen NCF entwickelte Technologie „eine saubere Lösung“ sei, könne sie von Unternehmen als Deckmantel genutzt werden, um anderweitig umweltschädliche Produktionsprozesse fortzuführen, wendet Klima-Expertin Marie Renner ein. Die Forscherin an der Universität Paris-Dauphine hat eine Studie zum Thema CCUS erarbeitet.
Sie konstatiert, „dass es von 2008 bis 2010 einen großen Hype um CO2-Abscheidung und -Speicherung gab, der aber mit der Wirtschaftskrise und sinkender Rentabilität für die Betreiber abebbte“. Überall in der Welt wehrten sich zudem Anwohner der unterirdischen Lagerstätten und Umweltschützer gegen diese Technik, die sie als „geologische Zeitbomben“ bekämpften. Wissenschaftler und interessierte Geschäftsleute befürworteten deshalb seit einigen Jahren, einen Schritt weiterzugehen: das Kohlendioxid als Energiequelle zu nutzen, anstatt es unterirdisch zu lagern, berichtete Renner.