Politik

Kleiner Aufstand in der CDU: Rebellen erwirken Änderung bei Flüchtlings-Papier

Lesezeit: 1 min
13.12.2015 14:55
In der CDU wagen offenbar einige besonders Mutige, Angela Merkel in der Flüchtlingspolitik zu widersprechen: Ein bereits fertiges Positionspapier soll nun einen Hinweis auf die begrenzten Möglichkeiten Deutschlands erhalten. Die Änderung ist eher kosmetischer Natur.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der Leitantrag der CDU-Führung zur Flüchtlingspolitik wird nach Angaben von Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Rainer Haseloff einen Verweis auf die Grenzen der Aufnahmefähigkeit Deutschlands enthalten. Er habe sowohl mit Bundeskanzlerin Angela Merkel als auch CDU-Generalsekretär Peter Tauber telefoniert, sagte Haseloff vor den Sitzungen von CDU-Präsidium und -Bundesvorstand in Karlsruhe am Sonntagnachmittag. Details der Änderung nannte er nicht. "Es gibt immer eine Grenze für die Integration", betonte der CDU-Politiker aber mit Blick auf Schulen und Sprachkurse. Dies werde sich in dem Antrag widerspiegeln. Der am Donnerstag von Bundesinnenminister Thomas de Maiziere und der CDU-Spitze vorgelegte Entwurf des Leitantrages sei "erst einmal Diskussionsgrundlage. Da ist in den letzten 48 Stunden sehr daran gearbeitet worden", betonte Haseloff.

Die von ihm geforderte Obergrenze für die Aufnahme von Flüchtlingen dürfte aber weiter nicht in dem Leitantrag stehen. Merkel lehnte die Festsetzung einer nationalen Obergrenze am Wochenende erneut ab. Der CDU-Bundesparteitag diskutiert und entscheidet am Montag über die Flüchtlingspolitik.

Es ist erstaunlich, dass diese Auseinandersetzung überhaupt stattfindet. Denn in der CDU führt Angela Merkel ein eisernes Regime, in dem Kritik kaum noch möglich ist. Das musste zuletzt Innenminister de Maizière erfahren, der wegen abweichender Meinung in der Flüchtlingspolitik von der Kanzlerin kurzerhand entmachtet wurde. An seiner Stelle bestimmt nur Kanzleramtsminister Altmaier die Grundlinien.

Daher beeilen sich die Kritik auch, sofort nur das Beste über Merkel zu sagen, um nicht selbst in Schusslinie zu geraten: Die Kanzlerin werde gestärkt aus dem Treffen hervorgehen, sagte Haseloff. "Deutschland und Europa sind ohne Angela Merkel gar nicht vorstellbar", sagte er.

Tatsächlich brodelt es in der CDU seit Monaten gewaltig. Zahlreiche Gruppen haben offen ausgesprochen, dass sie die Flüchtlingspolitik Merkels nicht mittragen, zuletzt ein Parlamentarierkreis. Doch die Angeordneten haben sich selbst in eine ausweglose Lage manövriert. Viele sind Berufspolitiker, die wegen ihrer jahrelangen Abwesenheit aus dem normalen Arbeitsleben auf Jobs in der Partei oder dem von der Partei beherrschten Staatsdienst angewiesen sind.

Mit dieser Haltung haben sie das im Grundgesetz verankerte Prinzip des freien Mandats ausgehöhlt. Die Parteispitze ihrerseits achtet akribisch darauf, Abweichler kaltzustellen. Dies musste zuletzt der ESM-Kritiker Klaus-Peter Willsch zur Kenntnis nehmen, der trotz seiner herausragenden Sachverstands aus dem Haushaltsausschuss geworfen wurde. Willsch hat die Hintergründe in seinem äußerst lesenswerten aktuellen Buch erstaunlich offen dargelegt.


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...