Politik

Größte Wanderungs-Bewegung nach Europa seit Zweitem Weltkrieg

Die Iternationale Organisation für Migration meldet die größte Wanderungsbewegung nach Europa seit Zweitem Weltkrieg. Ein Ende ist nicht in Sicht. Die meisten Vertriebenen kommen wegen Kriegen in ihren Heimatländern.
22.12.2015 18:46
Lesezeit: 2 min

Die Internationale Organisation für Migration hat angesichts der Ankunft von mehr als einer Million Flüchtlingen in Europa im Jahr 2015 von der "größten Wanderungsbewegung nach Europa seit dem Zweiten Weltkrieg" gesprochen. Bis zum 21. Dezember hätten 972.000 Flüchtlinge das Mittelmeer überquert, teilte das UN-Flüchtlingshilfswerk am Dienstag mit. 34.000 Flüchtlinge seien von der Türkei aus auf dem Landweg nach Europa gelangt.

Die Zahl der Flüchtlinge, die bei der Überfahrt über das Mittelmeer ums Leben kamen oder als vermisst gelten, gab die Internationale Organisation für Migration (IOM) mit rund 3700 an. Die Bekanntgabe der Zahlen durch das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR und die IOM fiel mit der Nachricht zusammen, dass vor der türkischen Küste elf Flüchtlinge ertranken, unter ihnen drei Kinder, wie die amtliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete. Die türkische Küstenwache konnte sieben Flüchtlinge lebend retten. Das in Kusadasi im Südwesten der Türkei gestartete Boot der Flüchtlinge kenterte auf dem Weg zur griechischen Insel Samos.

Italienische Marine und Küstenwache gaben unterdessen bekannt, dass bei mehreren Einsätzen vor der libyschen Küste mehr als 650 Menschen gerettet wurden. Ein Mensch konnte demnach nur noch tot geborgen werden.

Mehr als 821.000 Flüchtlinge trafen 2015 laut IOM in Griechenland ein, rund 150.000 in Italien, knapp 30.000 in Bulgarien, gut 3800 in Spanien, 269 in Zypern und 106 in Malta. In einigen Monaten dieses Jahres landeten täglich mehr als 5000 Flüchtende auf griechischen Inseln. Seit November schwächte sich der Zuzug ab - teils wegen verschärfter Patrouillen seitens der Türkei, teils wegen des schlechteren Wetters.

Für 2014 lag die Gesamtzahl der in Europa eintreffenden Flüchtlinge bei 219.000. Für 2016 rechnet das UNHCR mit mehr Flüchtlingen als im Jahr 2015 - insbesondere, wenn der Krieg in Syrien weiter andauere.

Der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Antonio Guterres, rief angesichts der "Zunahme ausländerfeindlicher Stimmungen mancherorts" dazu auf, die "positiven Beiträge von Flüchtlingen und Migranten" in den Gesellschaften anzuerkennen, in denen sie eintreffen. Die "grundlegenden europäischen Werte" wie die Beachtung der Menschenrechte, von Toleranz und Vielfalt müssten verteidigt werden. IOM-Chef William Lacy Swing erklärte, Wanderungsbewegungen seien "unausweichlich, notwendig und wünschenswert". Es reiche nicht, die Ankommenden zu zählen. "Wir müssen auch handeln."

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hatte Anfang Dezember mitgeteilt, in Deutschland seien knapp 965.000 Flüchtlinge registriert worden. Allerdings hatte er darauf hingewiesen, dass darin Doppelzählungen enthalten seien und dass daher die effektive Zahl "unterhalb der 965.000" liege.

Die Zahl der Flüchtlinge, die in Deutschland blieben, verringerte sich zudem beispielsweise durch Weiterreisen Richtung Schweden. Der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) sagte am Wochenende, sein Bundesland habe 2015 rund 60.000 Flüchtlinge unregistriert nach Schweden durchreisen lassen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Experte fürchtet politischen Schock in Europa: „Es ist tatsächlich beängstigend“
28.06.2025

Europa taumelt: Rechte Parteien sind auf dem Vormarsch, Frankreich droht der Machtwechsel. Experte Rahman warnt: Das „Trump-Moment“...

DWN
Technologie
Technologie Neue Technologien am Körper: Gehirnimplantate, künstliche Intelligenz, elektronische Tattoos
28.06.2025

Hightech greift immer direkter in den menschlichen Körper ein. Ob Gehirnimplantate, elektronische Tattoos oder künstliche Intelligenz...

DWN
Politik
Politik Machtverlust oder Wendepunkt? Irans Zukunft nach dem Konflikt
28.06.2025

Nach dem militärischen Schlagabtausch mit Israel steht der Iran politisch und gesellschaftlich unter Druck. Zwischen Machtkonsolidierung,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen So gelingt der Einstieg: KI im Personalwesen mit System etablieren
28.06.2025

Künstliche Intelligenz erobert Schritt für Schritt das Personalwesen. Deutschland liegt im europäischen Vergleich weit vorne – doch...

DWN
Politik
Politik Familienkonzern Trump: Wie der Präsidenten-Clan Milliarden scheffelt
28.06.2025

Die Trump-Familie vermischt Politik und Profit wie nie: Während Donald Trump das Weiße Haus beherrscht, expandieren seine Söhne mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Börsenausblick 2025: Drohen jetzt heftige Kursbeben?
28.06.2025

Die Sommermonate bringen traditionell Unruhe an den Finanzmärkten. Mit Trump im Weißen Haus steigen die Risiken zusätzlich. Erfahren Sie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Milliarden für heiße Luft: Ex-OpenAI-Chefin kassiert ohne Produkt
28.06.2025

Ein Start-up ohne Produkt, eine Gründerin mit OpenAI-Vergangenheit – und Investoren, die Milliarden hinterherwerfen. Der KI-Hype kennt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Social Travel: Hostelworld will Facebook des Reisens werden – mit Milliardenpotenzial
28.06.2025

Hostelworld will nicht länger nur Betten vermitteln, sondern das führende soziale Netzwerk für Alleinreisende werden. Warum der...