Weltwirtschaft

Zu viele Asset-Blasen: Experten hoffen auf Renaissance von Gold

Lesezeit: 1 min
06.01.2016 03:40
Der Goldpreis hat im abgelaufenen Jahr volatiler Finanzmärkte und geopolitischer Krisen zum Trotz rund 11 Prozent an Wert verloren. Ernstzunehmende Anreize für ein Wiedererstarken des Edelmetalls scheinen aber durchaus vorhanden. Seine Funktion als „Krisenindikator“ hat er derzeit allerdings eingebüßt.
Zu viele Asset-Blasen: Experten hoffen auf Renaissance von Gold
Ronald-Peter Stöferle, Managing Partner & Investment Manager bei Incrementum

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Gold scheint seine Rolle als „Krisenindikator“ verloren zu haben. Nicht anders lässt sich erklären, dass das traditionell krisensensitive Metall im turbulenten Jahr 2015 weiter an Wert verlor. Bei der Suche nach Gründen wird zumeist auf die niedrigen Inflationsraten und einen erstarkten Dollar verwiesen – beides Gründe, die Anleger von Investitionen in Gold abhalten. Doch das Hauptargument gegen Gold, das Fehlen hoher Inflationsraten, könnte sich in relativ kurzer Zeit ändern.

Denn der niedrige Goldpreis steht nach Ansicht einiger Marktbeobachter vor einer Kurskorrektur. Dazu gehört auch Ronald-Peter Stöferle vom Liechtensteiner Vermögensverwalter Incrementum. Er sagte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten, er gehe davon aus, dass die derzeitigen Notierungen das wahre Potential des Edelmetalls nur eingeschränkt abbilden. Seiner Meinung nach werde die massive Überschuldung der Staaten die wichtigsten Notenbanken letztendlich dazu zwingen, steigende Inflationsraten zu generieren, um die ansonsten nicht mehr beherrschbaren Schuldenlasten in den Griff zu bekommen. Gold werde dann aufgrund seines intrinsischen Werts wieder als Inflationsschutz nachgefragt.

Dass Instrumente wie eine expansive Geldpolitik und Niedrigzinsen bisher kaum Wirkung bei der Bekämpfung disinflationärer Trends zeigten, sei kein Grund, am baldigen Ansteigen der Inflationsraten zu zweifeln. Denn wenn sich das über Jahre angesammelte billige Geld aus Anlageklassen wie Aktien, Immobilien oder Anleihen in die Realwirtschaft zu ergiessen beginnt, werden die Verbraucherpreise schnell steigen. Einen weiteren inflationären Schub könnten zudem die Rohölmärkte beisteuern, wenn deren historisch tiefe Notierungen eines Tages wieder anziehen.

Am fundamentalen Problem, Inflation gegen die hohen Schuldenstände erzeugen zu müssen, kommt nach Ansicht Stöferles auch die Fed nicht vorbei. Er geht deshalb davon aus, dass es sich beim gerade eingeleiteten Zinsschritt um einen der kürzesten Zinserhöhungszyklen der amerikanischen Geschichte handelt. Schon bald würden weitere Zinserhöhungen auf Druck der Politik abgeschwächt oder sogar gestoppt, weil die amerikanische Konjunktur keine signifikante Zinsanhebung vertrage.

Stöferle erkennt in Gold keinen klassischen Rohstoff, sondern eine jahrhundertealte Währung. Er verweist darauf, dass die 1971 einseitig erklärte Aufhebung der Dollar-Golddeckung eine absolute Ausnahme darstellt. Genauso, wie beispielsweise bei Währungen oder Zinsen im Markt interveniert wird, werde auch der Goldpreis verzerrt und die immense Nachfrage nach physischem Gold aus Ländern wie China, Indien oder Russland nicht korrekt im Preis abgebildet. Dies liegt unter anderem daran, dass im vielfach größeren und vom Westen dominierten „Papiergoldmarkt“ mit seinen Futures und Minenaktien noch Zurückhaltung herrscht. Eine größere Panik im „Papiermarkt“ kann jedoch recht schnell zur Entkoppelung der beiden Sektoren führen und dem Markt für physisches Gold wieder mehr Gewicht verleihen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tarifrunde der Chemieindustrie: Gewerkschaft fordert mehr Lohn
26.04.2024

Im Tarifstreit in Ostdeutschlands Chemieindustrie fordert die Gewerkschaft IG BCE eine Lohnerhöhung von 7 Prozent. Arbeitgeber warnen vor...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Automesse China 2024: Deutsche Autohersteller im Preiskrieg mit BYD, Xiaomi und Co.
25.04.2024

Bei der Automesse in China steht der eskalierende Preiskrieg bei Elektroautos im Vordergrund. Mit hohen Rabatten kämpfen die Hersteller...

DWN
Technologie
Technologie 3D Spark: Ein Hamburger Start-up revolutioniert die Bahnbranche
25.04.2024

Die Schienenfahrzeugindustrie befindet sich in einem grundlegenden Wandel, in dessen Verlauf manuelle Fertigungsprozesse zunehmend...