Finanzen

Zu unsicher: Goldman investiert nicht mehr in südeuropäische Banken

Die US-amerikanische Investmentbank verzichtet auf Vorzugsaktien in Spanien und Italien. Die Preise seien noch zu hoch, die Renditemöglichkeiten zu unattraktiv.
28.11.2012 00:19
Lesezeit: 1 min

Goldman Sachs will sich als größter Investor in Europa nicht an spanischen und italienischen Banken beteiligen. Die Verantwortlichen bei Goldman lehnten beispielsweise ein Finanzengagement in die spanische Banko Popular für 2,5 Milliarden Euro ab, da ihnen das Investitionsrisiko in die Vorzugsaktie zu hoch erschien. Man versuche, sich einen höheren Schutz gegen potenzielle Verluste aus diesem Geschäft zu verschaffen, heißt es bei der Investmentbank.

Eine ähnlich ablehnende Haltung zeigte Goldman Sachs auch bei Aktien der italienischen Unicredit SpA und der portugiesischen Banko Espirito Santo, berichtet Bloomberg. Die Aktie der Unicredit sank am Anfang des Jahres kurz nach ihrer Ausgabe um nahezu 45 Prozent und versetzte die Anleger in einen Schockzustand, bis EZB-Chef Mario Draghi ankündigte, notfalls neues Geld an die Banken zu günstigen Zinsen ausgeben zu wollen.

Eine weitere Erklärung für diese Zurückhaltung wird in der Haltung von Goldman Sachs Chef Gary D. Cohn gesehen, der dem Zusammenhalt der europäischen Währungsunion nur eine „kleine“ Chance gibt. Die Ankündigung der EZB, Staaten in Not künftig durch den Ankauf von Staatsanleihen in unbegrenztem Ausmaß zu helfen, greife das Problem der Wachstumsschwäche in der Region nicht auf, sagte Cohn. Investoren sollten sich daher unabhängig von südeuropäischen Finanzgeschäften machen, empfehlen die Berater von Goldman Sachs.

Andere Investmentbanken wie JPMorgan Chase & Co. oder Morgan Stanley scheuen noch nicht vor Investitionen in Südeuropa zurück. Die Marktposition von Goldman Sachs erlaube es jedoch, zu einem späteren Zeitpunkt zu diesen Märkten zurückzukehren, sofern die Bank dies wolle, sagte Christopher Weeler, Analyst der Mediobanca in London.

Goldman Sachs hält 17 Prozent seines Aktienvermögens in Europa. Die Vorzugsaktien der spanischen Banko Popular sind wahrscheinlich zu hoch bewertet für die mageren Aussichten der spanischen Wirtschaft, sagten Daragh Quinn und Duncan Farr des japanischen Finanzdienstleisters Nomura International: „Die Bewertung des Geschäfts ist schon sehr niedrig, jedoch aufgrund der geringen Renditen nicht attraktiv genug.“

Die Banken in Spanien und Italien sind finanziell angeschlagen und versuchen durch Aktienverkäufe Kapital zu generieren (mehr hier). Insgesamt hat Goldman Sachs in den vergangenen zwei Jahren seine Investitionen in Europa jedoch um zwanzig Prozent erhöht. Die aktuelle Zurückhaltung bei Investitionen ist jedoch auf die Unsicherheit auf den Finanzmärkten zurückzuführen: „Unsicherheit ist der größte Investitionskiller“, sagte Goldman Sachs CEO Lloyd Blankfein.

Weitere Themen:

Europa zittert: Berlusconi spricht von Rückkehr in die Politik

Trotz Weihnachtszeit: Kauflaune der Konsumenten sinkt

Zypern: EU hat erstmals Angst vor einem Bailout

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Ölpreis: OPEC-Konflikt eskaliert – Saudi-Arabien warnt vor Marktchaos
11.05.2025

Ein gefährlicher Riss geht durch die mächtige Allianz der OPEC-Plus-Staaten. Statt mit geschlossener Strategie die Preise zu...

DWN
Politik
Politik Kann Deutschland Europa retten? Der neue Koalitionsvertrag offenbart alte Schwächen
11.05.2025

Zum Europatag 2025 richtet sich der Blick erneut nach Berlin. Die Erwartungen an Deutschland sind hoch – nicht nur innerhalb der Union,...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.