Der Abgasskandal hat Volkswagen 2015 den ersten Absatzrückgang seit mehr als einem Jahrzehnt eingebrockt. Im vergangenen Jahr seien die Auslieferungen weltweit um 4,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 5,8 Millionen Fahrzeuge gesunken, teilte der Konzern am Freitag mit. Es war der erste Rückgang im Gesamtjahr seit 2004. Während die Auslieferungen in Europa um zwei Prozent auf 1,7 Millionen Fahrzeuge stieg, sank sie in den USA, wo die Manipulation von Abgaswerten aufgedeckt worden war, um 4,8 Prozent auf knapp 350.000. Auch der Hauptmarkt China war im Rückwärtsgang, die Verkäufe sanken um 4,6 Prozent auf 2,63 Millionen Fahrzeuge.
Die flaue Konjunktur in China und die schlechte Wirtschaftslage in Russland sorgten dafür, dass auch die Zahl der Neuwagenverkäufe 2015 des gesamten Konzerns mit seinen Marken weltweit um zwei Prozent im Vergleich zu 2014 zurückging, wie VW am Freitag mitteilte.
VW mit seinen zwölf Marken lieferte insgesamt rund 9,93 Millionen Autos im vergangenen Jahr aus – im Vorjahr waren es noch knapp über zehn Millionen gewesen. VW-Chef Matthias Müller erklärte, fast zehn Millionen Auslieferungen seien mit Blick auf die anhaltend herausfordernde Marktsituation in einigen Regionen als auch die „Diesel-Thematik im letzten Quartal 2015 ein hervorragendes Ergebnis“.
Der Autobauer hatte im September zugeben müssen, dass weltweit bei rund elf Millionen Dieselfahrzeugen mehrerer Marken eine Manipulations-Software eingesetzt wurde, die den Stickoxid-Ausstoß im Testbetrieb zu niedrig auswies.
Für den Konzern aus Wolfsburg ist der Absatzrückgang der erste seit 13 Jahren – zuletzt waren die Neuwagenverkäufe weltweit von 2001 auf 2002 zurückgegangen, damals von 5,08 auf 4,98 Millionen Fahrzeuge, wie ein Sprecher der AFP sagte. Die Marke Volkswagen hatte zuletzt 2003/2004 einen Rückgang hinnehmen müssen, von damals 3,07 auf 3,06 Millionen Fahrzeuge. Im vergangenen Jahr verkaufte VW 5,82 Millionen Autos seiner Kernmarke, das waren 4,8 Prozent weniger als die 6,12 Millionen Autos 2014.
Konzernchef Müller betonte, in Europa – nach der Asien-Pazifik-Region der größte Markt –, in der Region Nordamerika und in den USA habe der Volkswagen-Konzern insgesamt im vergangenen Jahr zulegen können. Die Entwicklung der Märkte in Brasilien und Russland habe sich dagegen deutlich negativ auf die Auslieferungen ausgewirkt. In Russland fiel der Absatz den Zahlen zufolge um fast 39 Prozent auf 276.000 Autos, in Brasilien um 38 Prozent auf 630.000 Autos. Auf dem wichtigen Markt China sanken die Verkäufe um 3,4 Prozent auf 3,67 Millionen Fahrzeuge.
Für die Marke Volkswagen sehen die Rückgänge auf den verschiedenen Märkten ähnlich aus. Die Marke habe sich aber „trotz herausfordernder Bedingungen“ gut geschlagen, erklärte Jürgen Starkmann, der für den Vertrieb zuständige Vorstand der Marke VW. In diesem Jahr liege der Fokus „weiterhin auf Rückgewinnung von Kundenvertrauen“.
Müller bezeichnete das Jahr 2016 als „herausfordernd“. Da sei einerseits die bleibende unterschiedliche Situation in den Weltmärkten. Andererseits gelte es „die Krise zu meistern“ und den Konzern „grundlegend neu auszurichten“. Müller erklärte, das Unternehmen arbeite gerade an seiner „Strategie 2025“ – „für mich der wichtigste Schritt für ein modernes Volkswagen.“