Politik

USA und Saudi-Arabien gründen neue Opposition für Syrien

Lesezeit: 2 min
11.01.2016 01:50
Die USA haben kaum noch Chancen, sich in Syrien militärisch zu etablieren und versuchen nun, gemeinsam mit Saudi-Arabien eine neue Opposition für Syrien zu lancieren. Der sogenannte Syrische Demokratische Rat wurde erst im Dezember gegründet - als absehbar war, dass die Russen militärisch erfolgreiche agieren.
USA und Saudi-Arabien gründen neue Opposition für Syrien
Die Gebietsverluste des IS in der Region.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Eine neugegründete Allianz aus kurdischen und arabischen Gegnern des syrischen Machthabers Baschar al-Assad will an den anstehenden Syrien-Gesprächen in Genf teilnehmen. Der Syrische Demokratische Rat sei bereit, "an allen Verhandlungen" unter der Schirmherrschaft des UN-Sondergesandten Staffan de Mistura teilzunehmen, sagte der Co-Vorsitzende des Gremiums, Haytham Manna, am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP.

Der Syrische Demokratische Rat wurde erst im Dezember gegründet und ist der politisch Arm der Syrischen Demokratischen Kräfte. Diese bewaffnete Gruppierung hatten kurdische, arabische und christliche Rebellen im Oktober im Kampf gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) gebildet. Sie wird von den USA unterstützt und von den Volksverteidigungseinheiten (YPG) angeführt, die große Teile der kurdischen Siedlungsgebiete im Norden Syriens kontrolliert. Man kann davon ausgehen, dass diese Gruppe von den US-Geheimdiensten forciert wird. Denn die militärische Lage hat sich wegen des Einsatzes der Russen zugunsten von Präsident Assad gewendet.

Die US-Militärs und die Dienste haben kaum noch Chancen, auf militärischem Weg Einfluss in Syrien zu gewinnen. Die Terror-Miliz IS, die unter anderem vom Nato-Staat Türkei unterstützt wird, hat in den vergangenen Monaten schwere territoriale Verluste hinnehmen müssen. Es gehört zur internationalen Praxis der Geheimdienste, sogenannte Oppositionsbewegungen gegen bestehende Regierungen in Stellung zu bringen. Russlands Präsident Wladimir Putin fürchtet ähnliche Aktionen auch gegen sein eigenes Land. Zu Beginn des Syrien-Krieges hatten die US-Dienste die sogenannte Freie Syrische Armee erfunden, bei der es sich jedoch, wie der russische Außenminister Sergej Lawrow feststellte, um ein Phantom gehandelt haben dürfte. Man hat von dieser angeblich so schlagkräftigen Truppe seit dem Eingreifen der Russen nichts mehr gehört.

Die Größe des IS-Territoriums beträgt derzeit nur noch 78.000 Quadratkilometer. Die Gebietsverluste umfassen große Teile Nordsyriens, also das Grenzgebiet zur Türkei. Dazu zählt auch der wichtige Grenzübergang in Tal Abyad. Weitere erhebliche Verluste im Irak sind die Stadt Tikrit - der hart umkämpfte Baiji-Raffinerie-Komplex und eine Strecke von der Hauptstraße zwischen Raqqa und Mossul, der den Transfer von Gütern und Kämpfer zwischen den beiden Städten erschwert, berichtet Janes Defence Weekly.

Die größten Gewinner dieser Entwicklung sind die syrischen Kurden-Milizen. Sie konnte ihr Territorium um 186 Prozent auf 15.800 Quadratkilometer erweitern. Der IS wiederum konnte territoriale Gewinne durch einen Vorstoß gen Westen von der Stadt Palmyra aus erzielen. Diese Operation konnte gelingen, weil der IS Kämpfer aus dem kurdischen Norden in den Süden des Landes verlegt hat.

Dies zeigt, dass der IS sich territorial „überdehnt“ hat und sich somit militärisch auf bestimmte Gebiete konzentrieren muss. Die Kurdengebiete stehen nicht mehr im Fokus des IS, sondern die traditionell sunnitischen Gebiete im Irak und Syrien. Eine Geodaten-Analyse von Janes Defense Weekly zeigt, dass sich die militärischen IS-Aktivitäten um Damaskus und Bagdad konzentrieren.

Ab dem 25. Januar sollen sich Vertreter von Staatschef Assad und dessen Gegner zu Gesprächen in Genf treffen. Bislang hat de Mistura den Syrischen Demokratischen Rat nicht zu den Verhandlungen eingeladen. In dieser Woche wollen sich Vertreter des Gremiums aber mit dem UN-Gesandten sowie mit Vertretern der USA und Russlands in Genf treffen, wie Manna sagte.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft OWZE-Prognose 2024: Minimales Wirtschaftswachstum für Deutschland erwartet
02.05.2024

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OWZE) geht von einem minimalen Wirtschaftswachstum für Deutschland...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Investitionstief: Rückgang setzt Wirtschaft unter Druck
02.05.2024

Deutschlands Attraktivität für ausländische Investitionen schwindet weiter: 2023 markiert den niedrigsten Stand seit 2013. Manche...

DWN
Politik
Politik 1.-Mai-Demonstrationen: Gewerkschaften fordern dringend Gerechtigkeit
02.05.2024

Am Tag der Arbeit kämpfen Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen. Ihre Spitzenvertreter betonten die Notwendigkeit von...

DWN
Politik
Politik Militärhistoriker Lothar Schröter im DWN-Interview: Die Folgen des Massenmords von Odessa 2014
02.05.2024

Der Militärhistoriker Lothar Schröter ordnet im DWN-Interview den Massenmord in Odessa vom 2. Mai 2014 ein. Dabei geht er auch auf die...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Ukraine-Krieg - Zehn Jahre nach dem Massenmord von Odessa
02.05.2024

Am 2. Mai 2014 ist es in der ukrainischen Stadt Odessa zu einem Massenmord gekommen, bei dem fast fünfzig Menschen qualvoll ums Leben...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin als Geldanlage: „Das ist gleichzusetzen mit einem Besuch im Casino“
02.05.2024

Bitcoin entzweit trotz neuer Kursrekorde die Anlegergemeinschaft. Die einen halten große Stücke auf den Coin, die anderen sind kritisch....

DWN
Immobilien
Immobilien Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?
01.05.2024

Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Weltweite Aufrüstung verschärft Knappheit im Metallsektor
01.05.2024

Die geopolitischen Risiken sind derzeit so groß wie seit den Hochzeiten des Kalten Krieges nicht mehr. Gewaltige Investitionen fließen in...