Die Entwicklungsorganisation Oxfam kritisiert in ihrem neuesten Bericht die wachsende Armut der Weltbevölkerung.
Die Bilanz:
„Das Gesamtvermögen der ärmeren Hälfte der Weltbevölkerung verringerte sich in den vergangenen fünf Jahren um rund eine Billion US-Dollar, eine Abnahme um 41 Prozent, trotz eines Bevölkerungszuwachses von 400 Millionen Menschen. Gleichzeitig wuchs das Vermögen der reichsten 62 Personen um mehr als eine halbe Billion US-Dollar. Die Geschwindigkeit, mit der die Kluft zwischen Arm und Reich wächst, ist dabei noch größer als erwartet: Vor einem Jahr prognostizierte Oxfam, im Jahr 2016 werde das reichste Prozent der Weltbevölkerung (70 Millionen Menschen) mehr besitzen als die restlichen 99 Prozent (sieben Milliarden Menschen) zusammen. Tatsächlich wurde diese Schwelle bereits 2015 erreicht – ein Jahr früher als erwartet. Dem Bericht zufolge droht soziale Ungleichheit, die Fortschritte bei der Armutsbekämpfung zunichte zu machen.“
Die Gründe:
„Ein Grund für diese Entwicklung ist die unzureichende Besteuerung von großen Vermögen und Kapitalgewinnen sowie die Verschiebung von Gewinnen in Steueroasen. Investitionen von Unternehmen in Steuerparadiesen haben sich zwischen 2000 und 2014 vervierfacht. Neun von zehn der weltweit führenden Großunternehmen haben Präsenzen in mindestens einer Steueroase. Entwicklungsländern gehen auf diese Weise jedes Jahr mindestens 100 Milliarden US-Dollar an Steuereinnahmen verloren. Die Verschiebung von Vermögen in Steueroasen durch reiche Einzelpersonen kostet alleine die afrikanischen Staaten jährlich rund 14 Milliarden US-Dollar. Damit ließe sich in Afrika flächendeckend die Gesundheitsversorgung für Mütter und Kinder sicherstellen, was pro Jahr rund vier Millionen Kindern das Leben retten würde.
Die Profiteure:
„Wir leben in einer Welt, deren Regeln für die Superreichen gemacht sind. Nötig ist dagegen ein Wirtschafts- und Finanzsystem, von dem alle profitieren. Konzerne dürfen sich nicht länger aus ihrer Verantwortung stehlen. Sie müssen ihre Gewinne dort versteuern, wo sie sie erwirtschaften. Die Politik muss die Anliegen der Bevölkerungsmehrheit über die Interessen der Superreichen stellen und die Steueroasen trockenlegen.“
Die Lösung wäre, so Oxfam, in gerechtes internationales Steuersystem. Es erfordert eigentlich nur wenige Maßnahmen:
„Unternehmen müssen zu einer öffentlichen länderbezogenen Berichterstattung über Gewinne und deren Versteuerung verpflichtet werden. So kann die Öffentlichkeit Steuerzahlungen von Konzernen überprüfen, die demokratische Rechenschaftspflicht würde gestärkt.
Der ruinöse Wettlauf um die niedrigsten Steuersätze muss ein Ende haben. Hierfür müssen Staaten ihre Steueranreize für Konzerne transparent machen.
Statt Konsum steuerlich stärker zu belasten, müssen große Vermögen, Kapitalgewinne und hohe Einkommen deutlich stärker besteuert werden.
Um die Interessen von Entwicklungsländern zu berücksichtigen, braucht es eine legitime zwischenstaatliche Steuerinstitution auf UN-Ebene, die alle Länder umfasst.“
Warum dies nicht geschieht - sondern das Gegenteil?
Die Regierungen der Welt sind längst zu Dienstboten der großen Vermögen geworden. Diese habe nicht nur ihren eigenen Reichtum gepoolt, sondern verwalten über Pensionsfonds und andere Finanzvehikel auch die die Renten der Mehrheit der Menschen. Daher sind die Regierungen abhängig geworden, weil die einfache Rechnung lautet: Wenn ihr unsere Vermögen anfasst, sind auch die Renten in Gefahr. Das Kapital ist bekanntlich ein scheues Reh. Und die meisten Regierungen sind Gefangene in einem System, das sie selbst geschaffen haben.
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Exakt diesen Befund analysiert DWN-Herausgeber Michael Maier in seinem neuen Buch. Wie schon zuvor in seinem ersten Bestseller „Die Plünderung der Welt. Wie die Finanz-Eliten unsere Enteignung planen" analysiert Maier die globale Ungerechtigkeit auf der Welt als die zentrale Ursache für die Kriege um Ressourcen, Rohstoffe und Assets. Er erklärt, dass die Abhängigkeit der Regierungen von den großen Vermögen die Armut beschleunigt. Weil dies im globalen Maßstab jedoch nicht ohne Gewalt möglich ist, kommt es zur finanziellen Repression - und als Reaktion darauf zu sozialen Unruhen und Kriegen.
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