Die hohe Nachfrage nach börsennotierten Edelmetall-Fonds (so genannten ETFs) hat dem Goldpreis am Dienstag Auftrieb gegeben, wie Reuters meldet. Die Notierung des Edelmetalls stieg um 0,6 Prozent auf 1215,70 Dollar je Feinunze. Die Bestände des weltgrößten Gold-Fonds, SPDR Gold, stiegen am Montag um 19,33 Tonnen auf insgesamt 752,29 Tonnen. Damit wurde sogar der Anstieg vom Freitag übertroffen, welcher so stark wie seit 2011 nicht mehr ausgefallen war.
SPDR Gold kauft für jeden investierten Dollar die entsprechende Menge physischen Goldes. Seit Anfang Januar floss bereits mehr Geld in diesen ETF als im gesamten Jahr 2015. Dennoch sei der Goldpreis anfällig für Rückschläge, warnte HSBC-Analyst James Steel. Bei einer anhaltenden Erholung der Aktienmärkte würden Investoren aus seiner Sicht wieder Geld aus dem Goldmarkt abziehen.
Der Chef der Minen-Explorationsfirma Auryn Resources, Ivan Bebek, geht hingegen davon aus, dass die jüngst gestiegene Nachfrage den Auftakt zu einer weit größeren Rally im Goldmarkt anzeigen könnte: „Die Marktteilnehmer positionieren sich für das, was uns noch bevorsteht. Sie kehren zum Goldhandel, ins Goldgeschäft, zurück und horten Gold. Sie tun das, weil sie einen sehr großen Markt auf uns zukommen sehen.“
Tatsächlich kam es in London kürzlich zu Engpässen bei der Auslieferung von Münzen und Barren, weil Kunden in langen Schlangen vor den Geschäften von Händlern warteten. Bebek glaubt, dass sich diese Bilder in Zukunft wiederholen könnten, weil der Markt für physisches Gold sehr klein sei und einer stärkeren Nachfrage nicht standhalten könne. „Wenn man die Marktkapitalisierung aller Goldunternehmen der Welt betrachtet, dann entspricht diese derjenigen eines großen Technologiekonzerns an der NASDAQ-Börse. So klein ist der weltweite Markt für Goldinvestitionen. Wenn man sich vor diesem Hintergrund den Umfang der Gelder vergegenwärtigt, die in den Goldmarkt strömen könnten, dann zeigt sich, wie klein die Tür für Zutritte und Austritte aus dem Markt ist“, sagte Bebek.
Mehrere Faktoren begünstigen derzeit einen Anstieg der Nachfrage nach Gold. Hierzu zählt die ungewisse weltwirtschaftliche Entwicklung ebenso wie die Aussicht auf eine weitere Verschärfung der expansiven Geldpolitik durch die Zentralbanken. Erwartet wird beispielsweise, dass die EZB den negativen Einlagenzinssatz im März noch weiter absenken könnte. Auch die zuletzt gehäuft aufgetretenen Vorstöße für eine Abschaffung oder Beschränkung von Bargeld werden von vielen Marktteilnehmern als Vorboten einer finanziellen Repression durch Staaten und Zentralbanken gedeutet.