Politik

Schäuble sieht keine Pleite-Gefahr in Griechenland

Bundesfinanzminister Schäuble hat überraschend gesagt, dass er keine Pleite-Gefahr in Griechenland sieht. Das ist ungewöhnlich: Im normalen Geschäftsleben gilt es als Kreditschädigung, wenn man Unternehmen in den Zusammenhang mit einer Insolvenz bringt.
27.02.2016 16:22
Lesezeit: 1 min

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble sieht das Euro-Sorgenkind Griechenland in einer schwierigen Lage, spricht aber nicht von einer akuten Pleitegefahr. "Ich kenne die Zahlen zum Finanzierungsbedarf Griechenlands ziemlich gut", sagte er am Samstag nach der Konferenz der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer in Shanghai. "Griechenland hat eine außergewöhnlich schwierige Situation." Es müsse seine Austeritäts-Verpflichtungen im Rahmen des europäischen Kreditzusagen einhalten, und es stehe wegen des starken Zustroms an Flüchtlingen unter Druck. Das mache die Sache nicht einfacher.

Beim G20-Treffen in China hat Griechenland Schäuble zufolge keine große Rolle gespielt. Man hab sich aber am Rande dazu ausgetauscht. Der Spiegel hatte zuvor berichtet, dass der Internationale Währungsfonds (IWF) davon ausgeht, dass die Griechen ab Ende März wieder Schwierigkeiten haben könnten, ihre dann fälligen Schulden zurückzuzahlen.

Die Wortmeldung von Schäuble ist ungewöhnlich: Allein die Erwähnung einer möglichen Pleite ist im normalen Geschäftsleben eine Kreditschädigung - besonders, wenn sie, wie Schäuble behauptet, nicht besteht. In diesem Fall gibt es eine einfache Regel: Man sagt nichts dazu.

In jedem Fall profitieren internationale Konzerne von der Entwicklung: Die Übernahme von 14 griechischen Flughäfen wird den Betriebsgewinn von Fraport über die Marke von einer Milliarde Euro hieven. Das operative Ergebnis (Ebitda) des Konzerns werde allein durch den Deal im ersten vollen Jahr um 100 Millionen Euro erhöht, sagte Finanzchef Matthias Zieschang in einem Interview der "Börsen-Zeitung" (Samstagausgabe). Die Transaktion werde voraussichtlich gegen Ende 2016 abgeschlossen. Das Ebitda blendet allerdings Abschreibungen etwa auf Investitionen ebenso wie Zins- und Steuerzahlungen aus. Eine Kapitalerhöhung plant der Betreiber des Frankfurter Flughafens nach eigenen Angaben für die Zukäufe nicht, der bereits in verschiedenen Länder aktiv ist.

Nach dem Abschluss der Übernahme zum Betrieb der 14 Regional-Airports würden über 300 Millionen Euro investiert, ergänzte Zieschang. "Mit einer deutlichen Vergrößerung und Optimierung der Handelsflächen können wir beispielsweise recht zügig zusätzliche Umsätze generieren." Zudem gebe es wegen zahlreicher Krisen auf der Welt mehr Touristen, die Griechenland als Urlaubsland auswählten.

Fraport wird die Flughäfen - vor allem auf Ferieninseln wie Korfu und Mykonos gelegen - zusammen mit dem griechischen Partner Copelouzos 40 Jahre lang betreiben. Das Konsortium, an dem Fraport die Mehrheit hält, überweist dafür 1,23 Milliarden Euro. Das hoch verschuldete Griechenland musste die Airports auf Druck der internationalen Geldgeber privatisieren.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Grillmarkt in der Krise? Holzkohle wird teurer
03.07.2025

Grills verkaufen sich längst nicht mehr von selbst. Nach Jahren des Booms mit Rekordumsätzen schwächelt die Nachfrage. Händler und...

DWN
Finanzen
Finanzen Milliarden für Dänemark – Deutschland geht leer aus
03.07.2025

Dänemark holt 1,7 Milliarden DKK aus Deutschland zurück – ohne die deutsche Seite zu beteiligen. Ein heikler Deal im Skandal um...

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen im Visier: Schweiz plant Enteignung durch Erbschaftssteuer für Superreiche
03.07.2025

Die Schweiz steht vor einem Tabubruch: Kommt die 50-Prozent-Steuer auf große Erbschaften? Die Eidgenossen debattieren über ein riskantes...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Drogeriehandel: Wie dm, Rossmann und Müller den Lebensmittelmarkt verändern
03.07.2025

Drogeriemärkte verkaufen längst nicht mehr nur Shampoo und Zahnpasta. Sie werden für Millionen Deutsche zur Einkaufsquelle für...

DWN
Technologie
Technologie KI-Gesetz: Bundesnetzagentur startet Beratungsservice für Unternehmen
03.07.2025

Die neuen EU-Regeln zur Künstlichen Intelligenz verunsichern viele Firmen. Die Bundesnetzagentur will mit einem Beratungsangebot...

DWN
Panorama
Panorama Sprit ist 40 Cent teurer an der Autobahn
03.07.2025

Tanken an der Autobahn kann teuer werden – und das oft völlig unnötig. Eine aktuelle ADAC-Stichprobe deckt auf, wie groß die...

DWN
Politik
Politik Brüssel kapituliert? Warum die USA bei den Zöllen am längeren Hebel sitzen
03.07.2025

Die EU will bei den anstehenden Zollverhandlungen mit den USA Stärke zeigen – doch hinter den Kulissen bröckelt die Fassade. Experten...

DWN
Finanzen
Finanzen USA dominieren die Börsen
03.07.2025

Die Börsenwelt bleibt fest in US-Hand, angeführt von Tech-Giganten wie Nvidia und Apple. Deutsche Unternehmen spielen nur eine...