Österreichs Bundeskanzler Werner Faymann hat Deutschland zur direkten Übernahme von Flüchtlingen aus Griechenland oder Nachbarstaaten Syriens aufgefordert. «Es sollte eine Tagesquote festlegen – und nach dieser Flüchtlinge direkt von Griechenland, der Türkei oder Jordanien nach Deutschland bringen», sagte der Sozialdemokrat der österreichischen Zeitung Kurier.
Er schlug dafür Durchreise-Zertifikate vor. «So ist die Verteilung auch vorgesehen. Österreich kann und darf nicht zur Verteilstelle werden. Damit muss Schluss sein», sagte Faymann.
«Wenn Schengen funktionieren soll, was wir wollen, geht es nicht, dass Flüchtlinge von Griechenland bis Österreich durchgewunken werden.» Damit sei Österreich «in einer Doppelmühle». Es sei nicht länger tragbar, «dass täglich mehrere Tausend Menschen durchgewunken werden, andererseits lässt uns Deutschland wissen, dass es heute nur 1000 oder 2000 oder einen ins Land lässt».
Deutschland hat seit Anfang Januar damit begonnen, sogenannte Wirtschaftsflüchtlinge nach Österreich zurückzuschicken. Darauf hatte Österreich seine Grenzen geschlossen. Bundeskanzlerin Angela Merkel ist weiter für offene Grenzen in Deutschland und fordert eine europäische Lösung. In Griechenland werden die Bedingungen für Flüchtlinge und Migranten zunehmend unerträglich. Am Montag hatte Mazedonien Tränengas gegen Flüchtlinge eingesetzt. Die Süddeutsche Zeitung schreibt: «Bei Idomeni durften in der Nacht zu Montag nur 300 Syrer und Iraker nach Mazedonien einreisen. Afghanen dürfen seit einer Woche gar nicht mehr passieren. Nach Angaben der griechischen Polizei harrten in Idomeni zuletzt 6500 Menschen aus. Wütende Flüchtlinge riefen: ,Merkel, wo bist du? Merkel, hilf uns!'»
Die Flüchtlinge müssten an der EU-Außengrenze verteilt werden, in Griechenland und Italien: «Man kann die Menschen nicht 2000 Kilometer weiterziehen lassen – und Österreich zum Warteraum für Deutschland machen. Dagegen wehren wir uns massiv», sagte Faymann.
Seit einigen Tagen lassen die Länder an der Balkanroute mit Unterstützung Wiens weniger Flüchtlinge weiter nach Mitteleuropa reisen. In der Folge hängen immer mehr Menschen in Griechenland fest.