Politik

Auf Druck der USA: EU genehmigt griechische Steuergelder für Pipeline-Bau

Lesezeit: 2 min
06.03.2016 02:56
Die EU-Kommission hat grünes Licht für den Bau der TAP-Pipeline von Aserbaidschan über die Türkei, Griechenland, Albanien nach Italien gegeben. Zuvor hatten sich insbesondere die USA für den Bau der Pipeline eingesetzt.
Auf Druck der USA: EU genehmigt griechische Steuergelder für Pipeline-Bau
Die TAP-Pipeline nimmt in der Türkei Gas aus der TANAP-Pipeline auf und transferiert die Energieträger bis nach Italien. (Grafik: TAP AG)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die EU-Kommission hat keine Einwände gegen geplante staatliche Beihilfen Griechenlands für den Bau der Trans-Adria-Pipeline, die ab 2020 Erdgas aus Aserbaidschan nach Europa bringen soll, berichtet der Greek Reporter. Die steuerlichen Vorteile, die Griechenland dem Bau- und Betreiberkonsortium in Aussicht gestellt habe, würden den Wettbewerb im Binnenmarkt nicht übermäßig verfälschen, hieß es in der Begründung der EU-Kommission am Donnerstag in Brüssel.

„Der heutige Beschluss macht den Weg frei für ein milliardenschweres Infrastrukturvorhaben in Griechenland“, teilte EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager mit. Die Trans-Adria-Pipeline werde bewirken, dass mehr Erdgas in die EU transportiert werde und die Sicherheit der Energieversorgung in Südosteuropa zunehme. Die Investitionsanreize der griechischen Regierung seien auf das erforderliche Maß beschränkt und stünden im Einklang mit Beihilferegeln.

Die Trans-Adria-Pipeline bildet den europäischen Abschnitt des südlichen Gaskorridors, der den EU-Markt an neue Erdgasquellen anbinden soll. Mit einer anfänglichen Kapazität von zehn Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr soll die Pipeline ab 2020 Erdgas vom Schah-Denis-II-Gasfeld in Aserbaidschan in die EU transportieren. Von der griechischen Grenze wird sie weiter nach Albanien und anschließend unter dem Adriatischen Meer nach Italien führen.

Für Bau und Betrieb der Pipeline ist die Trans Adriatic Pipeline AG (TAP) zuständig, ein Gemeinschaftsunternehmen mehrerer Energieunternehmen mit Sitz in der Schweiz. Nach Angaben der EU-Kommission wird TAP innerhalb von fünf Jahren 5,6 Milliarden Euro in die Pipeline investieren, davon 2,3 Milliarden Euro in Griechenland.

Die griechische Regierung hatte TAP steuerliche Sonderbedingungen für die ersten 25 Jahre des Betriebs der Pipeline zugesichert. Die EU-Kommission hatte zu prüfen, ob diese Zusagen mit dem europäischen Wettbewerbsrecht vereinbar sind. Die Kommission zog den Schluss, dass die Vorteile des Vorhabens, also mehr Wettbewerb auf dem Gasmarkt und eine höhere Energieversorgungssicherheit, schwerer wiegen als die möglicherweise zu erwartenden Wettbewerbsverfälschungen.

Die Trans-Adria-Pipeline ist Teil der Energieversorgungs-Strategie, mit der die EU einen integrierten EU-Energiemarkt schaffen will. Damit soll eine erschwingliche, sichere und nachhaltige Energieversorgung sichergestellt werden. Eine erste Liste von „Vorhaben von gemeinsamem Interesse“, wozu auch die Trans-Adria-Pipeline zählt, hatte die EU-Kommission 2013 vorgestellt. Tatsächlich will die EU Russland aus dem europäischen Markt drängen.

Die Entscheidung der EU-Kommission ist als Einlenken auf die Forderungen der USA einzustufen. Washington hatte sich zuvor aktiv für den Bau der TAP eingesetzt. Wenn die TAP kein russisches Gas, sondern aserbaidschanisches Gas vom Kaspischen Meer nach Europa transportiert, hätten die USA einen enormen kontrollierenden Einfluss auf die Gas-Versorgung Europas, weil Aserbaidschan politisch, militärisch und wirtschaftlich als US-Verbündeter gilt und eng mit der Nato kooperiert.

Im vergangenen Jahr besuchte der US-Gesandte Amos Hochstein Athen. Hochstein ist für internationale Energiefragen zuständig. Der Diplomat hatte den Griechen klargemacht, dass es keine gute Idee sei, mit Russland über ein neues Gasprojekt zu sprechen. Stattdessen ermutigte Hochstein den griechischen Außenminister Nikos Kotzias, sich für den Bau der TAP einzusetzen, berichtet Euractiv.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Politik
Politik Biden setzt Zeichen: Todesurteile werden zu lebenslangen Haftstrafen umgewandelt
25.12.2024

Der scheidende US-Präsident Joe Biden positioniert sich klar gegen die Todesstrafe auf Bundesebene. Sein Nachfolger Donald Trump vertritt...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft DWN-Interview: Hat Deutschlands Bergbau eine Zukunft?
25.12.2024

Deutschlands Bergbau steckt in einer kritischen Phase: Das Land verfügt über wertvolle Rohstoffe und ist in Bergbautechnologien führend....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Klimaneutralität Deutschland: Wie der Ländervergleich die Fortschritte zeigt
25.12.2024

Deutschland muss seine Bemühungen zur Erreichung der Klimaziele des Pariser Abkommens intensivieren. Laut einer Bertelsmann-Studie...

DWN
Politik
Politik Auf einmal haben alle Ideen! Wahlkampfversprechen: Was die Parteien zu Steuern, Rente, Klima planen
25.12.2024

Die Wahlkampfprogramme der deutschen Parteien werden erst am kommenden Dienstag offiziell vorgestellt. Die Grundthemen und Positionierungen...

DWN
Politik
Politik CO2-Preis steigt - was das beim Tanken und Heizen bedeutet
25.12.2024

Das neue Jahr könnte mit höheren Preisen an der Tankstelle beginnen. Das liegt an einem steigenden CO2-Preis. Ab 2027 könnte sich dieser...

DWN
Technologie
Technologie KI-Wettlauf: Wie Europa den Anschluss an die Welt verliert
25.12.2024

Europas Wettbewerbsfähigkeit steht vor einer existenziellen Herausforderung. Während künstliche Intelligenz (KI) eine technologische und...

DWN
Panorama
Panorama Aus nach 170 Jahren: Schokohersteller Cadbury ist kein Hoflieferant mehr
25.12.2024

Das nennt man wohl: aus der königlichen Gunst gefallen. Die Chocolatiers von Cadbury müssen zu Weihnachten einen schweren Schlag...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft CO₂-Entnahme: Revolution oder Greenwashing? Der Weg zu einer emissionsneutralen Zukunft
25.12.2024

Die Europäische Union hat sich verpflichtet, ihre Treibhausgasemissionen bis 2050 auf null zu reduzieren, und es gibt deutliche Anzeichen...