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Windradbauer Senvion plant Börsengang für März

Der Hamburger Windanlagenbauer Senvion geht an die Börse. Die Aktien werden ab 18. März in einer Privatplatzierung angeboten. Die Mehrheit soll jedoch bei den Hedgefonds bleiben, die das Unternehmen vor einem Jahr für eine Milliarde Euro gekauft hatten.
07.03.2016 15:12
Lesezeit: 2 min

Der Hamburger Windradbauer Senvion will seine Erstnotiz an der Frankfurter Börse am 18. März feiern. Die Aktien der ehemaligen REpower würden institutionellen Investoren im Rahmen einer Privatplatzierung für 20,00 bis 23,50 Euro angeboten, teilte Senvion am Montag mit. Damit werde das Unternehmen zwischen 1,3 und 1,5 Milliarden Euro bewertet. Die bisherigen Eigentümer, die Finanzinvestoren Centerbridge und Arpwood, wollten inklusive einer Mehrzuteilungsoption bis zu 29,9 Millionen Aktien abgeben, was einem Streubesitz von 46 Prozent entspricht. Die Mehrheit bleibt also in den Händen der Alteigentümer. „Der Zugang zu den Kapitalmärkten wird unseren Wachstumskurs unterstützen“, erklärte Vorstandschef Jürgen Geißinger, früher Chef des Industrie- und Automobilzulieferers Schaeffler.

Mit dem Börsengang wolle Senvion einen Strich unter seine wechselhafte Vergangenheit ziehen und neue Investoren anlocken, erläuterte eine mit den Plänen vertraute Person. Bis vor einem Jahr gehörte die Firma noch zum indischen Suzlon-Konzern, der unter einem hohen Schuldenberg ächzte. Um Geld in die Kasse zu bekommen, verkaufte dieser Senvion für rund eine Milliarde Euro an Centerbridge und den indischen Finanzinvestor Arpwood. „Viele Marktteilnehmer verbinden Senvion immer noch mit der hochverschuldeten Suzlon und wollen sich nicht engagieren“, erläuterte der Insider. „Der Börsengang ist ein Weg, dem Markt klarzumachen, dass es keine Verbindungen mehr zu Suzlon gibt und dass Senvion jetzt keine Schulden mehr hat, sondern netto Cash generiert.“

Für Centerbridge dürfte der Börsengang nach etwas über einem Jahr einen respektablen Gewinn einbringen. Damals hatte der Finanzinvestor das Unternehmen für das 5-fache des operativen Ergebnisses (Ebitda) erworben, den Wert durch Wandlung von Umlaufvermögen in Barmittel aber rückwirkend auf das 2,5-fache gedrückt. Details dazu werden Investoren aus dem für später diese Woche erwarteten Börsenprospekt entnehmen können. Gelistete Konkurrenten von Senvion wie Vestas, Gamesa, Nordex oder Xinjiang Goldwind werden derzeit mit dem rund achtfachen ihrer erwarteten operativen Gewinne gehandelt.

Senvion installiert Windenergieanlagen an Land und auf hoher See und beschäftigt weltweit 3900 Mitarbeiter. Im Kalenderjahr 2015 erzielte das Unternehmen nach eigenen Angaben pro forma einen Betriebsgewinn (Ebitda) von 210,4 Millionen Euro. Geschäfte macht die Firma unter anderem in Frankreich, Belgien, den Niederlanden, Großbritannien und Italien, aber auch in den USA, China und Australien. Senvion werde noch in weitere Märkte expandieren, kündigte Geißinger an.

Nun soll das Unternehmen Senvion, das bis 2011 unter dem Namen REpower im TecDax gelistet war, zurück an den Aktienmarkt. Die Papiere sollen im Prime Standard der Frankfurter Börse gelistet werden, was bestimmte Veröffentlichungspflichten mit sich bringt. Der Börsengang wird unter anderem von der Deutschen Bank, JP Morgan und Citigroup begleitet.

Seit der Übernahme durch Centerbridge floss in die zuvor vernachlässigte Abteilung für Forschung und Entwicklung deutlich mehr Geld. Insgesamt wurden zwölf neue Manager berufen. Senvion profitierte auch stark vom Wegfall von Geschäftsbeschränkungen durch Suzlon. So hatten die Inder etwa Senvions Markteintritt in Chile verhindert, weil sie das Land mit eigenen Produkten beliefern wollten.

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