Im vergangenen Jahr flossen Investitionen in Höhe von 19,1 Milliarden Dollar in Start-ups aus dem Finanzdienstleistungsbereich (FinTechs). Das ist eine Steigerung um 56 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die Branche boomt, ähnlich wie es die Biotechnologie im medizinischen Bereich derzeit tut. Über 1.100 Deals gingen 2015 über den Tisch, allein 63 davon beliefen sich auf Summen von mehr als 50 Millionen Dollar, wie die aktuelle Studie des Beraterunternehmens KPMG zeigt.
Derzeit gibt es weltweit 19 FinTech-„Unicorns“, Unternehmen mit einer Bewertung von mehr als einer Milliarde US-Dollar. Das Interesse der Investoren ist groß. Neben Venture Capital Firmen, die 73 Prozent der Investitionen ausmachten, interessieren sich auch zunehmend etablierte Unternehmen für die FinTechs. „Die digital immer versierteren Kunden schaffen permanent neue Nachfrage nach innovativen Lösungen rund um den Banken- und Versicherungsbereich“, sagt Sven Korschinowski von der KPMG. Hinzu kämen noch die zunehmenden regulatorischen Kosten auf Seiten der etablierten Anbieter. „Investoren beobachten diese Entwicklung sehr aufmerksam und sind willig, hier viel Geld in die Hand zu nehmen.“
Besonderes Interesse galt Ideen rund um die Blockchain-Technologie, die die Grundlage für digitale Währungen wie Bitcoins bietet. Mehr als 470 Millionen Dollar wurde hier im vergangenen Jahr in Unternehmen investiert: 59 Prozent mehr als 2014.
Während 7,6 Milliarden Dollar in FinTechs aus den USA flossen, lag das Gesamtvolumen der Venture Capital Investitionen in Europa bei 1,1 Milliarden Dollar und in der Asien-Region bei 4,5 Milliarden Dollar. So viel wurde in den vergangenen vier Jahren nicht im asiatischen Raum in diese Branche investiert. In Deutschland gab es 21 Deals mit einem Umfang von 101 Millionen Dollar. Die meisten Gelder kamen hier aus Großbritannien.
Es bleibt jedoch abzuwarten, ob die FinTech-Branche diesen Investitionsandrang halten kann. Im 4. Quartal 2015 waren die Investitionen von 4,7 Milliarden auf 1,7 Milliarden Dollar gesunken. „Der Rückgang im letzten Quartal deutet darauf hin, dass das Funding zunehmend schwieriger wird“, sagte Tim Dümichen von KPMG. „Auch dürften Bewertungen etwas nach unten geschraubt werden, da sie sich inzwischen doch recht häufig von den zugrunde liegenden Fundamentaldaten entfernt haben.“