Finanzen

Freenet beteiligt sich an Schweizer Telekomfirma Sunrise

Lesezeit: 2 min
18.03.2016 12:46
Der deutsche Mobilfunkanbieter Freenet steigt mit rund 25 Prozent beim Schweizer Branchenzweiten Sunrise ein. Während die Meldung von den Anlegern von Sunrise positiv aufgenommen wurde, sackten die Aktien von Freenet am Freitag um rund 4 Prozent ab.

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Der Mobilfunkanbieter Freenet steigt beim Schweizer Telekomkonzern Sunrise ein und legt dafür gut 700 Millionen Euro auf den Tisch, wie Reuters am Freitag mitteilte. Damit wird die Firma größter Aktionär bei Sunrise. Freenet – unter der Marke Mobilcom-Debitel bekannt – kauft in einem ersten Schritt 23,83 Prozent vom Finanzinvestor CVC für 72,95 Franken je Aktie, wie das Unternehmen am Freitag mitteilte. In den kommenden Monaten ist zudem der Erwerb von weiteren 0,73 Prozent zu gleichen Konditionen geplant. CVC steigt damit komplett bei den Schweizern aus. Sunrise ist mit einem Umsatz von 1,976 Milliarden Franken 2015 nach Marktführer Swisscom der zweitgrößte Mobilfunk- und Festnetzanbieter in der Schweiz.

Freenet setzt mit dem Einstieg seine Einkaufstour fort. Erst kürzlich hatte der Konzern den 300 Millionen Euro schweren Kauf des Rundfunkbetreibers Media Broadcast angekündigt. Mit Sunrise wagt sich Freenet nun ins Ausland. „Wir glauben, dass Sunrise mit sehr guten Produkten unterwegs ist in einem Markt, der auch vom Preisniveau sehr attraktiv ist und wächst“, sagte Finanzchef Joachim Preisig der Nachrichtenagentur Reuters. „Sunrise hat ein Profil, das unserem sehr ähnlich ist. Das passt wunderbar zu uns.“ Derzeit gebe es keine Pläne, den Anteil aufzustocken. „Grundsätzlich ist es erstmal als Beteiligung gedacht.“

Analysten zeigten sich weniger begeistert. „Wir haben Schwierigkeiten, überzeugende strategische Gründe für einen solchen Schritt auszumachen“, urteilten die Analysten vom Broker Jefferies. Auch die Experten von UBS und Vontobel erklärten, sie sähen keine Synergien. Freenet-Aktien waren mit einem Minus von mehr als vier Prozent größter Verlierer im Technologieindex TecDax. Bei den Sunrise-Investoren kam der Einstieg dagegen gut an: Die Aktien stiegen um mehr als vier Prozent auf 67,95 Franken. Spekulationen, wann CVC sich von Sunrise trennt, sind nun vom Tisch.

Freenet verspricht sich von der Transaktion einen positiven Effekt auf den Betriebsgewinn (Ebitda) in diesem Jahr, der damit um etwa zehn Prozent über der bisherigen Prognose von leicht über 400 Millionen Euro liegen dürfte. Auf den Umsatz, für den der Vorstand einen Anstieg in Aussicht gestellt hatte, habe der Einstieg dagegen keine Auswirkungen. Freenet-Chef Christoph Vilanek und Finanzvorstand Preisig sollen künftig im Verwaltungsrat von Sunrise vertreten sein. Mit dem Abschluss der Transaktion rechnen die Hamburger kurzfristig. Freenet will den Zukauf über Fremdmittel finanzieren und hat sich dafür eine Brückenfinanzierung mit einer Laufzeit von drei Jahren gesichert.

Sunrise ist erst seit Februar 2015 an der Börse. Die Aktien wurden zu je 68 Franken platziert, das Emissionsvolumen betrug rund zwei Milliarden Franken. Es war der größte Börsengang in der Schweiz seit acht Jahren. Mit dem Börsengang machte der bisherige Sunrise-Eigentümer CVC Kasse. Der Finanzinvestor hatte Sunrise vor fünf Jahren für 3,3 Milliarden Franken geschluckt und hielt zuletzt rund 25 Prozent an der Firma. Zweitgrößter Aktionär ist derzeit Allianz Global Investors mit rund zehn Prozent und Hengistbury Investment Partners mit knapp fünf Prozent.


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