Politik

Merkel nach dem Deal: Europa wird das schaffen

Bundeskanzlerin Merkel hat den EU-Deal mit der Türkei positiv bewertet. Europa werde dies schaffen – und zwar alle 28 Mitgliedsstaaten gemeinsam mit der Türkei. Der Gipfel habe einen „Moment der Unumkehrbarkeit“ signalisiert. Zum Krieg in Syrien äußerte sich Merkel ebenso wenig wie zu der konkreten Wahrung der Menschenrechte für Kriegsflüchtlinge in der Türkei.
19.03.2016 02:47
Lesezeit: 2 min

Bundeskanzlerin Angela Merkel kommentierte den EU-Deal mit der Türkei positiv: „Das Fazit des heutigen Tages ist, dass Europa es schaffen wird, auch diese schwierige Bewährungsprobe zu bestehen, und zwar mit allen 28 Mitgliederstaaten zusammen, gemeinsam auch mit der Türkei.“

Auf die Frage, ob CSU-Chef Horst Seehofer seine scharfe Kritik an ihrer Flüchtlingspolitik nun einstellen solle, sagte sie, es sei eine „nachhaltige“ und „keine Scheinlösung“ gefunden worden. Ihre Politik entspreche den gemeinsamen Zielen von CDU und CSU.

Sie betonte aber auch: „Ich mache mir keine Illusionen, dass mit dem, was wir heute beschlossen haben, auch weitere Rückschläge verbunden sein werden.“

Mit Spannung wird nun erwartet, wie die Flüchtlinge und Migranten auf Europa verteilt werden. Der von George Soros finanzierte Think Tank ESI geht davon aus, dass es schon bald zu einem bilateralen Deal zwischen Deutschland und der Türkei kommen werde. Demnach könnte Deutschland einen Großteil der Flüchtlinge aus der Türkei übernehmen. Zu der Thematik äußerte sich Merkel nicht.

Merkel hat die EU-Türkei- Vereinbarung als klare Botschaft an Flüchtlinge gewertet, sich nicht auf den Weg nach Europa zu machen. „Nach dem 20. März (...) wird die Türkei jeden irregulären Migranten zurücknehmen (...). Das heißt, wer sich auf diesen gefährlichen Weg begibt, riskiert nicht nur sein Leben, sondern hat eben auch keine Aussicht auf Erfolg“, sagte Merkel am Freitag nach Ende des Gipfels in Brüssel. Sie sprach von einem „Moment der Unumkehrbarkeit“. Es solle auch die EU-Außengrenze wieder gesichert und das „unmenschliche Schleusersystem“ beendet werden.

Die in Griechenland an der Grenze zu Mazedonien ausharrenden Flüchtlinge forderte Merkel auf, der Regierung in Athen zu vertrauen. Sie könnten sich in Unterkünfte begeben, wo die Bedingungen besser seien. Zu Vorwürfen, die EU gebe ihre Werte Preis, weil sie nun auf die Türkei trotz deren umstrittenen Umgangs mit Menschenrechten setze, sagte Merkel, die EU erwarte von Ankara eine weitere demokratische Entwicklung und die Gewährung der Pressefreiheit.

Die 28 EU-Staatschefs einigten sich mit dem türkischen Regierungschef Ahmet Davutoglu auf einen ebenso umfangreichen wie umstrittenen Pakt.

Er sieht unter anderem vor, dass neu in Griechenland ankommende irreguläre Flüchtlinge in die Türkei zurückgeschickt werden können. Dieses Verfahren soll für Flüchtlinge gelten, die ab Sonntag (20. März) auf die griechischen Inseln kommen.

Die EU hat der Türkei insgesamt 72.000 Plätze zur legalen Aufnahme syrischer Flüchtlinge angeboten. Das Verfahren sei eine sehr große logistische Operation, sagte Merkel. Deutschland werde die Behörden in Griechenland bei der Bearbeitung der Asylanträge unterstützen.

Zur konkreten Menschenrechtslage der Flüchtlinge in der Türkei äußerte sich Merkel nicht. Das UNHCR warnt davor, dass sich die tatsächlich vor Kriegen Geflüchteten nun der Zurückweisung ausgesetzt sehen könnten, anstatt Schutz zu erhalten.

Zur Fluchtursache des Krieges in Syrien äußerte sich Merkel ebenfalls nicht.

*** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. ***

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Nawrocki trifft Trump: Polens Präsident reist zu Trump - Sorge um Kurs in Europa
03.09.2025

Seine erste Auslandsreise im neuen Amt führt Polens Staatschef Karol Nawrocki zu US-Präsident Donald Trump ins Weiße Haus. Wichtigstes...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis erreicht historisches Rekordhoch: Was treibt den Kurs und wie sollten Anleger reagieren?
03.09.2025

Der Goldpreis klettert unaufhaltsam auf neue Rekordhöhen und fesselt die Anleger. Doch was treibt den Kurs des gelben Edelmetalls wirklich...

DWN
Technologie
Technologie ChatGPT-Störung: Das KI-Chatmodell von OpenAI ist down – das können Sie tun
03.09.2025

Eine ChatGPT-Störung macht die Nutzung des KI-Sprachmodells von OpenAI aktuell nicht möglich. ChatGPT reagiert weder auf Eingaben noch...

DWN
Politik
Politik Netzentgelte: Strompaket im Kabinett - Spüren Verbraucher bald Entlastungen?
03.09.2025

Das Bundeskabinett will wichtige Vorhaben in der Energiepolitik beschließen. Eine Senkung der Stromsteuer für alle soll es aber vorerst...

DWN
Politik
Politik AfD-Todesfälle vor der NRW-Wahl: Polizei schließt Straftaten aus
03.09.2025

Mittlerweile sechs AfD-Kandidaten sterben kurz vor der NRW-Wahl am 14. September. Die Polizei hat die Fälle untersucht – und schließt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation in der Eurozone steigt im August auf 2,1 Prozent
03.09.2025

Die Inflation in der Eurozone steigt im August auf 2,1 Prozent. Für Deutschland könnte das höhere Zinsen bedeuten – mit Folgen für...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Dynamische Preise: Kommt der stündlich wechselnde Steakpreis im Supermarkt?
03.09.2025

Dynamische Preise erobern den Einzelhandel. Digitale Preisschilder könnten Einkäufe im Supermarkt so unberechenbar machen wie Flugtickets...

DWN
Politik
Politik Bürgergeld: Merz will zehn Prozent der Ausgaben reduzieren
02.09.2025

Bundeskanzler Friedrich Merz fordert Einsparungen beim Bürgergeld – konkret zehn Prozent. Diese Milliardenkürzung sorgt für heftige...