Politik

Ukraine: Anwalt eines russischen Soldaten ermordet aufgefunden

In der Ukraine ist ein Rechtsanwalt tot aufgefunden worden, der in einem politisch brisanten Gerichtsverfahren einen russischen Soldaten verteidigte. Die Soldaten sollten eigentlich gegen die in Russland verurteilte ukrainische Kampfpilotin Sawtschenko ausgetauscht werden.
25.03.2016 17:14
Lesezeit: 1 min

In der Ukraine ist ein Rechtsanwalt tot aufgefunden worden, der in einem politisch brisanten Gerichtsverfahren einen von zwei angeklagten russischen Soldaten verteidigte. Die Leiche von Juri Grabowski sei auf einem verlassenen Bauernhof 125 Kilometer südlich der Hauptstadt Kiew gefunden worden, sagte der ukrainische Militärstaatsanwalt Anatoli Matjos am Freitag vor Journalisten.

Der 43-jährige Anwalt sei "brutal ermordet" worden, sagte Matjos. Die Leiche sei vergraben gewesen und am frühen Freitagmorgen nahe der Stadt Dschaschkiw gefunden worden.

Grabowski war der Verteidiger des russischen Unteroffiziers Alexander Alexandrow, der zusammen mit dem Hauptmann Jewgeni Jerofejew in Kiew vor Gericht steht. Die beiden Soldaten waren im Mai 2015 in der ostukrainischen Region Luhansk gefangen genommen worden. Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko strebt an, die Soldaten gegen die am Dienstag in Russland zu 22 Jahren Haft verurteilte ukrainische Kampfpilotin Nadja Sawtschenko auszutauschen.

Am Dienstag hatte Poroschenko gesagt, der Prozess gegen die Russen sei in seiner letzten Phase - unklar war jedoch am Freitag, ob sich der Prozess durch den Tod des Anwalts verzögern würde. Das Verfahren hatte den Konflikt zwischen Moskau und Kiew weiter verschärft.

Die Ukraine wirft den beiden Russen vor, als Soldaten des russischen Militärgeheimdienstes an der Seite der Separatisten gegen die ukrainische Armee gekämpft zu haben. Moskau bestreitet dies und sagt, die Soldaten hätten nicht mehr der Armee angehört, als sie aus freien Stücken die Grenze zur Ukraine überquert hätten. Die Soldaten selbst sagten nach ihrer Gefangennahme, sie seien im Auftrag des russischen Militärgeheimdienstes in die Ukraine geschickt worden.

Der Anwalt Grabowski war seit mehreren Wochen verschwunden, bevor seine Leiche gefunden wurde. Laut dem Militärstaatsanwalt Matjos wurden zwei Verdächtige festgenommen. Einer von ihnen habe die Tat gestanden und Hinweise auf den Fundort der Leiche gegeben. Bei den Verdächtigen handle es sich um ukrainische Bürger, von denen einer einen gefälschten Geheimdienstausweis habe. Die Verdächtigen hätten für die Tat "viel Geld" bekommen.

Das russische Außenministerium erklärte am Freitag, Grabowskis Tod sei eine Folge der "russlandfeindlichen Hysterie", die von der ukrainischen Führung geschürt werde. Diese habe nicht ausreichend für die Sicherheit des Anwalts gesorgt.

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