Hunderttausende Menschen sind in vielen Teilen Frankreichs gegen die umstrittene Arbeitsmarktreform der Regierung auf die Straße gegangen. Versammlungen und Protestzüge wurden am Donnerstag nicht nur aus großen Städten wie Paris, Marseille, Lyon, Bordeaux oder Nantes (siehe Video) gemeldet. Auch in kleineren Orten gab es zahlreiche Demonstrationen. Dabei kam es auch zu Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Teilnehmern. In Paris und Marseille berichteten die zuständigen Behörden von mehreren Festnahmen.
Der vergangene Woche vorgelegte Gesetzentwurf soll das Arbeitsrecht flexibler machen und helfen, die hohe Arbeitslosigkeit zu senken. Kritiker halten die Vorschläge für unsozial und fordern ihre Rücknahme
Gewerkschaften sprachen von mehr als 200 Protestkundgebungen im ganzen Land. Die Angaben zu den Teilnehmerzahlen schwankten deutlich zwischen offiziellen Stellen und Organisatoren. Nach den Angaben regionaler Medien für verschiedene Städte gehen die Zahlen landesweit deutlich über die Marke von 100.000. Der Eiffelturm in der Hauptstadt Paris blieb wegen des Ausstands geschlossen.
Auch im Bahnverkehr kam es zu Störungen: Der Betreiber SNCF rechnete mit Ausfällen bei etwa der Hälfte aller Regionalzüge. Auch einige TGV-Fernverkehrszüge mussten gestrichen werden oder waren verspätet. An dem Streik, zu dem zwei von vier großen Eisenbahngewerkschaften aufgerufen hatten, beteiligten sich laut SNCF knapp 25 Prozent der Beschäftigten. Bei den jüngsten Aktionen Anfang März hatte die Beteiligung bei dem Staatsbetrieb noch bei 35,5 Prozent gelegen.
Die Regierung hatte ihre ursprünglichen Pläne wegen des Gegenwinds bereits abgeschwächt. Anfang März waren nach Behördenangaben mehr als 200.000 Menschen gegen das Projekt auf die Straße gegangen.
Staatschef François Hollande hatte erst am Mittwoch erklärt, er werde sich Mitte 2017 nur dann erneut um das Präsidentenamt bewerben, wenn die Arbeitslosigkeit deutlich sinke. Ende Februar war in Frankreich mit mehr als 3,59 Millionen Arbeitslosen ein neuer Rekord gemeldet worden. Die Zahl lag noch 2,5 Prozent über dem Vorjahreswert.