Politik

EU-Rehn: Deutsche sollen mehr konsumieren, damit Europa in Schwung kommt

Währungskommissar Olli Rehn fordert eine Stärkung der Binnennachfrage in Deutschland. Zwar lobt er die Ausgaben des deutschen Staates für Bildung und Forschung, aber nun solle die Bundesregierung noch die „Löhne zum Ansteigen ermutigen“.
11.12.2012 14:47
Lesezeit: 1 min

Aktuell

Alle lachen über Barroso: Die bizarren Fotos vom Friedensnobelpreis

Europa müsse den Sparkurs durchhalten, schrieb Währungskommissar Olli Rehn in der FT. Zwar durchlebten „wir magere Zeiten“, doch gebe es „Licht am Ende des Tunnels“, so Rehn zur derzeitigen Krise. Die Zinsen für italienische Staatsanleihen beispielsweise waren gerade so niedrig wie 2010 nicht mehr, schreibt Rehn. Dies sei auf die Politik des italienischen Premiers Mario Monti zurückzuführen, die auf eine stärkere Wettbewerbsfähigkeit und geordnete Staatsfinanzen abziele. Die Marktreaktionen auf Montis Rücktritt zeigten jedoch die Notwendigkeit, den eingeschlagenen Kurs fortzusetzen (mehr hier).

Die bereits erreichten Fortschritte, etwa bei der Wettbewerbsfähigkeit, seien auch auf wichtige Struktur-Entscheidungen auf der EU-Ebene zurückzuführen, so Rehn. Das Vertrauen sei zurückgekehrt, die Ängste vor einem Zerfall des Euro widerlegt. Strukturreformen müssten allerdings „sowohl in den Gläubiger- als auch in den Schuldner-Ländern“ stattfinden.

Die EU-Kommission habe gefordert, dass die Länder mit einem Exportüberschuss Reformen zur Ankurbelung der Binnennachfrage auf den Weg bringen. Die deutsche Wirtschaft erzielte auch im Oktober massive Exportüberschüsse (mehr hier). Deutschland könne die Binnennachfrage stärken, indem es die „Löhne zum Ansteigen ermutige“, erinnert Rehn an eine Empfehlung der Kommission. Die von der Kommission geforderten Ausgaben des deutschen Staates für Bildung und Forschung lobt er ausdrücklich als „wachstumsfreundlich“.

Die Eurozone sei eine „große offene Wirtschaft“, die Handel mit der ganzen Welt betreibe, was eine Steuerung der EU-Wirtschaft erschwere, bedauert Rehn. Wenn man etwa die Exportüberschüsse im Norden reduziere, führe dies im Süden nicht automatisch zu mehr Exporten. Wenn man die Binnennachfrage in Deutschland um ein ganzes Prozent erhöhe, würde das die Handelsbilanzen Spaniens, Portugals und Griechenland um 0,05 Prozent verbessern. Das allein reiche jedoch nicht, gesteht der Währungskommissar. Um die Krise zu überwinden, müssten „wir“ in den Mitgliedsstaaten dennoch auch den Reformweg weitergehen und in der Eurozone die Integration vorantreiben, fordert Rehn.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Putins Imperium zerbröckelt: Aserbaidschan demütigt den Kreml – mit Hilfe der Türkei
10.07.2025

Aserbaidschan widersetzt sich offen Moskau, schließt russische Propagandakanäle und greift zur Verhaftung von Russen – ein Tabubruch in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Gasfeld vor Zypern könnte Europas Energiestrategie neu ausrichten
10.07.2025

Ein neues Erdgasfeld vor Zypern könnte zum Wendepunkt in Europas Energiepolitik werden.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa Milliardenverlust: Jahreszahlen zeigen das ganze Ausmaß der Krise beim Mischkonzern
10.07.2025

Jetzt ist der Milliardenverlust bei der Baywa amtlich: Das Minus von 1,6 Milliarden Euro ist vor allem auf Abschreibungen bei der...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Rechnung für die Private-Equity-Branche: 79 Milliarden
10.07.2025

Donald Trumps Zollkurs und globale Kriege setzen der Private-Equity-Branche massiv zu. Was hinter dem dramatischen Kapitalschwund steckt...

DWN
Politik
Politik „Kleiner Lichtblick für die Ukraine“ nach Trumps Kehrtwende
10.07.2025

Der Kurswechsel der USA beim Waffenlieferprogramm für die Ukraine dürfte die Gespräche europäischer Staats- und Regierungschefs in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende: Industriestandort gefährdet
10.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Schuldenkrise: Droht der Dollar-Kollaps? Was Anleger jetzt wissen müssen
10.07.2025

Die USA spielen mit dem Feuer: Zölle, Dollar-Schwächung und wachsende Schulden bedrohen das globale Finanzsystem. Doch es gibt Strategien...

DWN
Finanzen
Finanzen Hochsteuerland: Staat zockt Menschen ab - Von einem Euro bleiben Arbeitnehmern nur 47 Cent
10.07.2025

Bis zum 13. Juli arbeiten die Menschen in Deutschland in diesem Jahr nach Angaben des Bundes der Steuerzahler für die Staatskasse. Der...