Gemischtes

Geheime Überwachung: Microsoft verklagt US-Regierung

Microsoft hat die US-Regierung verklagt, weil diese ihre Kontrollmacht missbrauche. Der amerikanische Softwarekonzern muss den US-Behörden Nutzerdaten weitergeben, darf die Betroffenen aber meist nicht darüber informieren. Im Datenstreit des Konkurrenten Apple gegen die Behörden hatte sich der Microsoft-Gründer jedoch auf die Seite des FBI geschlagen.
15.04.2016 11:13
Lesezeit: 1 min

Microsoft will seinen Kunden mitteilen dürfen, wenn US-Behörden auf ihre Daten zugreifen. In den vergangenen 18 Monaten seien 5624 Ermittlungsbefehle eingegangen, erklärt der amerikanische Softwarekonzern in einer am Donnerstag in Seattle eingereichten Klage gegen die Regierung. In 2576 Fällen davon sei es dem Konzern untersagt worden, den jeweiligen Kunden über den Vorgang zu informieren. Dies sei in mehreren Punkten verfassungswidrig. Microsoft warf der Regierung vor, den technologischen Wandel hin zur Speicherung von Daten im Internet – der „Wolke“ – ausgenutzt zu haben, um „seine Macht zur Ausübung von Geheim-Ermittlungen“ auszubauen. „Man gibt nicht seine Rechte auf, nur wenn man seine privaten Informationen von einem Datenträger in die Wolke überführt“, hieß es.

Ein Sprecher des Justizministeriums in Washington lehnte eine Stellungnahme ab.

Die Regierung von Präsident Barack Obama verschafft sich auf der Grundlage des Electronic Communications Privacy Act (ECPA) Zugang zu den Daten der Kunden, ohne dass die Unternehmen die Betroffenen davon informieren dürfen. Kritiker bemängeln, das drei Jahrzehnte alte Gesetz stamme aus den Tagen vor der kommerziellen Nutzung des Internets und sei veraltet. Vor zwei Jahren erstritten sich Microsoft und andere US-Unternehmen bereits das Recht, die Gesamtzahl der Anfragen der US-Behörden nennen zu dürfen. Nach den Enthüllungen des ehemaligen NSA-Mitarbeiteres Edward Snowden stehen US-Firmen unter Druck, mehr für den Datenschutz zu unternehmen.

Allerdings hat sich Microsoft im jüngsten Datenschutz-Streit des Konkurrenten Apple mit den US-Behörden noch auf die andere Seite geschlagen: Apple hat offiziell Einspruch gegen die gerichtliche Anordnung eingelegt, das iPhone eines Kriminellen entsperren zu müssen. Twitter, Facebook und Google hatten Unterstützung für Apple bekundet, Microsoft-Gründer Bill Gates hingegen hatte gegenüber der FT gesagt, IT-Unternehmen sollten bei Terrorverdächtigen gezwungen werden mit den Ermittlern zusammenzuarbeiten, seine Aussage jedoch nach breiter öffentlicher Kritik später relativiert. Der Widerstand gegen die Behörden  hat auch einen Bedeutung für das Image der Konzerne, die mit dem Profil als Datenschützer Profit machen, analysierte jüngst der Guardian.

*** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. ***

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Ölpreis: OPEC-Konflikt eskaliert – Saudi-Arabien warnt vor Marktchaos
11.05.2025

Ein gefährlicher Riss geht durch die mächtige Allianz der OPEC-Plus-Staaten. Statt mit geschlossener Strategie die Preise zu...

DWN
Politik
Politik Kann Deutschland Europa retten? Der neue Koalitionsvertrag offenbart alte Schwächen
11.05.2025

Zum Europatag 2025 richtet sich der Blick erneut nach Berlin. Die Erwartungen an Deutschland sind hoch – nicht nur innerhalb der Union,...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.