Finanzen

Schweizer Banken fürchten US-Justiz bei Geschäften mit dem Iran

Lesezeit: 2 min
16.04.2016 03:11
Nach der Teil-Aufhebung der Sanktionen erholen sich die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Europa und dem Iran. Während erste Firmen bereits Kooperationen geschlossen haben, ist der Zahlungsverkehr zwischen beiden Regionen noch immer nicht richtig entwickelt. Ein Grund dafür ist die Angst der Banken, gegen amerikanische Gesetze zu verstoßen.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die teilweise Aufhebung der Wirtschaftssanktionen gegen den Iran hat das Land für Investoren wieder attraktiv gemacht. Die ersten europäischen Staaten und Firmen haben bereits Kooperationen mit dem Iran abgeschlossen – darunter Italien, das vor einigen Tagen Verträge im Volumen mehrerer Milliarden Euro unterzeichnet hatte. Seit der Liberalisierung der Handelsbeziehungen seien rund 140 Delegationen nach Teheran gereist, meldet der Schweizer Tages-Anzeiger.

Was bisher für eine reibungslose Abwicklung der Handelsbeziehungen fehlt, ist eine Finanz-Infrastruktur, die einen geregelten Zahlungsverkehr gewährleistet. Deren Aufbau scheitert jedoch an der amerikanischen Gesetzgebung, wie der Tages-Anzeiger schreibt: „Die Schweizer Geldinstitute sperren sich genauso gegen Iran-Geschäfte wie die meisten anderen westlichen Banken. Grund sind die USA: Amerikanische Banken dürfen weiterhin weder direkt noch indirekt Iran-Geschäfte machen. Das macht die Abwicklung in Dollar für alle anderen Banken faktisch unmöglich.“

Die USA verfügen in den internationalen Handelsbeziehungen über die juristische Deutungshoheit. So hat das amerikanische Finanzministerium für die europäischen Banken angeblich eine 50-seitige Anleitung herausgegeben, die erklären soll, unter welchen Bedingungen Finanzgeschäfte mit dem Iran erlaubt sind. Die Angst der Banken, gegen amerikanische Gesetze zu verstoßen, ist jedoch stärker als die Aussicht auf Gewinne. In der Vergangenheit waren bereits mehrere europäische Geldhäuser wegen Verstößen gegen die Sanktionsbestimmungen von Bussen aus den USA betroffen – darunter die französische BNP Paribas und die Schweizer Credit Suisse.

Selbst Banken, die schon in Sanktionszeiten in kontrolliertem Umfang Geldgeschäfte mit dem Iran gemacht haben, warten erst einmal ab. Dazu gehört die Schweizer Postfinance, die seit 2009 Embargo-Konten führte, auf denen Zahlungen iranischer Firmen verbucht wurden. Diese wurden erst freigegeben, nachdem das Schweizer Staatssekretariat für Wirtschaft deren Gesetzmäßigkeit festgestellt hatte. Von einer Ausweitung ihrer Geschäfte nach der Normalisierung der Handelsbeziehungen vom Januar will die Bank aber nichts wissen.

Transaktionen zwischen dem Iran und Europa wickeln derzeit meist nur kleine und spezialisierte Bankhäuser ab. Dazu gehören die Banque de Commerce et de Placements in Genf, die pakistanische United Bank Ltd. in Zürich, die Europäisch-Iranische Handelsbank in Hamburg und die Bank Alpinum in Liechtenstein, wie der Tages-Anzeiger berichtet.

Auch in Deutschland halten sich die Banken derzeit noch zurück, weshalb die Politik das Thema inzwischen aufgegriffen hat. „Ich würde es begrüßen, wenn die Finanzwirtschaft die Finanzierung der Geschäfte mit dem Iran unterstützen würde“, sagte Staatssekretär Matthias Machnig kürzlich in einem Interview. Machnig kritisiert, dass deutsche Banken der heimischen Wirtschaft sogar einfache Bankdienstleistungen verweigern – Ausnahmen seien Banken, die in iranischem Besitz stehen. Im März hatte der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) darauf hingewiesen, dass unter europäischen Banken eine große Unsicherheit bezüglich der Rechtslage bei Geschäften mit dem Iran bestehe – Hauptgrund dafür seien die Bestimmungen der amerikanischen Sanktions-Gesetzgebung.


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...