Gemischtes

Taxi-Zentralen formen Europa-Bündnis gegen Uber

Europas größte Taxizentralen wollen sich mit einer gemeinsamen europäischen Taxiplattform gegen Konkurrenten wie Uber zur Wehr setzen. Durch eine Verschmelzung ihrer Apps soll das größte europäische Taxi-Netzwerk in 100 Städten entstehen. Zeitgleich stellt Uber jedoch die französischen Taxiprivilegien vor der EU-Kommission in Frage.
19.04.2016 23:16
Lesezeit: 2 min

Europas größte Taxizentralen, Taxi Berlin und die Pariser G7, rüsten sich für den globalen Wettbewerb. Mit der Verschmelzung ihrer Apps, taxi.eu und eCab, gründen die beiden Unternehmen die erste gemeinsame europäische Taxiplattform.

Die App taxi.eu sei schon in vielen europäischen Ländern verfügbar und biete Kontakt zu mehr als 62 000 Wagen in nationalen Metropolen. ECab habe sich bereits mit mehr als 40 000 angeschlossenen Fahrzeugen in Frankreich, Westeuropa und Kanada zu einer der führenden internationalen Taxiplattformen entwickelt. Mit der Verschmelzung der beiden Apps stehen taxi.eu von nun an 8000 Wagen in Paris zur Verfügung. ECab greife im Gegenzug auf mehr als 6300 Taxis in Berlin zu.

Für beide Unternehmen ist somit der erste große Schritt zur vollständigen Verknüpfung beider Netzwerke gemacht. Längerfristig wollen beide Unternehmen Europas größtes Taxinetzwerk aufbauen. „Unsere Partnerschaft mit taxi.eu ist ein logischer Schritt in unserer Expansionsstrategie. Die Kooperation schafft eine hochqualitative Alternative zum Unternehmen Uber in Europa und Kanada. Zusammen haben wir eine Flotte von über 100.000 hochwertigen Taxis in mehr als 10 Ländern und 100 Städten“, erklärt Laurent Kennel, CEO von eCab.

Die Kooperation soll demnach auch den Zusammenhalt des europäischen Taximarkts nachhaltig stärken. Derzeit unterliegt die Taxibranche in Europa starken Veränderungen, insbesondere durch den Vormarsch des Fahrdienstes Uber. Mit dem Zusammenschluss gehen Taxi Berlin und G7 einen Schritt in Richtung Digitalisierung, die im Konkurrenz-Kampf helfen soll.

Allerdings haben die Taxifahrer im juristischen Kampf gegen Uber fast zeitgleich eine Niederlage zu verkraften: Nach einer Beschwerde des umstrittenen US-Fahrdienst-Anbieters Uber nimmt die EU-Kommission Insidern zufolge das französische Taxi-Recht unter die Lupe. Die Brüsseler Wettbewerbshüter bereiteten sich derzeit darauf vor, ein Verfahren gegen Frankreich zu eröffnen, sagten zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen am Dienstag. Damit könne Ende Mai gerechnet werden. Endgültig sei aber noch nicht entschieden, ob die Kommission dem Verdacht nachgehen werde, dass Frankreich gegen EU-Recht verstößt. Der Internet-basierte Chauffeur-Dienst Uber sieht sich durch ein französisches Gesetz von Oktober 2014 gegenüber traditionellen Taxi-Unternehmen benachteiligt.

Das Gesetz bestimmt unter anderem, dass Fahrer zwischen ihren Einsätzen immer zu einer zentralen Station zurückkehren müssen. Es beschränkt zudem den Einsatz von Computerprogrammen zur Vermittlung freier Autos an Kunden ein und verbietet nicht lizenzierte Taxi-Dienste. Uber vermittelt per Smartphone-App zahlungswillige Mitfahrer an Privatpersonen. Das Unternehmen argumentiert, die Pariser Regierung hätte die EU über die neue Regelung informieren müssen.

Die EU-Kommission stellte in Aussicht, sich bis Mitte des Jahres zu äußern. Dabei werde es vor allem darum gehen, wie EU-Recht auf das Teilen von Ressourcen anzuwenden ist. Uber ist seit seinem Start in Europa vor fünf Jahren massiv gewachsen. Das traditionelle Taxi-Gewerbe läuft Sturm gegen die neue Konkurrenz aus Kalifornien, die zahlreichen Ländern mit juristischen Hindernissen zu kämpfen hat.

*** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. ***

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Exporte überraschen - Fokus auf die USA
09.05.2025

Trotz des anhaltenden Handelskonflikts mit den Vereinigten Staaten sind Chinas Exporte überraschend robust geblieben. Der Außenhandel mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Reiche fordert den Ausbau von Gaskraftwerken in Deutschland
09.05.2025

Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche setzt auf einen schnellen Ausbau von Gaskraftwerken in Deutschland. Die Gründe dafür...

DWN
Politik
Politik Putins Parade: Moskau feiert "Tag des Sieges" – Europas Spaltung auf dem Roten Platz sichtbar
09.05.2025

Während Putin mit Pomp den „Tag des Sieges“ feiert, marschieren zwei europäische Regierungschefs an seiner Seite – trotz Warnungen...

DWN
Panorama
Panorama Der stille Anti-Trump? Internationale Reaktionen auf Papst Leo XIV.
09.05.2025

Mit der Wahl von Robert Francis Prevost zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche übernimmt erstmals ein Amerikaner das Papstamt. Welche...

DWN
Finanzen
Finanzen Allianz-Aktie nach Dividendenabschlag im Minus – Chance für Anleger?
09.05.2025

Die Allianz-Aktie zählt 2025 zu den Top-Performern im DAX – doch am Freitagmorgen sorgt ein deutlicher Kursrückgang für Stirnrunzeln...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch zur Eröffnung am Freitag
09.05.2025

Zum Handelsbeginn am Freitag hat der DAX ein frisches DAX-Rekordhoch erreicht. Die im April gestartete Erholungswelle nach dem ersten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Insolvenzen in Deutschland steigen nur noch geringfügig an - ist das die Trendwende?
09.05.2025

Der Anstieg der Insolvenzen in Deutschland hat sich im April deutlich verlangsamt. Laut Statistischem Bundesamt wurden im Monatsvergleich...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie profitiert von starkem Jahresauftakt - und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag leicht zugelegt. Das deutsche Geldhaus überraschte mit einem...