Politik

Türkei sieht Chance auf Territorial-Gewinn im Norden Syriens

Die Türkei treibt ihren Plan zu einem Geländegewinn im Norden Syriens voran: Um eine sogenannte Schutzzone zu errichten, richtet die Türkei nun US-Raketenwerfer auf syrisches Territorium. Offiziell soll mit den neuen schweren Waffen der IS beschossen werden.
26.04.2016 19:19
Lesezeit: 1 min

Im Mai wird die Türkei an der Grenze zu Syrien ein US-amerikanisches Raketenwerfer-System stationieren. Das System der Klasse High Mobility Artillery Rocket System (HIMARS) soll nach Angaben des türkischen Außenministers Mevlüt Çavuşoğlu dazu dienen, effektiver gegen die Terror-Miliz ISIS vorzugehen.

In einem Interview mit der Daily Sabah sagte Çavuşoğlu: „Um ISIS auszurotten, muss die Opposition gestärkt werden. Wir müssen die gemäßigte Opposition unterstützen. Unsere Kanonen haben eine Reichweite von 40 Kilometern, während die amerikanischen HIMARS-Raketen eine Reichweite von 90 Kilometern haben. Wir haben mit den USA eine Übereinkunft getroffen, wonach die Manbij-Region dicht gemacht werden soll. Mit dieser Strategie sollen mehr Kräfte für den Kampf gegen ISIS zusammengezogen werden. Die gemäßigte Opposition wird im Stande sein, zu Boden vorzustoßen.“

Wer diese gemäßigte Opposition sein sollte, sagte Çavuşoğlu nicht. In Syrien kämpfen zahlreiche Söldner, Milizen und Islamisten gegen die Regierung und gegeneinander. Sie werden von der Türkei, den Golf-Staaten und den diversen Geheimdiensten unterstützt und finanziert. Aufseiten der syrischen Regierung kämpft Russland.

Ziel der Türkei sei es, im Norden Syriens eine Sicherheitszone zu gründen. Deshalb müsse die nördliche Region Manbij mit den Raketenwerfer-Systemen gesichert werden. Obama habe mehrmals betont, dass er nicht gegen die Gründung einer Sicherheitszone sei und Deutschland unterstütze diesen Vorgang, so der Minister. Tatsächlich will die türkische Regierung einen territorialen Gewinn verzeichnen. Das Gebiet gehört nach türkischer Lesart zum osmanischen Erbe, wie offizielle türkische Sprecher ganz unumwunden einräumen. 

Das Raketenabwehr-System HIMARS kommt auch in Jordanien zum Einsatz, berichtet Military Times. Weitere HIMARS im Kampf gegen ISIS sollen im Irak stationiert werden, meldet das Wall Street Journal. Von dort aus wurden am 4. März ISIS-Verbände im Syrien-Konflikt beschossen, um die internationalen Söldner und Milizen zu unterstützen, die ebenfalls gegen ISIS kämpfen.

Auf der türkischen Luftwaffenbasis Incirlik haben die USA bisher vier Predator-Drohnen und zwölf A-10-Bomber stationiert, um sie im Kampf gegen ISIS einzusetzen, berichtet The Journal of Turkish Weekly.

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