Finanzen

US-Zentralbank fürchtet Banken-Crash in Europa

Während der Finanzkrise rettete die US-Zentralbank Europäische Banken mit Notkrediten in Höhe von 538 Milliarden Dollar. Dennoch unterliegen sie in den USA bisher nicht denselben strengen Auflagen wie US-Banken. Dies muss sich ändern, fordert Federal Reserve, weil sie offenbar Anzeichen für große Probleme bei einigen Instituten sieht.
16.12.2012 01:03
Lesezeit: 2 min

Aktuell:

Broder: Das Ende Europas ist nah

Die amerikanische Zentralbank Federal Reserve (Fed) hat vorgeschlagen, auch großen ausländischen Banken die strengeren US-Kapitalvorschriften aufzuerlegen, berichtet Bloomberg. Betroffen wären circa 25 ausländische Banken, unter ihnen auch die Deutsche Bank. Auf diese kommen aktuell nicht nur Schadenersatz-Zahlungen an die Kirch-Erben in Milliardenhöhe zu (mehr hier), sie hat auch mit Geldwäschevorwürfen zu kämpfen (mehr hier). Am Freitag hatten sich die Zentralbanken darauf verständigt, ihre Übereinkunft über Währungs-Swaps zu verlängern, was von Beobachtern als Zeichen gewertet wird, dass die Zentralbanken mit größeren Verwerfungen in der Bankenszene rechnen (hier).

Ziel der von der Fed geplanten Vorschriften sei es, die Risiken des Finanzsystems zu verringern. Die Fed hatte während der Finanzkrise Notkredite in Höhe von 538 Milliarden Dollar an die US-Abteilungen europäischer Banken ausgegeben, fast so viel wie an amerikanische Banken. Dadurch erhöhte sich in den USA der Druck auf Politik und Aufsichtsbehörden, die strengeren Regeln für US-Banken nun auch für ausländische Banken zu etablieren, so Bloomberg.

Ausländische Banken mit mehr als 50 Milliarden Dollar an globalen Vermögenswerten und mehr als 10 Milliarden Dollar in den USA sollen verpflichtet werden, ihre US-Geschäfte einschließlich Wertpapierhandel innerhalb von Holding-Gesellschaften abzuwickeln. Diese müssten dieselben US-Kapitalvorschriften einhalten wie entsprechende amerikanische Banken. Diese Neuordnung könnte ausländische Banken dazu zwingen, Kapital in ihre US-Abteilungen zu transferieren, und umgekehrt ihre Möglichkeiten bescheiden, Gelder aus den USA herauszubringen.

Der Vorschlag der Fed sieht ebenfalls vor, die ausländischen Banken strengeren Liquiditäts-Vorschriften zu unterwerfen. Das heißt die Banken müssten mehr schnell-verkäufliche Anlagen in den USA aufbauen, etwa Bargeld oder US-Staatsanleihen. Die USA haben ein extremes Haushaltsdefizit, die Inflation wird durch weiteres Gelddrucken massiv vorangetrieben (mehr hier). In diesem Umfeld hat unter anderem China, der größte Gläubiger der USA, seine Bestände an US-Staatsanleihen zurückgefahren (mehr hier). Die Fed-Pläne könnten die ausländischen Banken nun dazu bewegen, mehr US-Anleihen zu erwerben.

Außerdem sehen die Pläne der Fed jährliche Stresstests vor, die analysieren sollen, wie die Banken einen wirtschaftlichen Abschwung verkraften würden, berichtet Bloomberg. Wenn die US-Abteilung einer ausländischen Bank im Stresstest durchfällt, könnte ihr verboten werden, Dividenden an die Mutterbank zu zahlen.

Kritik an den neuen Fed-Plänen äußerte Sally Miller vom Institut Internationaler Banker. Der Vorschlag „könnte ausländische Banken veranlassen sich vom US-Markt zurückzuziehen, was unsere Wirtschaft und Finanzmärkte beschädigen würde“, zitiert ihn Bloomberg. Es sei angemessener, „sich auf die sehr kleine Anzahl ausländischer Banken zu konzentrieren, deren US-Geschäfte tatsächlich eine Risiko für die US-Finanzstabilität darstellen“, sagte Miller. Große Erfolge hat die US-Bankenaufsicht bisher nicht zu verzeichnen, wie unter anderem der Skandal um Bernie Madoff zeigte. Auch der Aufbau einer europäischen Bankenaufsicht scheint zum Scheitern verurteilt (mehr hier).

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Belarus im Strudel der „eurasischen Integration“
10.08.2025

Belarus‘ Abhängigkeit von Russland wird zur existenziellen Gefahr – und China nutzt die Schwäche eiskalt aus. Warum Minsk in einer...

DWN
Finanzen
Finanzen Rheinmetall, Lockheed Martin & Co.: Defense ist das neue Nachhaltig
10.08.2025

Investieren in „Rüstung“? Darf man das, muss man das? Angesichts der geopolitischen Lage liegt der Gedanke eigentlich nahe.

DWN
Immobilien
Immobilien Hitzeschutz für Immobilien: So machen Sie Ihr Zuhause hitzefrei
10.08.2025

Deutschland "erfreut" sich 2025, wie schon in den vergangenen Jahren, im Durchschnitt neuer Höchsttemperaturen. Bei einem solchen Wetter...

DWN
Unternehmen
Unternehmen EU Start-up Offensive: Brüssel will Europas Innovationslücke schließen
10.08.2025

Mit Rentenmilliarden, schneller Finanzierung und einem EU Pass will Brüssel Europas Start ups beflügeln – doch freiwillige Regeln, hohe...

DWN
Technologie
Technologie Das Weltall: Die neue ökonomische Frontlinie
10.08.2025

Wem nützt Raumfahrt überhaupt? Im Hintergrund entsteht eine neue wirtschaftliche Realität – Daten, Technologien und Industrien in der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zuverlässigkeit im europäischen Luftverkehr: Welche Airline hält Wort – und welche nicht?
10.08.2025

Verspätungen, Streiks, Entschädigungen – der europäische Luftverkehr steht unter Druck. Eine aktuelle Analyse deckt auf, welche...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Geopolitik, KI und Regulierung befeuern Europas Sicherheitsausgaben
10.08.2025

Geopolitische Spannungen, strengere Gesetze und KI-getriebene Cyberangriffe zwingen Europas Wirtschaft zu massiven Investitionen in...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuerlast: Wie Deutschland Durchschnittsverdiener abzockt und Spitzenverdiener entlastet
09.08.2025

Deutschland hat die zweithöchste Abgabenlast weltweit – aber nur für Normal- und Geringverdiener. Ein OECD-Vergleich zeigt, dass...