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München bekommt weltweit erste Carsharing-Flotte mit Wasserstoff-Antrieb

Der Technologie-Konzern Linde startet eine eigenes Carsharing-Projekt in München. Die Flotte soll ausschließlich aus Fahrzeugen mit Wasserstoff-Antrieb bestehen. Damit könnte der Konzern von dem Trend Carsharing und der staatlichen Förderung für emissionsfreies Fahren profitieren.
01.06.2016 07:33
Lesezeit: 2 min
München bekommt weltweit erste Carsharing-Flotte mit Wasserstoff-Antrieb
Mit BeeZero will Linde von den beiden Trends Carsharing und emissionsfreies Fahren profitieren. (Foto: LindeGroup) Foto: Christian Brecheis

Der Technologiekonzern Linde schickt 50 Autos mit Brennstoffzelle ab kommendem Sommer durch München. Es ist das weltweit erste Carsharing-Angebot, das ausschließlich Brennstoffzellenfahrzeuge einsetzt. Unter dem Namen „Bee Zero“ sollen die SUV vom Typ Hyundai ix35 Fuel Cell in der Innenstadt zur Buchung online oder per Handy-App bereitstehen. Die Autos mit 136 PS starkem E-Motor werden mit Wasserstoff betankt und betrieben. Das Auffüllen übernimmt dabei der Carsharing-Anbieter. Der Konzern Linde zählt die Aufbereitung und Verarbeitung von Gasen zu seinem Kerngeschäft und unterhält in München eine von rund 34 Wasserstofftankstellen bundesweit, im Umland gibt es sieben Anlagen.

Mit dem Konzept für „BeeZero“ will die Linde Group zwei aktuelle Mobilitätstrends miteinander verbinden: Carsharing und emissionsfreies Fahren. Carsharing drängt seit geraumer Zeit aus der Nische und erlebt aktuell einen regelrechten Boom mit neuen Nutzerrekorden. Das Modell, Autos zu teilen statt zu besitzen und könnte nach Voraussagen führender Experten in Zukunft das Konzept vom Privaten Auto ganz ablösen. Entsprechend haben viele große Autobauer und auch Technologiekonzerne ihre eigenen Carsharing-Projekte entwickelt. Lind reiht sich hier ein mit BMW, Daimler, Opel oder auch dem Zulieferer Bosch, der ebenfalls mit eigenen digitalen Diensten von dem Trend zum Auto als Dienstleistung statt als Statussymbol profitieren will.

Beim emissionsfreien Fahren geht es aktuell meist um Elektro-Antriebe mit Batterien: Brennstoffzellen galten im Vergleich bisher als kompliziert und der Treibstoff Wasserstoff als gefährlich im Vergleich zur Steckdose. Da die Erzeugung von Wasserstoff in der Regel viel Energie benötigt, wird die Brennstoffzelle zudem oft als nur mittelmäßig klimafreundlich angesehen. Für die BeeZero-Flotte verwendet Linde nach eigenen Angaben daher nur Wasserstoff, der vollständig mit grünen Methoden erzeugt wird, womit das Konzept gänzlich CO2-neutral sei. Auch Konkurrent Audi  und andere arbeiten an grünen Kraftstoffen, die ohne CO2-Ausstoß auskommen.

Doch in dem Wettbewerb gibt es auch neue Entwicklungen. Ein ionischer Kompressor und eine sogenannte Kryopumpe sollen den Betankungsprozess effizienter und sparsamer machen. Möglich wird dies durch eine Verdichtung des zu betankenden Wasserstoffs auf bis zu 900 bar und tiefkaltem Wasserstoff, der bei minus 253 °C verflüssigt wurde. Somit könne auf minimaler Fläche und mit niedrigem Stromverbrauch ein hoher Durchsatz erfolgen, so Linde.

Zu den Stärken der Brennstoffzellenfahrzeuge zählt im Vergleich mit dem Batteriebetrieb ihre Reichweite: Mit einer Tankfüllung Wasserstoff können die Autos laut Linde  derzeit mehr als 400 Kilometer zurücklegen. Wasserstoff-Autos eignen sich daher auch für Fahrten mittlerer Länge, wohingegen E-Autos derzeit immernoch hauptsächlich auf den Stadtverkehr beschränkt sind. Ein Ausflug aus der Münchner Innenstadt zu den umliegenden Seen oder in die Berge ist ohne Probleme mit einer Wasserstoff-Tankfüllung möglich. Batteriebetriebene Elektrofahrzeuge müssten hingegen unterwegs aufgeladen werden.

Was die aktuelle staatliche Förderung für emissionsfreie Antriebe anbelangt, so sind auch hier derzeit hauptsächlich E-Autos mit Batterien gemeint. Dennoch werden Brennstoffzellen-Fahrzeuge in Deutschland künftig staatlich genauso gefördert wie Autos mit Hybrid-Antrieb. Der aktuelle Gesetzentwurf sieht also eine Kaufprämie von 3000 Euro vor.

Ansonsten bleiben die Wasserstoff-Antriebe jedoch in einem wichtigen Punkt der Förderung außen vor: Zum E-Auto-Paket des Autogipfels gehört die Förderung des Baus von Lade-Stationen mit weiteren 300 Millionen Euro bis 2020, davon 200 Millionen für Schnellladestationen. Von Wasserstoff-Tankstellen ist jedoch keine Rede.

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